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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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schlecht. Sein Kopf glühte vor Fieber, und von Zeit zu Zeit erbebte sein ganzer Körper unter heftigen Schüttelfrostanfällen.
    Elimas, der sich sonst um die kranken oder verletzten Tajarim kümmerte, war ja mit Seshmosis ins Landesinnere unterwegs, und so schickte Zerberuh Aruel ins Dorf um Hilfe. Doch hier lebte kein Heiler, nur eine uralte Frau, der man Erfahrungen mit Kräutern nachsagte. Aber diese weigerte sich, das Schiff mit den fremden Männern zu betreten.
    Plötzlich stand Sampo vor Zerberuh.
    »Ihr habt einen Kranken? Soll ich ihn mir ansehen? Ich bin Schamane und Heiler.«
    Zerberuh war erleichtert und führte den Finnen zu Almak, der schon seit Stunden in seinem Fieberwahn niemanden mehr erkannte.
    »Almak, mein alter Freund! Ich bin es Zerberuh. Ich bringe dir Hilfe.«
    Doch der Angesprochene reagierte nicht. Sein Geist befand sich nicht hier, sondern im fernen Byblos in jener fernen Nacht, in der sie zu dritt in den Tempel des Mot eingebrochen waren. Wieder und wieder durchlebte Almak den Frevel, und wieder und wieder sah er das Ende der dreizehn Priester, wie sie von einem riesigen roten Maul verschlungen wurden. Dieses grauenvolle Maul ließ Almak fiebern und zittern.
    Sampo umfasste mit seinen beiden Händen die Handgelenke des Kranken und lauschte in sich hinein. Auf einmal fing der Schamane an, wild zu zucken, und zugleich schüttelte sich Almak heftig im Fieber. Der Anblick der beiden spasmischen Menschenkörper war zu viel für Zerberuh. Schreiend floh er an Deck.
    Kurz darauf beruhigten sich Patient und Schamane wieder. Almak sank in einen tiefen Schlaf, der schon fast an Bewusstlosigkeit grenzte. Sampo blickte nachdenklich auf den Kranken.
    »Ich erkenne das Wirken eines Dämons in dir, mein Freund. Dich hat ein verdammt großer Dämon erwischt. Da bedarf es mehr als eines Schamanen, um ihn auszusingen.«
     
    *
     
    Odin grübelte trübsinnig im Schatten seiner Burg Gladsheim. Seit seiner Begegnung mit der Seherin konnte ihn nichts mehr erheitern. Doch die anderen Götter genossen das Leben auf dem Idafeld, der prächtigen Wiese am Fuße von Asgard. Alle außer Odin und seinem Sohn Hödur, Baldurs blindem Zwillingsbruder.
    Seit jedwede Dinge und Tiere, Pflanzen und Wesen in Asgard, Utgard und Midgard geschworen hatten, Baldur nicht zu verletzen, war das Lieblingsspiel der Götter der »Baldur Test«. Das Spiel sah so aus, dass jeder versuchte, Baldur irgendwie mit irgendwas umzubringen und dann zu sehen, auf welche Weise die jeweilige Tatwaffe versagte. Die Asen hatten Spaß daran, wenn sich Axtblätter verbogen oder Steine zerbröselten, nur weil sie nicht eidbrüchig werden wollten. Man hetzte mächtige Bären auf Baldur und versuchte, ihn von giftigen Schlangen beißen zu lassen. Doch diese Tiere starben lieber selbst, bevor sie ihr Versprechen brachen.
    Die Dinge und Tiere, Pflanzen und Wesen hatten nur aus Mitleid mit einer besorgten Mutter einen Eid geleistet, der eigentlich gegen ihre Natur und Bestimmung war. Ein Feuer brannte eben, und ein Schwert schlug Wunden, ein Pfeil durchdrang die Haut, und das Gift einer Schlange lähmte. Nicht so bei Baldur. Was immer die Götter nach ihm warfen oder schossen, womit sie ihn schlugen oder auf ihn einhieben, nichts verletzte ihn.
    Loki missbilligte dieses alberne Spiel, und er ärgerte sich, dass die Götter keine anderen Interessen mehr hatten – keine Ausflüge zu den Menschen mehr, kein Rätselwettstreit mit den Zwergen, kein Kräftemessen mit den Riesen, keine gegenseitigen Schmähreden bei Wein, Bier und Met.
    Deshalb wollte Loki ihnen den Spaß gehörig verderben und das Spiel ein für alle Mal beenden. Er wusste nichts von dem eidlichen Versprechen aller Dinge und wunderte sich über Baldurs Unverwundbarkeit. Um das Geheimnis zu ergründen, verwandelte Loki sich in eine Frau und begab sich zu den Privatgemächern von Baldurs Mutter Frigg.
    »Was ist denn auf dem Idafeld los, gute Frau? Fröhliches Lachen dringt zu mir und lautes Juchzen. Feiert man ein Fest?«, fragte Odins Gemahlin die Fremde.
    »Das mag ein seltsames Fest sein, edle Frigg. Alle versuchen deinen Sohn Baldur umzubringen, und sie amüsieren sich köstlich, auf ihn zu schießen und ihn zu bewerfen, nach ihm zu hauen und zu stechen.«
    »Oh, das macht gar nichts! Weder Waffen noch Hölzer werden ihm ein Leid zufügen, von ihnen allen habe ich Eide genommen.«
    Arglistig fragte Loki: »Haben wirklich alle Dinge geschworen, Baldur zu verschonen?«
    Frigg dachte eine Weile

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