Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
Vom Netzwerk:
nach.
    »Das ist doch ganz einfach! Seit wir hier fressen, vergeht Zeit. Verstehst du denn nicht, Eichkater? Fressen erzeugt Zeit! Das ist doch für jeden Simpel einsichtig, dass beides zusammenhängt.«
    »Genau so ist es«, stimmten die anderen drei Hirsche zu. »Wir schaffen Zeit, also lass uns äsen. Stör uns nicht bei unserer Arbeit!«
    »Ich gebe auf! Wiederkäuer!«, fauchte Ratatöskr verächtlich und rannte auf einen höher gelegenen Ast.
     
    *
     
    Die Gegend war schrecklich. Stundenlang war Seshmosis' kleine Karawane zwischen zischenden und dampfenden Quellen und gurgelnd kochenden Schlammlöchern geritten. Der einzige Vorteil dieser Region waren die immer wieder ausströmenden heißen Quellen, an denen man sich aufwärmen konnte. Doch inzwischen hatte das Gelände sich verändert, und es war merklich kälter geworden. Der kaum erkennbare Weg führte über mit kargem Grün bewachsene Lava, flankiert von sumpfigen Wiesen. Sigurdur Erikson ritt an der Spitze, Seshmosis bildete den Schluss. Jeder Reiter musste sein Packpferd fest an einem Strick führen, damit es nicht vom Weg abkam und sich zwischen den von Moos überzogenen glitschigen Steinen ein Bein brach. Immer wieder jagten Wolkenfetzen über die Landschaft, und Seshmosis war froh, dass man sich an den Vördur genannten Wegzeichen orientieren konnte. Ohne diese am Wegrand aufgeschichteten, mehr als mannshohen Steinpyramiden würden sich hier selbst erfahrene Führer verirren.
    Die Sicht wurde immer schlechter, und schon bald fielen die ersten Schneeflocken. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich ein heftiges Schneegestöber.
    Seshmosis hatte zwar schon davon gehört, dass es auf den Gipfeln des Libanon und anderen Gebirgen dazu kommen konnte, dass der Regen sich vor lauter Kälte in weiße Flocken verwandelte, doch persönlich war ihm Schnee bis zu diesem Augenblick fremd geblieben. Und er hätte auch gerne auf diese neue Erfahrung verzichtet.
    Sigurdur gab das Kommando zum Absteigen, von nun an mussten sie neben den Pferden herlaufen. Dann brach ein Schneesturm los.
    Schnell führten sie die Tiere zusammen, um sich zwischen den Leibern einigermaßen vor den gewaltig peitschenden Schneemassen zu schützen.
    Seshmosis verlor für einen Augenblick den Kontakt zu seinem Vordermann. Innerhalb kürzester Zeit war er von Sigurdur, Elimas und Nostr'tut-Amus getrennt. Völlig allein irrte er angsterfüllt durch das Unwetter.
    »Herr, steh mir bei!«, schrie er, und der Sturm riss ihm die Worte von den Lippen und trug sie in die undurchdringliche Dunkelheit. Doch GON hörte ihn, denn er war ganz nah, im umgehängten Ledersack an Seshmosis' Seite.
    »Ich bin bei dir, verzage nicht! Und bleib endlich stehen! Schau dich um! Es bringt nichts, wenn du panisch durch die Gegend stolperst.«
    Seshmosis blieb stehen. Der kleine Gott hatte recht. Es war völlig unsinnig, blind durch die Gegend zu rennen. Erst jetzt merkte er, wie erschöpft er war. Vorsichtig sah er sich um und da entdeckte er ein funkelndes kleines Licht.
    »Ich sehe ein fernes Licht. Ist das mein Ende, Herr?«, fragte er abgekämpft.
    »Nein, das ist nicht das Endlicht deines Lebens, es ist mein Leuchtlicht, das dir den Weg zeigt.«
    Mit letzter Kraft und GONs Hilfe folgte Seshmosis dem Licht und gelangte taumelnd in eine Höhle. Der Boden war angenehm weich, wie mit Fellen bedeckt. Der Prophet folgte dem Licht GONs noch ein wenig weiter in die rettende Höhle hinein, weiter weg vom tödlichen Unwetter draußen. Dort, wo das Licht innehielt, spürte Seshmosis eine kuschelige Vertiefung im Boden, in die er sich völlig erschöpft legte und augenblicklich einschlief.
     
    *
     
    Endlich fand der Gode Leif Blauzahn Zeit für die Tajarim. Sie saßen direkt vor dem Hochsitz des Häuptlings, und Raffim eröffnete die Verhandlungen: »Sparen wir uns das Geplänkel mit den Pelzen, der fetten Wolle und dem getrockneten Fisch. Kommen wir lieber gleich zu den schönen Sachen, die du von deiner Wikingfahrt mitgebracht hast.« »Woher weißt du, dass ich auf Wikingfahrt war?«, fragte der Häuptling lachend. »Ja, ja, es wäre wohl kein rechter Eisländer, der nicht als Wikinger unterwegs war. Gut, dann wollen wir mal sehen, was euch interessiert. Und ihr zeigt mir, was ihr zu bieten habt. Ich liebe den Handel mit Ausländern!«
     
    Während Raffim, Barsil und Leif Blauzahn zu feilschen begannen und versuchten, sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, ging es Almak an Bord der Gublas Stolz schlecht, sehr

Weitere Kostenlose Bücher