Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
Vom Netzwerk:
»Au! Warum reißt du mich an den Haaren?«
    »Eigentlich reiße ich am Wolfspelz«, sagte Sindri kleinlaut.
    »Was ist los? Was soll das? Was tut ihr mir an?«, fragte Seshmosis, der Panik nah. Verzweifelt versuchte er, den Mantel wieder auszuziehen. Genauso gut hätte er versuchen können, seine Haut abzustreifen.
    »Was ist geschehen?«, wollte er wissen, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Die gute Nachricht: Unsere neue Erfindung funktioniert. Der Mantel verwächst absolut mit dem Körper des Trägers und erfüllt so optimal seine Aufgabe. Die schlechte Nachricht: Er verwächst wirklich absolut mit dem Körper des Trägers und lässt sich nicht mehr ablegen.«
    »Ich kann den Mantel nie mehr ausziehen?«, fragte Seshmosis entsetzt.
    »So könnte man es ausdrücken«, gab Sindri zu. »Du bist jetzt sozusagen ein Seshmosis im Wolfspelz. Übrigens wächst dir sogar im Gesicht ein wunderschönes graues Fell. Erstaunlich.«
    »Außerdem ist das Wolfsfell das traditionelle Berserker-Gewand«, ergänzte Brokk altklug.
    »Und was bedeutet das für mich?« Seshmosis stand am Rande der Verzweiflung. Die beiden Gestaltwandler schien seine Situation nicht im Geringsten zu beunruhigen.
    »Na ja, die Menschen könnten Angst vor dir haben, wenn sie dich sehen«, erklärte Sindri.
    »Zumindest sollten sie es«, setzte Brokk hinzu. »Auf jeden Fall bist du mit dem Fell für deine Reise bestens gerüstet. Erfrieren wirst du sicher nicht. Erinnere dich, dass du das uns zu verdanken hast!«
    Seshmosis knurrte wie ein Hund. Zumindest das passte zu seinem neuen Äußeren. Die Höflichkeit verbot es ihm, seinen Gastgebern so zu antworten, wie ihm eigentlich zumute war. Er wagte gar nicht daran zu denken, wie Tani auf ihn reagieren würde. Sie, die seine glatte, nahezu unbehaarte Haut so liebte. Und jetzt dieses! Doch die Zwerge kümmerte Seshmosis' Traurigkeit nicht im Geringsten.
    Mit geschwellter Brust führten die Gestaltwandler Seshmosis zum Ausgang ihres unterirdischen Reiches. Der Bepelzte erblickte eine überwältigende Landschaft: Dampfende Geysire und brodelnde Schlammtöpfe, rauchende Vulkane und gigantische Wasserfälle.
    Die Zwerge umarmten Seshmosis zum Abschied und wünschten ihm alles Gute. »Besuch uns wieder! Dann kannst du uns von deinen Erfahrungen mit dem Wolfsmantel berichten. Vielleicht gibt es ja noch die eine oder andere Verbesserungsmöglichkeit.«
    Seshmosis verkniff es sich zu sagen, dass die Möglichkeit, den Mantel auszuziehen eine erhebliche Verbesserung wäre, und drückte stattdessen Brokk und Sindri die Hand.
    So dankbar der Schreiber den Zwergen für seine Rettung war, so froh war er, dass er die verrückten Genies endlich verlassen konnte. Mit einem Proviantbündel über der Schulter machte er sich auf den Weg nach Westen, dorthin, wo in einem kleinen Dorf am Meer seine Freunde sicher sehnsüchtig auf ihn warteten.
    Die Vorfreude ließ Seshmosis alle finsteren Gedanken an sein neues Aussehen verdrängen. Als er so frohgemut und optimistisch durch die Gegend wanderte, bemerkte er gar nicht, dass er an einem großen Steinbrocken vorbeiging, hinter dem sich ein verängstigter Hirte versteckte. Mit entsetzt aufgerissenen Augen sah er Seshmosis nach und flüsterte fast unhörbar: »Yeti.«
     
    *
     
    Als Elimas und Nostr'tut-Amus mit ihren Pferden den Hügel oberhalb von Keflavik erreicht hatten und endlich wieder das Meer sahen, fuhr ihnen ein gewaltiger Schreck in die Glieder. Im Hafenbecken lagen nur ein Wikingerschiff und einige Fischerkähne, es war aber keine Spur von der Gublas Stolz zu sehen.
    »Sie sind ohne uns abgefahren!«, stellte Elimas erschrocken fest.
    Nostr'tut-Amus schüttelte bedächtig den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Aber irgendetwas stimmt nicht. Ich spüre Tod und Gefahr. Gehen wir ins Dorf, dort werden wir Genaueres erfahren.«
    Vor dem Langhaus von Leif Blauzahn trafen die beiden Reisenden auf Zerberuh. Der freute sich, die Freunde wieder zu sehen, doch schnell verfinsterte sich seine Miene. »Wo ist Seshmosis?«
    »Wir haben ihn leider in einem Schneesturm verloren. Aber die Seherin von Thingvellir beruhigte uns, dass wir uns keine Sorgen machen sollen. Wo immer er gerade ist, es geht ihm gut.«
    »Und ihr glaubt so einfach einer Seherin, die ihr dafür bezahlt, dass sie euch erzählt, was ihr hören wollt?«, empörte sich Zerberuh.
    »Beruhige dich, alter Freund. Wir haben schon ganz andere Schwierigkeiten überwunden«, versuchte Elimas zu beschwichtigen.
    »Wir

Weitere Kostenlose Bücher