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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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nicht bald dein Haupt zur Buße senkst, wirst du nie mehr singen, weil ich dir nämlich die Zunge herausschneiden werde!«
    Jetzt reichte es dem Skalden endgültig. Wütend stürmte er auf Tangbrand los. Doch der machte behände einen Schritt zur Seite und schlug mit einem mächtigen Hieb seines Kruzifixes Wetrlidi den Schädel ein.
    »Schaut nach, ob noch jemand zum Taufen da ist!«, befahl er Torarin und Hallfred. Kurz darauf zerrten die beiden eine weinende Frau und drei völlig verstörte Kinder aus dem Stall. Widerstandslos empfingen sie das heilige Wasser und ließen sich in die Herde Gottes aufnehmen.
     
    *
     
    Wie betäubt schleppte sich Seshmosis durch das menschenfeindliche Land. Ohne die Vördur, die mannshoch aufragenden Wegzeichen, hätte er längst die Orientierung verloren. Die körperliche Anstrengung schlug sich auf seinen geistigen Zustand. Schon seit Stunden konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Fast sehnte er sich zu den irren Zwergen und ihrer warmen Höhle zurück, als er vor sich eine kleine, huschende Gestalt wahrnahm. Doch so schnell, wie sie gekommen war, entschwand sie auch wieder. Und tauchte wieder auf.
    Als der Schreiber schon glaubte, endgültig den Verstand zu verlieren, saß auf einmal ein Eichhörnchen vor ihm auf einem Stein.
    »Herr!«, rief Seshmosis erleichtert.
    »Herr hat mich noch nie jemand genannt«, entgegnete Ratatöskr erstaunt.
    »Aber ich nenne dich doch immer Herr, mein Herr! Und warum erscheinst du mir jetzt als Eichhörnchen?«
    »Vielleicht weil ich ein Eichhörnchen bin? Aber ich finde es überaus freundlich, dass du ein Eichhörnchen als Herrn bezeichnest. Das gefällt mir, ich fühle mich geehrt.«
    Seshmosis erschrak. Der kleine Gott hatte anscheinend sein Gedächtnis verloren. In dieser wahnsinnigen Landschaft wunderte ihn gar nichts mehr. Nun hieß es für ihn, behutsam vorzugehen. Sicher schlummerten in GON immer noch ungeheuere göttliche Kräfte. Ein Wutausbruch des Eichhörnchens konnte ihn jederzeit und blitzschnell in Asche verwandeln.
    »Du erinnerst dich wirklich nicht mehr an mich?«, fragte Seshmosis verunsichert, aber freundlich.
    »Sollte ich? Ich kenne dich nicht!«
    »Doch, damals, in Ägypten, Herr. Erinnere dich! An jenem Abend in der Nähe von Abydos …«
    »Niemals nicht war ich in Ägypten, Fremder. Und nie im Leben bin ich einem Wolfsmenschen begegnet.«
    »Einem Wolfsmenschen?«, fragte Seshmosis, und im selben Augenblick erinnerte er sich an sein momentanes Äußeres. »Ach so, das meinst du! Das habe ich den Zwergen Brokk und Sindri zu verdanken.«
    »Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Die beiden durchgeknallten Gestaltwandler kenne ich gut. Anscheinend haben sie dir nicht nur einen Pelz angezaubert, sondern auch deinen Verstand verhext.«
    »Halt!«, rief Seshmosis energisch. »Du bist ein Eichhörnchen, das will ich akzeptieren. Aber wenn du nicht mein Herr bist, dem es beliebt, in vielerlei Gestalt zu erscheinen, warum kannst du dann sprechen?«
    »Weil ich schon immer sprechen konnte. Im Übrigen können alle mythischen Tiere, die in Asgard tätig sind, sprechen. Sonst würden sie nämlich die Götter nicht verstehen.«
    »Du gehörst zur hiesigen Götterwelt? Verzeih! Ich bin Prophet und verwechselte dich mit meinem Herrn, dem Gott ohne Namen, der mir vorzugsweise kleingestaltig erscheint.«
    Gerade als der Schreiber den Satz beendete, verdoppelte sich das Eichhörnchen. Seshmosis rieb sich die Augen. Ratatöskr rieb sich ebenfalls die Augen und schaute seinen Doppelgänger entgeistert an.
    »Wieso bin ich auf einmal zweimal da?«
    »Herr?«, fragte Seshmosis tonlos und fiel in Ohnmacht.
     
    *
     
    »Dort draußen treibt sich ein wahnsinnig gewordener Jabul herum«, sagte Raffim.
    »Ich denke nicht, dass Jabul wahnsinnig geworden ist. Ich glaube, er ist nicht er selbst«, wandte Barsil kleinlaut ein. Um den Hals trug er ein Schutzamulett mit den Runenzeichen laukaR, das er von Sampo erworben hatte.
    »Wie kommst du darauf? Du weißt anscheinend mehr als wir. Sag uns endlich die Wahrheit, Barsil!«, forderte Zerberuh.
    Ungewöhnlich ängstlich blickte sich Barsil in der Runde um. Doch nur einer saß im Raum, der nicht mit der Gublas Stolz nach Eisland gekommen war – der Schamane Sampo.
    »Gut, ich will euch sagen, was ich weiß. Almak, Mumal und ich haben in Byblos einen Fehler gemacht. Wir sind in Mots Tempel eingebrochen und haben etwas gestohlen. Nun vermute ich, dass der Gott in Jabuls Gestalt hinter uns her

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