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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Kundschaft«, entgegnete der Krüppel ebenso knapp.
    »Kommt rein! Aber lasst die Finger von euren Waffen!«
    »Bring uns zu Náttfari, Olaf!«, forderte der Skalde. »Und ihr ausländischen Lehmriesen könnt mich endlich herunterlassen und mir meine Krücken wiedergeben. Den Rest schaffe ich allein.«
    Seshmosis hatte versucht, sich den Weg einzuprägen, doch nach der zehnten Abzweigung hatte er aufgegeben. Er würde, wie immer, seinem Instinkt und seinem kleinen Gott vertrauen.
    Nach einem kurzen Fußmarsch durch einen weiteren Höhlengang erreichten sie endlich ein großes, bronzenes Tor, vor dem zwei schwer bewaffnete Wächter standen. Und auf den Schultern der Wächter stand je ein schwer bewaffneter Wichtel. Jede Aufgabe im Einflussbereich der Schwarz-Roten Allianz wurde immer paritätisch von Menschen und Wichteln ausgeführt. Denn der Vertrag zwischen Natter Náttfari und seiner Menschenbande mit Chief Cormick und seinem Clan der Roten Borsten besagte, dass alle Pflichten und alle Beute hälftig geteilt werden mussten. Wer seine Arbeit nicht machte, bekam auch nichts von der Beute.
     
    Gerade versuchte die Natter abzuschätzen, ob vor ihm potenzielle Beute oder mögliche Geschäftspartner standen. Er beschloss, die Beantwortung dieser Frage vorerst offen zu lassen.
    Während Raffim umständlich erklärte, was er von den Leuten hier wollte, sah sich Seshmosis mit wachen Augen um.
    Die Wände schmückten wertvolle Teppiche, sicher Beutestücke von Wikingfahrten nach Europa. Einige von ihnen zeigten sogar Motive des neuen Glaubens.
    Das Mobiliar sah auch nicht gerade ärmlich aus, und die Waffen von Náttfaris Gefolgsleuten zeugten von hoher Schmiedekunst. Am auffälligsten in der Höhle waren für Seshmosis jedoch die kleinen, unterarmgroßen Wesen mit ihrer roten, an eine Zipfelmütze erinnernden Borstenfrisur. Selbstbewusst wuselten sie zwischen den Menschen herum und musterten misstrauisch die Tajarim.
    „… wir brauchen also nichts weiter als einen ortskundigen Führer«, hörte Seshmosis gerade noch, als er aus seinen Betrachtungen aufschreckte. Sollte Raffim so unvorsichtig sein, sich von solchen Gaunern führen zu lassen? Glaubte der alte Fuchs wirklich, auf dem Rückweg mit dem wertvollen Obsidian ungeschoren an der dunklen Stadt vorbeizukommen?
    »Gut! Dann will ich euch morgen einen kundigen Mann zur Seite stellen«, sagte Náttfari. »Er dient mir schon seit langem und ist absolut zuverlässig. Ihr könnt in einer unserer Gästehöhlen Quartier nehmen, und für einen kleinen Aufpreis servieren wir sogar eine warme Mahlzeit.«
     
    *
     
    Ratatöskr stand auf einer großen Wurzel von Yggdrasil und betrachtete Nidhöggr nachdenklich.
    »Sag, Nidhöggr, träumst du nicht manchmal davon, fliegen zu können?«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du ein Drache bist. Die meisten Drachen können fliegen.«
    »Ich bin aber ein Drache von der Rasse der Lindwürmer. Wir sind flügellose Drachen, aber dafür umso kräftiger. Wenn ich mich im Schlaf wälze, fallen die Menschen im Land der blühenden Zitronen aus den Betten.«
    »Möchtest du denn nie hinauf zum Adler, um ihm persönlich deine Meinung zu sagen?«
    »Dann würde ich doch nur erfahren, dass du mich seit Jahren belügst, Ratatöskr. Du willst uns doch nicht unser allerliebstes Spiel verderben?«
    Nein, das wollte der Eichkater sicher nicht.
     
    *
     
    Der Ortsvorsteher von Reykjahlid, Einar Grasmann, rieb sich in Vorfreude auf seinen Gewinn die Hände. So viele Fremde waren noch nie innerhalb so kurzer Zeit in seine kleine Siedlung am Mückensee gekommen wie in den letzten Tagen. Zuerst die Händler mit dem Wolfsmenschen und jetzt diese fürstlichen Herren aus dem fernen Burgund am Rhein mit ihren Kriegern.
    Was immer die Gäste benötigten oder taten, Einar verdiente daran. Ob sie aßen, tranken oder schliefen. Ob sie Futter für ihre Pferde brauchten oder Ausrüstungsgegenstände für die Weiterreise. Sogar wenn sie zu den gewissen Mädchen gingen, kassierte der Ortsvorsteher mit. In Reykjahlid gab es nur die Mückenstiche umsonst.
     
    »Glaubt mir, wir haben in Eisland keine Königin«, beteuerte Einar zum wiederholten Mal, doch der Burgundenkönig weigerte sich wie schon in Husavik, diese Antwort zu akzeptieren.
    »In den Liedern singt man von ihr! Seid doch nicht alle so stur! Es muss sie geben, und ich habe sie zur Braut auserwählt. Erklär du es ihm, Wahnfried!«
    »Ja, sicher, äh, klar doch, äh, das will ich gerne …«, stotterte der

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