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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander.«
    »Und dann kennt sich keiner mehr aus, und wieder einmal sind wir schuld«, klagte Skuld, die Norne der Zukunft. »Die Vergangenen kommen zu den noch mehr Vergangenen und werden sie mitnehmen. Tod wird kommen und Verrat gedeihen. Walküren werden reisen und Drachen fliegen. Lieder singen von Krieg und Untergang. Dann werden die Gegenwärtigen wieder eine Zukunft haben.«
     
    *
     
    »Lange nicht gesehen, Pelzlaus!«, höhnte Hräswelgr, der Adler.
    »Ich habe dich auch nicht vermisst«, konterte Ratatöskr schnippisch. »Eigentlich wollte ich diese Baumkrone nie mehr betreten, aber das Drachengetier bat mich so inständig, dass ich einfach nicht nein sagen konnte.«
    »Wozu sollte der alte Schuppenhäuter dich wohl brauchen? Außerdem will ich von dem Wurzelwurm sowieso nichts mehr hören.«
    »Du solltest aber wollen, denn er hat eine Botschaft für dich«, riet ihm Ratatöskr und lauerte auf die Reaktion des Adlers.
    »Also, dann sprich!«
    »Du sollst wissen, dass Nidhöggr sich und all seinen Nachfahren und Verwandten ein feierliches Versprechen gab: Drachen und Adler sollen auf ewig Feinde sein. Wo immer ein Drache auf einen Adler trifft, darf er ihn ohne Erklärung und ohne Warnung mit den Klauen zerreißen und mit den Zähnen zerbeißen.«
    »Und wovon träumt der Wechselblüter nachts? Jedes vernunftbegabte Lebewesen weiß doch, dass sich Drachen untereinander wie die Pest hassen und es nicht ertragen können, außerhalb der Brunftzeit auf ihresgleichen zu treffen.«
    »Du wirst schon sehen, was auf dich zukommt. Die Drachen planen eine Geschuppte Allianz, aber das verrate ich dir nur, weil wir schon so lange konstruktiv zusammenarbeiten.«
    Nach diesen Worten lief Ratatöskr grußlos die Weltenesche hinunter. Er wusste genau, dass der Adler jetzt eine Zeit lang ziemlich nervös sein würde.
    Der Eichkater liebte seine Arbeit.
     
    *
     
    »Wir müssen unbedingt in die große Stadt am Berg, Seshmosis«, beharrte Raffim. »Bestimmt lässt sich dort ein trefflicher Handel abschließen. Außerdem ist die Konkurrenz unter den Führern in diesem Dimmuborgir sicher wesentlich größer, was zwangsläufig zu niedrigeren Preisen führt. Wir profitieren alle davon!«
     
    So hatte Raffim gesprochen und sich wie fast immer durchgesetzt. Deshalb irrten die Tajarim jetzt durch die Dunkelstadt – nicht alle Tajarim, sondern nur Raffim mit seinen drei Dienern, Elimas und Seshmosis. Die anderen lagerten mit den Pferden und ihrer Habe sicherheitshalber am Rand von Dimmuborgir.
    Kaum ein Mensch ließ sich zwischen den aufragenden Lavafelsen sehen, nur ab und zu huschten Schemen vorbei. Man ging den Tajarim eindeutig aus dem Weg.
    Auf einmal trat unter einem Bogen ein leicht gebückter Mann hervor und sprach sie an.
    »Übt Barmherzigkeit, edle Herren. Um das Heil eurer unsterblichen Seelen willen, gebt mir zu essen.«
    Seshmosis musterte den Bettler genauer. »Hallfred! Bist du es wirklich?«
    »Ja, ich bin Hallfred, doch mir scheint, das war in einer längst vergessenen Zeit. Woher kennst du mich?«
    »Aus Keflavik. Du wolltest mit deinen Freunden die frohe Botschaft des neuen Glaubens verkünden.«
    »O ja, das wollten wir. Doch dann zeigte uns der alte Glaube die Zähne. Und die Klauen und Schnäbel und Krallen. Krüppel sind meine Freunde nun, und ich bin auch nicht viel besser dran.«
    Seshmosis empfand Mitleid und gab dem Missionar aus seinem Bündel einen geräucherten Fisch.
    »Sag, guter Mann, kannst du uns vielleicht den Weg weisen? Wir suchen Händler oder Führer in dieser Stadt.«
    Doch der Bettler schüttelte nur stumm den Kopf und machte einen Schritt zurück. Sofort verschmolz er mit der Schwärze der Stadt und verschwand lautlos.
    Als Seshmosis sich wieder seinen Kameraden zuwandte, bemerkte er in einer Wandnische zwei Wölfe, die ihn aufmerksam beobachteten. Hielten sie ihn für ihresgleichen? Dachten sie, er wäre ein zweibeiniger Wolf?, überlegte Seshmosis.
     
    Nachdem die Tajarim eine weitere Stunde ziellos in Dimmuborgir umhergeirrt waren, hörten sie einen leisen Gesang. Vorsichtig näherten sie sich der Musik. Hinter einer Ecke saß ein Skalde, der zum Spiel seiner Kantele sang.
    »Wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder«, zitierte Elimas eine Weisheit aus seinen Kindertagen.
    Der Sänger unterbrach sofort seinen Gesang und entgegnete:
    »Von wegen: Böse Menschen haben keine Lieder! Ganz im Gegenteil!

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