Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Catalina lachte auf. Es klang rau.
»Aber sie werden dich zwingen«, erwiderte Ainoa mitfühlend und fügte nach einer Pause nachdenklich hinzu: »Sicher wird dein Leben hier nach den Weihen angenehmer werden. Immerhin hast du dann mehr Freiheiten, und wenn du endlich dein störrisches Verhalten aufgibst, lassen sie dich vielleicht sogar mit Schwester Euralia in der Apotheke und im Kräutergarten arbeiten.«
»Ich will aber nicht im Kräutergarten und auch nicht in der Apotheke arbeiten. Ich will hier raus!« Catalina biss dreimal rasch hintereinander in den Apfel.
»Aber deine Eltern werden dich nicht heiraten lassen. Schließlich sind auch deine älteren Schwestern im Kloster. Wenn, dann hätten sie eher Mari-Juan mit einer Mitgift …«
»Ich brauche keine verdammte Mitgift. Und ich brauche auch keinen Mann! Ich brauche nur meine Freiheit!«
»Und wovon willst du leben?« Ainoa schüttelte den Kopf.
»Ich schlage mich schon durch! Immerhin kann ich schreiben. Schreiber werden immer gesucht.«
»Aber doch nur männliche!«
»Dann arbeite ich eben als Küchen- oder Schankmädchen. Alles ist besser, als hier zu verrotten.«
»Catalina, der Dienst an Gott …«
»Ja, ja, ja, ich nehme meine Lästerung ja schon zurück.« Catalina schleuderte das Kerngehäuse ihres Apfels auf den Misthaufen. »Aber hier bleibe ich trotzdem nicht!«
Ainoa strich ihr über den Arm, denn einen Ausweg für Catalina, das wusste sie, gab es nicht.
2
I n den nächsten Tagen kam Catalina ihren Aufgaben so still und folgsam nach, dass Schwester Asunción lautstark die Wirksamkeit ihrer Strafmaßnahmen pries – und Catalina wusste, dass sie gut daran tat, sie in dem Glauben an ihre Läuterung zu lassen. Sollte Schwester Asunción, ach, sollten sie doch alle denken, dass sie ihren Willen endlich gebrochen hätten, und in der Wachsamkeit nachlassen und ihr damit die Möglichkeit geben, ihrem Schicksal vielleicht doch noch zu entgehen.
Seit sie Ainoa so großspurig erklärt hatte, dass sie nicht länger hier bleiben würde, war Catalina fest dazu entschlossen, aus dem Kloster zu fliehen. Lange genug hatten andere über ihr Leben bestimmt; damit sollte jetzt Schluss sein. Wie sie draußen in der Welt allein als Frau überleben sollte, wusste sie zwar noch nicht, aber für den Moment zählte nur, aus dem Kloster hinauszukommen.
Nachdem Catalina Schwester Euralias Reaktion erlebt hatte, war ihr endgültig bewusst geworden, dass ihr hier im Kloster niemand helfen würde. Und auch Ainoa würde nichts für sie tun können. Selbst mithilfe einer Räuberleiter waren die hohen Klostermauern nicht zu überwinden, und außerdem wollte sie Ainoa nicht in Gefahr bringen. Am einfachsten wäre die Flucht mit dem Schlüssel des Haupttors zu bewerkstelligen, aber den hatten nur die Mutter Oberin und die Messnerin, und die hüteten ihn mindestens so gut wie ihre Jungfernschaft.
Nacht für Nacht grübelte Catalina über andere Fluchtwege nach. Neben anderen tollkühnen Plänen erwog sie, sich unter eine der Kutschen zu hängen, die regelmäßig in den Klosterhof einfuhren, um Reis, Wein und andere Nahrungsmittel zu bringen, die sie im Kloster nicht selbst herstellten, aber tatsächlich gelang es ihr noch nicht einmal, auch nur hinter die Tür des Wirtschaftsbereichs des Klosters zu gelangen. Auch an ein Gespräch mit ihrer Mutter dachte sie, die angesichts der Weihen einen Besuch angekündigt hatte, doch letztlich überwog ihre Angst, dass sie die Schwestern warnen und diese wieder ein strengeres Auge auf sie haben würden.
Je näher die Weihen rückten, desto größer wurde Catalinas Verzweiflung. Als Novizin aus dem Kloster zu fliehen war schon verwerflich genug, aber würde sie das Gleiche als eingekleidete Nonne tun, war ihr die ewige Verdammnis sicher.
»Was soll ich nur tun, mein Gott? So hilf mir doch hier heraus!«, betete und flehte sie ohne Unterlass und war einmal sogar kurz davor, der Nonne, die im Speisesaal das Brot in Scheiben schnitt, ihr langes, gezacktes Messer zu entreißen und sich damit ihren Weg in die Freiheit zu erkämpfen – aber im letzten Moment wurde ihr klar, dass sich nicht nur Schwester Asunción eher in das Messer geworfen hätte, als ihr diesen Ausweg zu lassen. Und so trottete Catalina auch an diesem Morgen wieder brav hinter den anderen Novizinnen zum Gebet in die Kapelle, tauchte die Finger der rechten Hand ins Weihwasser und bekreuzigte sich. Da hielt Schwester Juana sie an.
»Catalina«, rief die vom
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