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Die Nonne und der Tod

Die Nonne und der Tod

Titel: Die Nonne und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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brauchst«, sagte sie. »Wenn du Paul geholfen hast, werden wir deinen Freund suchen.« Sie machte eine Pause, und ich dachte bereits, sie hätte alles gesagt, als sie dann doch weitersprach: »Und danach unterhalten wir uns über die Frage, weshalb ein Mädchen heimlich in einem Schuppen auf einem Klostergelände schläft.«
    Georg hob die Schultern und warf mir einen kurzen, beinahe entschuldigenden Blick zu. »Ich bin dir vor ein paar Tagen gefolgt. Wie sonst hätte ich dich finden können?«
    Vor ein paar Tagen. Da hatte er noch nicht gewusst, dass Paul meine Hilfe brauchen würde.
    Hättest du mich wirklich umgebracht, wenn ich euch verraten hätte?, wollte ich ihn fragen, aber ich schluckte die Worte hinunter. Ich kannte die Antwort.
    Ich sagte ihm, was ich benötigte, und ging dann zurück zum Kloster. Ich wartete, bis die Glocke die Nonnen zum Gottesdienst rief, dann schlich ich zu der kleinen Hütte und packte einen Beutel voll mit Kräutern, die dort zum Trocknen hingen. Niemand würde sie vermissen, selbst Agnes nicht.
    Erst als ich das Kloster verließ, fiel mir ein, dass Gott meine Gebete erhört, ich mich aber noch nicht einmal bei ihm bedankt hatte. Erschrocken biss ich mir auf die Lippen und schwor mir, bei nächster Gelegenheit eine Kirche aufzusuchen, bevor ich Gottes Gunst ein weiteres Mal verspielte.
    Georg wartete bereits an der Falltür auf mich. Er hielt einen Beutel in der Hand. »Hier ist das madige Fleisch, das du haben wolltest, und Femeke hat unten bereits einen Kessel mit Wasser aufgesetzt.«
    »Gut. Dann können wir anfangen.«
    Er ließ mich die Leiter als Erste hinuntersteigen, dann folgte er mir.
    In der Höhle saßen Männer und Frauen an den langen Holztischen und aßen.
    »Ketlin?«
    Ich hörte die überraschte Männerstimme, und es war, als würde sie eine Mauer in meiner Seele einreißen. Diese Stimme brachte alles zurück, den Geschmack des Biers, das ich im Lager der Gaukler getrunken hatte, die Wärme der Stube, in der wir zusammen gesessen hatten, und die Maserung des Holzes, auf dem meine Wachstafel lag.
    »Ketlin?«, wiederholte die Stimme.
    Ich sah Richard an.

Kapitel 24
    »Du hast uns bestohlen!« Ich schrie ihn an. »Wir haben dir geholfen, und du hast alles gestohlen, was wir besaßen!«
    Die Schmuggler begannen einen Kreis um uns zu bilden wie Zuschauer bei einem bevorstehenden Faustkampf. Unter ihnen waren auch einige der Gaukler, die in unserer Scheune Unterschlupf gefunden hatten.
    Czyne hatte die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete abwechselnd Richard und mich und fragte schließlich: »Ist das wahr?«
    Richard schüttelte den Kopf. Sein Gesicht wirkte voller als noch vor einigen Monaten, und seine Kleidung war neu und ungeflickt. Es ging ihm gut. »Nein«, sagte er. »Nicht einmal einen Apfel habe ich genommen, ohne Ketlin oder ihre Mutter um Erlaubnis zu bitten.«
    Seine Ruhe stachelte meine Wut nur noch mehr an. Tränen des Zorns schossen mir in die Augen, die mir über die Wangen liefen. »Du hast dir unser Vertrauen erschlichen mit deinen Geschichten, deiner vorgespielten Freundlichkeit und …« Ich unterbrach mich. Beinahe hätte ich und deiner angeblichen Zuneigung zu mir gesagt, doch stattdessen sagte ich: »… und deinen Lateinstunden.«
    Czyne hob die Augenbrauen, hakte aber nicht nach.
    »Wir haben dich bezahlt, dich und deine Gefährten durchgefüttert«, fuhr ich fort, bevor er antworten konnte, »und du hast all unser Geld gestohlen und bist abgehauen!« Mit zitternden Händen wischte ich mir die Tränen von den Wangen. Meine Haut fühlte sich heiß an.
    »Ich habe nie etwas von euch gestohlen«, behauptete Richard. Er sprach immer noch mit der gleichen, beinahe herablassenden Ruhe, aber seine Worte klangen schärfer. »Und deine Mutter hat mich nicht bezahlt. Sie sagte, sie würde es tun, aber ich habe nicht einmal einen Viertelpfennig gesehen.«
    »Das stimmt«, mischte sich einer der Gaukler ein. »Sie kam ein paar Mal zu uns in die Scheune, um ihn zu vertrösten.«
    Andere nickten.
    »Frag deine Mutter.« Richard beugte sich vor, in seinen Augen funkelte es. »Du bist in einer Märchenwelt aufgewachsen. Ketlin, die kleine Prinzessin, die eines Tages in die große Welt hinausziehen sollte. Alle im Dorf wussten, dass es eine Lüge ist, sogar wir. Und das Geld war ebenfalls eine Lüge. Ich weiß nicht, wie ihr euch leisten konntet, was ihr hattet, aber da war nichts, was man hätte stehlen können. Rede mit deiner Mutter. Du bist alt

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