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Die Nonne und die Hure

Die Nonne und die Hure

Titel: Die Nonne und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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von Konstanz, Arthur de Braissé-Courssac, geschrieben, in dem er Reinhard von Geldern beschuldigt, einem Mann verbotene Bücher auf seinen Weg über die Alpen mitgegeben zu haben.«
    »Breitnagel!«, rief Christoph aus. Er und die anderen sahen sich bestürzt an.
    »Aber warum ist er erst jetzt damit herausgerückt?«, wollte Hans wissen.
    »Ihr seid das gewesen, nicht wahr, Christoph Pfeifer? Ich spreche Euch meine Anerkennung für Euren Mut aus. Durch welche dunklen Kanäle Breitnagel diese Nachricht zu Ohren gekommen sein mag, weiß ich nicht.«
    Breitnagel will uns schaden, wo er nur kann, dachte Christoph. Aber nicht aus Glaubensgründen, nein, er wird vom Bischof reich belohnt worden sein.
    »Ich werde so bald wie möglich über die Alpen gehen«, erklärte Christoph. »Doch vorher gibt es noch ein paar andere Dinge zu erledigen.«

16.
    Trotz der bedrohlichen Lage, in der sie sich befand, fühlte Celina sich einigermaßen unbeschwert auf ihrer Insel. Sie las viel und ging am Strand spazieren. Besondere Freude hatte sie an den Blumen, die aus dem Boden sprossen: Szilla, Anemonen, wilde Schlüsselblumen. Aus den Kirsch- und Pflaumenbäumen im Garten des Eremiten brachen erste Blüten. Nach einigen Tagen wurde sie unruhig. Hatte Christoph sie vergessen? War ihm etwas geschehen?
    An einem Abend Mitte April sah sie die bekannte Gondel in der Ferne auftauchen.
    »Es ist soweit«, sagte er, kaum war das Boot an Land gezogen worden. »Leider konnte ich nicht früher kommen, es gab wichtige Dinge zu erledigen.«
    »Dinge, die wichtiger sind als ich?«, sagte sie mit einem Hauch von Spott in der Stimme.
    »Du bist natürlich das Wichtigste auf der Welt«, sagte er. »Komm, wir können gleich aufbrechen zum Kloster Convertite. Dort erwarten uns vielleicht ebenso wichtige Erkenntnisse.«
    Celina eilte zur Hütte, um ihren Mantel zu holen, lief zum Strand zurück und stieg zu den beiden Männern ins Boot. Der taubstumme Gondoliere musterte sie argwöhnisch. Die Nacht senkte sich schnell herab. Nach etwa einer halben Stunde näherten sie sich der Insel Giudecca. Celina konnte die Umrisse von zwei Klöstern mit ihren Kirchen erkennen. Die Gondel landete am gemauerten Kai; der Gondoliere sprang hinaus und band das Boot mit einem Seil an einem Poller fest. Christoph drückte dem Mann Geld in die Hand und bat ihn, auf sie zu warten.Dann machten Celina und er sich auf den Weg nach Convertite, das am äußersten westlichen Ufer erbaut war. Wie Celina wusste, bestand Giudecca aus acht Inseln, die mit Brücken untereinander verbunden waren. Einige dieser Brücken mussten sie überqueren. Sie gelangten zu jenem Teil der Insel, der nicht sehr bebaut war; die wenigen Häuser dienten dem venezianischen Adel als Residenzen für den Sommer. Aus den Gärten duftete der Jasmin.
    »Hans hat eine Strickleiter in einer Mauernische versteckt«, sagte Christoph leise zu Celina. Außer ein paar Katzen, die sich kreischend um einen Brunnen herum balgten, war niemand unterwegs. Sie umrundeten das Kloster halb. Christoph griff in eine Öffnung zwischen den Steinen und holte die Strickleiter heraus. Er warf sie über die Mauer, wo sie sich auf der anderen Seite mit einem Klicken verhakte. Sie schauten sich noch einmal um, dann kletterte Celina als Erste hinauf. Aus der Kirche drangen gedämpfte Gesänge.
    Als Celina oben angekommen war, drehte sie sich um, ging in die Hocke und ließ sich auf der anderen Seite herab. Wie hoch mochte die Mauer sein? Sie schloss die Augen und ließ sich fallen, landete weich auf Gras. Einen Atemzug später stand Christoph neben ihr.
    »Zuerst gehen wir zur Kirche«, flüsterte er ihr zu. Sie schlichen gebückt über den Vorplatz zur Kirchentür, die einen Spaltbreit offen stand. Leise schoben sie sich hinein. Was sie sahen, verblüffte sie zutiefst. Das Kirchenschiff war von Fackeln erleuchtet, die an den Seitenwänden angebracht waren. Auf dem Chor stand eine schwarz gekleidete Schar von Nonnen. In den hölzernen Bänken knieten Männer und Frauen in geistlicher Kleidung, die Frauen wirkten alle sehr jung. Auf dem Steinsockel des Altars prunkte ein großer vergoldeter Löwe. Davor stand ein stämmiger, dunkelhaariger Mann in einem dunkelvioletten Gewand. In derHand hielt er den Abtsstab; selbst auf die Entfernung hin konnte Celina sehen, dass die Hand dicht behaart war.
    »Meine lieben Brüder und Schwestern«, rief er mit sonorer Stimme, die im Raum widerhallte. »Markus, dem Evangelisten, zum Zeichen und zur Ehre

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