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Die Nonne und die Hure

Die Nonne und die Hure

Titel: Die Nonne und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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vor.«
    »So leicht kommst du mir nicht davon!«, entgegnete Andriana. »Aber wie dem auch sei: Das ist Celina Gargana, eine Freundin, mit der ich aus Venedig hierher gepilgert bin.«
    »Wollt ihr die Absolution vom Papst erhalten?«
    »Nein, von dir«, gab Andriana zurück.
    »Nehmt erst einmal Platz, meine Lieben.« Der Kardinal griff nach einem Glöckchen, und auf sein Läuten erschien eine kleine Maurin.
    »Bring uns Wein und Gebäck«, wies er sie an. Die Dienerin erschien bald mit dem Gewünschten, setzte es auf einem kleinen Tisch ab und verschwand.
    »Was ist nun der wirkliche Grund eurer Reise nach Rom?«, wollte der Kardinal wissen.
    »Ich selbst mache sie nicht freiwillig«, antwortete Andriana. »Der Zehnerrat hat sie mir auferlegt.«
    »Ach, hast du dich geweigert, den gelben Schleier zu tragen?«, fragte der Kardinal.
    »Über die Gründe möchte ich lieber nichts sagen. Celina, erzähl doch selbst, was dich zu dieser Pilgerfahrt bewogen hat.«
    Celina räusperte sich.
    »Ich habe meine Eltern bei einem Schiffsunglück verloren«, begann sie stockend. »Daraufhin haben meine Verwandten mich in ein Kloster gebracht. Es wurden drei tote Mädchen in den Kanälen gefunden, und immer wieder hat mich ein Mann mit einer Totenmaske überfallen.«
    »Wollte er Euch umbringen?«, fragte der Kardinal gespannt.
    »Ich glaube schon. Er hat mich auch weiterhin bedroht. In einer Nacht wurde mir ein Sack über den Kopf geworfen,und ich wurde in das Gefängnis des Dogenpalastes gebracht. Ein Freund hat mich daraus befreit.«
    »Habt Ihr Feinde, Menschen, die Euch Übles wollen?«
    »Nein. Ich habe auch nie etwas getan, das die Überfälle rechtfertigen würde.«
    »Solche Totenmasken tauchen häufig während des Karnevals auf. Kann es nicht sein, dass Euch jemand einen Streich spielen wollte?«, meinte der Kardinal.
    »Nein, dazu war es zu … lebensecht«, brachte Celina heraus.
    Der Kardinal schien ihr jedoch nicht recht zu glauben. »Ihr braucht nichts zu fürchten, Celina. Ich muss nur wissen, wie ich Euch helfen kann.«
    »Ich musste aus der Stadt verschwinden«, sagte sie leise. »Man hat mich als entlaufene Nonne gesucht. Und jetzt brauche ich die Entbindung von meinem Gelübde.«
    Der Kardinal schwieg. Seine Augenbrauen hoben und senkten sich.
    »Ich kann Euch als Kardinal und päpstlicher Legat von diesem Gelübde entbinden. Doch muss es dafür schwerwiegende Gründe geben.«
    »Ich wurde gezwungen, den Schleier zu nehmen«, antwortete Celina mit fester Stimme.
    »Wer hat Euch dazu gezwungen?«
    »Mein Onkel und meine Tante. Sie sagten mir, dass sie mich nach dem Tod meiner Eltern nicht im Haus behalten könnten.«
    »Warum haben sie Euch nicht verheiratet?«, wollte der Kardinal wissen.
    »Weil keine Mitgift da war.«
    »Das hast du mir noch gar nicht erzählt, Celina«, schaltete sich Andriana ein. »Deine Eltern hatten doch Besitz – das Landhaus und einen Palazzo in der Stadt.«
    »Onkel Eugenio erzählte mir, dass so gut wie nichts vomVermögen übriggeblieben sei. Sie waren gezwungen, das Wenige für das Begräbnis auszugeben. Die Häuser mussten sie angeblich unter Wert verkaufen, um Schulden meiner Eltern zu begleichen. Anton Fugger hatte ihnen ein Angebot gemacht.«
    »Merkst du etwas?«, fragte Andriana ihre Freundin aufgeregt. »Als wir das Landgut in Bassano del Grappa aufgesucht hatten, behauptete der Diener, es gehöre Eugenio und Faustina!«
    Celina schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Darauf hätte ich auch gleich kommen können! Aber vielleicht haben sie es gekauft?«
    »Wovon denn?«, ereiferte sich Andriana. »Und wenn, dann hätten sie dich nicht ins Kloster schicken müssen. Sie haben es sich widerrechtlich angeeignet!«
    »Könnt Ihr das beweisen, Celina?«, fragte der Kardinal.
    »Wenn Ihr einen Brief an das Kloster San Zaccaria schreibt, wird man Euch alles bestätigen«, antwortete Celina.
    »Nach kirchlichem Recht«, sprach der Kardinal bedächtig, »darf niemand gezwungen werden, den Schleier zu nehmen. Ich weiß, dass Adlige ihre unverheirateten Töchter gern in die Klöster stecken, das ist hier in Rom nicht anders als in Venedig oder Florenz. Auch ›gefallene Mädchen‹ verschwinden auf diese Art von der Bildfläche. Aber es ist, wie gesagt, nicht recht. Ich werde mich morgen mit dem Papst beraten, vielleicht kann ich etwas für Euch erreichen.«
    »Ich wäre Euch zu großem Dank verpflichtet«, entgegnete Celina.
    »Nun werde ich dafür sorgen, dass ihr andere

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