Die Nonne und die Hure
Ihr mir erzählen, was sich hinter den Kulissen abspielt? Was für Mächte sind am Werk in unserer Stadt?«
Andriana seufzte. »Viel mehr als Ihr weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall ist viel Geld im Spiel.«
»Ist Euch bekannt, was mit dem Verleger Brinello und seinen Freunden passiert ist?«
»Sie wurden noch gestern Nacht in Brinellos Haus verhaftet.«
»Aber warum?«
»Keine Sorge, Eure Flugblätter sind unters Volk gekommen. Es gab eine Denunziation. Ein Mädchen, das in einer Wirtschaft in Dorsoduro serviert, hat einen Zettel mit einer Anzeige in den Briefkasten geworfen, der im Dogenpalast für diese Zwecke vorgesehen ist.«
»Die boca di leone , das Löwenmaul?«
»Ja. Eure Freunde müssen sich ebenfalls hier im Gefängnis befinden.«
Das Gefühl, ausgeliefert zu sein, krallte sich wie eineeiserne Hand um Christophs Herz. Gleichzeitig spürte er große Erleichterung darüber, dass die anderen in der Nähe waren.
»Besteht keine Möglichkeit, aus dem Gefängnis zu fliehen?«
»Über die Bleidächer zu entkommen würde ich keinem raten. Da hat sich schon mancher zu Tode gestürzt oder wurde von den Wachen entdeckt und unter erschwerten Bedingungen inhaftiert. Trotzdem habt Ihr Glück, dass Ihr nicht in einer der modrigen Zellen im Keller gelandet seid.«
30.
Nach einem kurzen, unruhigen Schlaf wurde Celina durch das Quietschen der Tür geweckt. Der Abt Cornelli stand im Rahmen. Celinas Körper wurde starr; unwillkürlich presste sie die Schenkel zusammen.
»Wir beide werden jetzt zusammen speisen«, kündigte er mit näselnder Stimme an.
Celina stand auf und stellte sich ans Fenster. Sie würde ihm Widerstand leisten, dazu war sie fest entschlossen, so, wie sie auch anderen Widerstand geleistet hatte. Doch was passierte dann mit ihren Freunden? Sollte sie nicht ihnen zuliebe dem Abt zu Willen sein? Hatte sie überhaupt die Möglichkeit, sich ihm zu verweigern? Schon einmal hatte er versucht, ihr auf jede nur erdenkliche Weise zu schaden.
Die Tür öffnete sich, und ein livrierter Diener trug eine Platte mit einem Silberdeckel herein. Es roch verführerisch, und als der Diener die Platte auf den Tisch stellte, zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Der Abt bedeutete dem Diener, sich zurückzuziehen, dann trat er zum Tisch und hob den Deckel. Da standen Teller mit Huhn in katalonischer Soße, eine Schüssel mit Pappardelle sowie Wildschweinragout, gebackene Fische und Wachteln, winzig und knusprig auf einem weiteren Teller angerichtet. Gegen das Essen war ja nichts einzuwenden. Oder wollte er sie etwa vergiften?
Der Abt setzte sich auf einen Stuhl, griff herzhaft zu und nötigte sie, sich ebenfalls zu setzen und sich zu bedienen. Trotz ihres Hungers bekam Celina kaum etwas hinunter. Sie zwang sich jedoch, von jedem Gericht ein wenig zu sich zu nehmen. Der Nachtisch bestand aus einerMandelgeleecreme mit Sahne. Cornelli leckte sich die Lippen, lehnte sich genüsslich im Stuhl zurück und musterte sie. Celina lief ein Schauer über den Rücken. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er das geplant, ging es ihr durch den Kopf. Gab es keine Möglichkeit, ihm zu entkommen?
»Du brauchst gar nicht daran denken zu fliehen«, sagte der Abt. »Die Tür ist abgeschlossen, der Schlüssel wohlverwahrt. Nach unserem Schäferstündchen wird mein Diener kommen und mir wieder aufschließen. Nun zier dich nicht so, es ist ja nicht das erste Mal für dich.«
Wie kam er auf diesen Gedanken? Andrianas Pilgerreise mit Celina hatte sich wohl herumgesprochen, und wenn man mit einer Kurtisane herumzog, dann wurde man selbst als solche angesehen. Wie hieß noch das Sprichwort? Gehe ein Jahr lang mit einem Krüppel, und du wirst selber hinken.
Der Abt nahm sie am Arm und führte sie zum Bett, dessen Baldachin zu leuchten schien. Sie musste es hinter sich bringen, durfte ihn nicht noch mehr gegen sich erzürnen. Wer konnte wissen, was sonst mit Christoph und ihren Freunden passierte. So ließ sie es geschehen, dass er seine feuchten Lippen auf ihre Lippen drückte, mit der Zunge in ihrem Mund herumfuhr, ihr das Mieder öffnete, ihre Brüste betastete und ihr schließlich den Rock hochzog. Lieber Gott, lass es mich unbeschadet überstehen, betete sie stumm.
Der Abt lag nun halb über ihrem Unterleib. Er stieß zwei Finger seiner Hand zwischen ihre Beine. Celina stöhnte auf vor Schmerz.
»Schön, das du mitmachst«, brabbelte er. Sein Atem ging schneller. Als er sein hartes Glied zwischen ihre Schenkel zwang, drehte
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