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Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)

Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)

Titel: Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wolf
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säubern. Da Sie es nicht rechtzeitig schaffen können, der Prinzessin das Medikament zu bringen, wird Maria Felice zu mir kommen, und ich werde es von ihr bringen lassen.›
    Ich ging mit der Lampe in die Stube, um ihren Auftrag zu erledigen; als ich hineinging, roch ich denselben Gestank, den ich am vorigen Abend in der Zelle der Meisterin gerochen hatte; ich schaute hinter die Tür und sah einen mit Öl verschmutzten Teller und einen undefinierbaren schwarzen geschmolzenen Stoff auf dem Boden; da ich dachte, andere Nonnen könnten das auch bemerken, warf ich die Büchse weg und spülte geduldig den Teller und die Schere.
    Als ich zurück zur Zelle der Meisterin kam, erzählte ich ihr von diesem Teller und dem Gestank, und sie antwortete: ‹Oh! Ja, ich habe ihn gestern dort hingelegt und vergessen, Ihnen zu sagen, dass Sie ihn sauber machen sollen.›
    Ich fragte sie, was jenes Öl und das schwarze Zeug waren, und sie antwortete: ‹Das schwarze Zeug war Opium; es war derart hart, dass man es durch Zerstampfen nicht zermahlen konnte; da es immer noch in kleinen Stückchen blieb, habe ich es in dem Teller – den ich dann gestern Abend in der Stube gelassen habe – mit Öl aufgelöst.›
    Bei dem letzten Glockenschlag aus dem Chorgestühl forderte ich sie auf, zur Matutin zu gehen, aber sie sagte mir: ‹Gehen Sie ruhig; falls die Prinzessin etwas brauchen sollte, werde ich Sie rufen lassen.›»
    Maria Felice ging in die Kammer von Katharina und kredenzte ihr auf einem Tablett zwei unterschiedliche Becher. Der eine Becher enthielt Kassia und das von Maria Luisa geschmolzene Opium, sein Inhalt war relativ dickflüssig. Der zweite Becher mit der Kassia, der ursprünglich für die kranke Agnese Celeste bestimmt gewesen war, enthielt die Belladonna. Das Gebräu war weniger dickflüssig, und schon eine geringe Dosis des Extrakts der Schwarzen Tollkirsche wäre tödlich gewesen. Wider Erwarten entschied sich die Fürstin für die dickflüssigere Kassia mit dem Opium und nicht für das Glas mit Belladonna. «Nachdem die Kranke das sechste Löffelchen aus den Händen Maria Felices genommen hatte, konnte sie nichts weiter trinken und fiel zurück auf das Kissen, wie von einem Gehirnschlag getroffen, ganz benommen und schlimm keuchend.»[ 39 ]
    In diesem Moment betrat Maria Luisa die Kammer der Fürstin und ließ sofort Maria Ignazia aus dem Chor rufen. An diese Situation erinnerte sich Maria Ignazia in ihrer Vernehmung ganz genau: «Ich verließ sofort den Chorstuhl und war sehr beängstigt wegen dem, was hätte passiert sein können; als ich zur Tür des Zimmers bei den Bögen kam, erkannte ich – obwohl es dunkel war – die Meisterin, die auf mich zulief und mit leiser Stimme sagte: ‹Laufen Sie schnell zur Prinzessin, weil sie im Sterben liegt.›
    Ich ging fort und lief zur Zelle der Prinzessin, wo ich Maria Felice fand, die den Kopf der Prinzessin stützte; sie sagte mir sehr bange: ‹Liebe Schwester, kommen Sie, schnell, schauen Sie, was passiert ist.›
    Ich sah die Prinzessin sehr niedergeschlagen und benommen, ich rief sie bei ihrem Namen ‹Luisa Maria›.
    Sie antwortete mit keuchender Stimme ‹Maria Ignazia, ich sterbe.›
    Sehr verwirrt verließ ich die Zelle, um nach jemandem zu suchen; ich begegnete der Meisterin, die mich sofort fragte: ‹Wie geht es Schwester Luisa Maria?›
    ‹Der Prinzessin›, antwortete ich, ‹geht es schlecht; kommen Sie, um Gottes willen, man muss den Pater und den Arzt rufen.›
    Die Meisterin fügte hinzu: ‹Warum diese Hetze? Warten Sie, sagen Sie mir, wo haben Sie das andere Medikament gelassen?›
    Ich ging schnell zur Zelle der Prinzessin und sah, dass sie das Medikament eingenommen hatte, das am vorigen Abend von der Meisterin in ihrer Zelle mit Opium zubereitet worden war; die Prinzessin sagte zu mir: ‹Sehen Sie, ich habe das Medikament noch nicht ganz eingenommen!›
    Und ich sagte zu ihr: ‹Lassen Sie das Medikament ruhig stehen und denken Sie nicht daran.›
    Ich … sah das andere Medikament, das am vorigen Morgen, wie oben gesagt, in der Zelle der Meisterin zubereitet worden war; ich ging zur Meisterin zurück und sagte ihr, dass beide Gläser im Zimmer der Prinzessin waren und dass sie ein bisschen mehr als die Hälfte von dem Medikament eingenommen hatte, das am vorigen Abend mit dem Opium zubereitet worden war.
    Die Meisterin sagte zu mir: ‹Kümmern Sie sich nicht mehr um die Prinzessin; laufen Sie, nehmen Sie die zwei Medikamente und werfen Sie beide

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