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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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der Prim wurde ich von Ganach, dem Kerkermeister, geweckt. Er klopfte an meine Tür und rief, die Gefangene Madeleine de Peyrolles sei von Dämonen besessen. Ich ließ ihn ein. Sobald sein Körpergeruch mir in die Nase stieg, wich ich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ganach war ein grobschlächtiger, gleichmütiger Mann, doch nun wirkte er ehrlich verstört.
    Mein Bein schmerzte. Ich lehnte mein ganzes Gewicht auf den Stock und sah dem Kerkermeister im schwachen Licht der Nachtkerze direkt in die Augen. »Beruhigt Euch und erzählt mir dann einmal genau, was geschehen ist.«
    »Es geht um die Gefangene Madeleine de Peyrolles. Als ich in ihre Zelle kam, lag sie starr auf dem Boden und hatte Schaum vor dem Mund. Ich fürchte, dass sie vom Teufel besessen ist!«
    Ich warf mir meinen Umhang über und folgte Ganach. Auf dem Weg zum Kerker mussten wir den Innenhof durchqueren. Noch immer lag völlige Dunkelheit über der Burg, dennoch waren einige Küchenmägde bereits damit beschäftigt, Holz zu holen und Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Ein Wachposten urinierte von der Schutzmauer hinunter, sein Strahl platschte auf die überfrorenen Pflastersteine.
    Der Kerkermeister beschleunigte immer wieder seine Schritte, sodass ich große Mühe hatte, mit ihm mitzuhalten. Ich befahl ihm, auf mich zu warten.
    Als wir den Kerker erreicht hatten, zitterte ich vor Anstrengung und Kälte. Ganach öffnete die Falltür zu einem der muri stricti und half mir die Stufen hinunter.
    Der Dämon hatte Madeleine de Peyrolles’ Körper entweder wieder verlassen oder sich tiefer in ihn zurückgezogen, denn sie hockte regungslos an der Wand ihrer Zelle. Ihr Gesicht hatte die Farbe eines toten Fisches. Der sonst so unerschrockene Kerkermeister wagte nicht, sich ihr zu nähern.
    Ich nahm ihm die Fackel aus der Hand und machte einen Schritt auf Madeleine zu.
    Irgendetwas musste tatsächlich geschehen sein, denn auf ihrem Gewand waren Blutflecken.
    »Sie blutet«, sagte ich zu Ganach. »Habt Ihr sie geschlagen?«
    »Nein, Exzellenz!«
    »Warum ist sie dann verletzt? Habt Ihr Euch etwa an ihr vergangen?« Zorn überkam mich. Ich beugte mich über die Gefangene, blickte sie prüfend an und entdeckte, woher all das Blut kam.
    Es waren insgesamt vier Wunden, obwohl ich zuerst nur die in ihren Handflächen erkennen konnte. Irgendetwas hatte das Fleisch vollkommen durchbohrt.
    »Heilige Maria Muttergottes«, hörte ich Ganach murmeln.
    Ich wich zurück, als sei Madeleine eine Aussätzige. Ich bin ein gebildeter Mann und geweihter Priester, doch ich muss zugeben, dass ich nicht wusste, was ich denken sollte.
    »Seht nur, ihre Füße!«, rief der Kerkermeister.
    In der Tat – dort befanden sich zwei weitere Wunden, die genauso aussahen wie jene in ihren Händen, aber nicht so stark bluteten.
    Ich schlug zum Schutz gegen den Erzfeind das Kreuzzeichen. Dieses Weib, dieser Dämon, beobachtete mich und schien belustigt über meine Reaktion.
    »Wer seid Ihr?«, fragte ich.
    »Ihr wisst, wer ich bin.«
    »Woher stammen diese Wunden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das ist gelogen.«
    »Hector Subillais«, flüsterte sie. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie meinen Taufnamen erfahren hatte. »Gott kennt dich, er kennt dein Gemüt. Du wirst durch deine eigene Hand sterben, und es gibt nichts, das dich retten könnte.«
    In jenem übel riechenden Verlies spürte ich die Gegenwart des Erzfeindes stärker als jemals zuvor. Er blies mir seinen heißen, stinkenden Odem in dem Nacken. Ich drehte mich panisch um, hastete an Ganachs Arm die Stufen empor und warf die Falltür hinter mir zu.
    »Ihr werdet niemandem etwas davon erzählen«, befahl ich dem Kerkermeister und wusste doch genau, dass ich ebenso gut von einem Esel hätte verlangen können, das Schweigegelübde abzulegen. Ich verließ jenen verteufelten Ort, so schnell es mein Bein mir erlaubte, ging in die Kapelle und vertiefte mich dort ins Gebet.
    Mein Atem verursachte Kältewölkchen in der Luft, aber es war nicht die Kälte, die mich so sehr zittern ließ, dass meine Zähne klapperten. Ich fühlte die Hand Luzifers an meiner Kehle, Dieses Weib … Seine Besessenheit durfte sich nicht verbreiten. Je eher es auf dem Scheiterhaufen brannte, desto besser.

MADELEINE
    Wie kann ich schildern, was ich an jenem schrecklichen Ort zu ertragen hatte? Wie soll ich die erstickende Enge, die Qualen beschreiben?
    Die Zelle war nicht mehr als ein Loch im Fels, kalt und feucht wie ein Grab. Ratten raschelten durch

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