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Die Novizin

Die Novizin

Titel: Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Falconer
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untersetzt und von wenig ansprechendem Äußeren. Eigentlich sah er gar nicht so aus, als besäße er große Macht und sei überall gefürchtet. Das einzig bemerkenswerte an ihm war sein Bein, das in Verbände gewickelt auf einem Schemel ruhte.
    Er lächelte mir mit beruhigender Miene zu, wie ein freundlicher Onkel. Doch davon ließ ich mich weder ablenken noch beeindrucken.
    Sein Vikar stand am Fenster, eingerahmt vom schwachen Licht, das durch die halb geöffneten Schlagläden drang. Er wandte sich um und warf mir einen gequälten Blick zu. Fürchtete er, dass ich ihn verraten würde? Oder war es etwa Schuld, die ihn plagte?
    Vater Subillais begann mit eintöniger, ausdrucksloser Stimme zu sprechen. Er schien nicht sonderlich an mir interessiert zu sein, doch ich hatte den Verdacht, dass er auf eine gerissene Art versuchte, mich leichtsinnig werden zu lassen und so mehr über mich zu erfahren. Ich wurde beschuldigt, eine Ketzerin und Hexe zu sein, aber die Namen meiner Beschuldiger wurden mir nicht genannt. Dann wurde ich aufgefordert, die Namen von Personen zu nennen, die mir Schlechtes wünschten. Natürlich dachte ich als Erstes an Maurand, der mir gegenüber Groll hegte, weil ich ihn abgewiesen hatte. Und dann Schwester Agnes – sie hatte mich seit meiner Ankunft im Kloster wie eine Aussätzige behandelt.
    Es verwunderte mich, dass dies meine Befrager offensichtlich nicht zufrieden stellte.
    Bernard hielt mir die Bibel entgegen und sagte, ich solle meine Hand darauf legen. Dann schwor ich, in allem die Wahrheit zu sagen. Doch selbst während ich den Eid ablegte und dann den Fragen des Inquisitors lauschte, versuchte ich zu ergründen, wer mich verleumdet haben könnte. Außer Maurand und Agnes fiel mir niemand ein.
    Vater Subillais wollte wissen, warum ich mich für ein Leben nach der Ordensregel entschieden hatte und ob ich der Kirche zugetan sei. Ich erwiderte, dass ich der Kirche selbstverständlich sehr zugetan sei.
    »Warum seid Ihr so gut bekannt mit Schwester Agnes?«
    Wie sollte ich diese Frage beantworten? Ich ahnte, dass es sich um eine geschickt getarnte Falle handelte, obwohl ich die arme Agnes als meine Feindin bezeichnet hatte. »Als ich in das Kloster eintrat, wurde ich der Cellerarin als Gehilfin zugeteilt.«
    »Ihr habt sie als Eure Feindin bezeichnet. Warum?«
    »Ich habe mich bemüht, jeder der Schwestern eine gute Gefährtin zu sein, aber Schwester Agnes schien mich von Anfang an zu hassen.«
    »Dennoch seid Ihr auf ihr Geheiß in den Wald gegangen. Im Winter.«
    »Sie mochte es nicht, wenn ich bei ihr im Keller und in der Vorratskammer war. Meine Gegenwart schien sie aufzuregen.«
    »Welche Kräuter genau bat sie Euch zu sammeln?«
    »Rosmarin, Salbei und Knoblauch.«
    »Hat sie von Euch verlangt, diese Kräuter auf eine bestimmte Art und Weise zu sammeln?«
    »Ja, in einem Korb. Ist das ketzerisch, Vater?«
    Er lächelte weich. »Mit derlei Antworten tut Ihr Euch in den Augen Gottes keinen Gefallen.«
    »Schwester Agnes widmet sich Gott und ihren Pflichten als Cellerarin. Sie tut niemandem etwas zuleide.«
    »Es ist an mir, darüber zu urteilen. In Fragen religiöser Verworfenheit benötige ich keine Belehrung von einer ungebildeten Novizin.«
    Ich schaute flüchtig zu dem Notar hinüber. Er hatte noch nicht einmal den Blick von seinem Schreibpult erhoben und hielt mit kratzender Feder Teile der Befragung fest.
    »Schwester Agnes hat uns erzählt, sie glaube, dass sie von einem Teufel besessen sei.«
    Mit diesem plötzlichen Themenwechsel brachte Vater Subillais mich aus dem Gleichgewicht. Unbewegt und mit gefalteten Händen wartete er auf meine Reaktion.
    »Das hat Schwester Agnes gesagt?«
    »Sie gab es ganz offen zu. Und sie glaubt, dass Ihr ebenfalls befallen seid.«
    Unter mir schien sich ein pechschwarzer Abgrund aufzutun, der mich zu verschlingen drohte. »Warum sollte sie so etwas behaupten?«
    »Habt Ihr Schwester Agnes jemals Figuren aus Wachs oder Blei herstellen sehen?«
    »Nein.«
    »Hat sie vom Rex Mundi gesprochen oder von der Herrschaft des Teufels über die Welt?«
    »Nein!«
    »Pflegte sie vertrauten Umgang mit einem Tier?«
    »Nein.«
    Schwester Agnes war zwar Furcht erregend und bedauernswert zugleich, aber gewiss keine Hexe, das begriff selbst ich als unwissende Tochter eines Steinmetzes. Doch wenn dieser Mönch sie für eine Ketzerin hielt, war ihr Schicksal besiegelt.
    »Nein? Sie hatte also keine Kreatur zum Freund?«
    Er hatte mich in die Falle gelockt. Sollte ich

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