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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eine Wolke flammendroten Nylons wirbelte kurz um ihren
Kopf, bevor sie sich sachte auf den Boden senkte.
    »Jetzt«,
murmelte sie mit heiserer, keuchender Stimme. »Sagen Sie, was mit meiner Figur
nicht stimmt.«
    Sie
warf den Kopf zurück, so daß ihr langes schwarzes Haar in den Nacken hing und
in Glanzlichtem aufschimmerte, während es sanft von einer Seite zur anderen
schwang. Die Hüften unter der schmalen Taille wurden zu einer heidnischen
Bewegungssymphonie, während sie die drei Schritte auf mich zutrat, die uns trennten.
Ich spürte das weiche, einladende Gewicht ihrer Brüste gegen meine Brust und
gleich darauf die seidenglatte Haut ihres festen Oberschenkels. Der Bogen ihrer
vollen Unterlippe war feucht und verletztlich , als
sie ihren Mund leicht öffnete, kurz bevor er sich mit einer versengenden
Leidenschaft gegen den meinen preßte, die mich in einen Zustand der Betäubung
versetzte. Ihre Arme umschlangen fest meinen Hals, während sie sich noch enger
an mich preßte, bis wir beide fast ineinander verschmolzen.
    Mein
Gehirn hörte auf zu funktionieren. Ich hatte das Gefühl zu explodieren. Ich zog
sie noch enger an mich. Sie stöhnte leise und...
    Das
Telefon klingelte.
    Josie
fuhr in einem heftigen und schmerzlichen Reflex zusammen, und sie riß sich wie
eine Wahnsinnige los. Das Telefon klingelte beharrlich zum zweitenmal ,
und sie schauderte heftig.
    »O
Himmel!« flüsterte sie. »Was soll ich tun?« Sie starrte mich an wie ein
hypnotisiertes Kaninchen.
    »Sich
melden«, brummte ich.
    Ihr
Blick erklärte mich zum größten Judas des Jahrhunderts, als sie langsam auf das
Telefon zuging. Es klingelte noch zweimal, bevor sie den Mut fand, den Hörer
abzunehmen.
    »Ja?«
sagte sie mit erstickter Stimme. Ihrem Klang nach war dieses Wort die letzte
flehentliche Bitte um Erbarmen.
    Sie
lauschte eine Weile. Ihr nackter Körper zitterte unbeherrscht, und ihre Augen
schrien über die kleine zwischen uns liegende Entfernung weg nach mir. Ihre
Hand legte sich plötzlich krampfhaft über die Sprechmuschel, und ihr Mund
bewegte sich leise.
    »Es
ist Lucas«, hauchte sie. »Er ist im Drugstore an der Ecke. Er möchte wissen, ob
er gleich hier heraufkommen kann.«
    »Sagen
Sie ja«, flüsterte ich.
    »Ich
kann nicht«, flüsterte sie entsetzt. »Er kommt, um mich umzubringen. Verstehen
Sie das nicht?«
    »Sagen
Sie ihm, er soll kommen!« knurrte ich in mordlüsternem Ton.
    Sie
schloß für eine Sekunde fest die Augen und sagte schließlich, es sei okay, wenn
er heraufkäme. Dann legte sie mit einer Geste, die Marie Antoinette angewandt
haben mochte, um ihre Perücke abzunehmen, bevor sie ihren Kopf unter die
Guillotine legte, den Hörer auf.
    »Er
kommt«, sagte sie mit leerer Stimme. »Er wird in den nächsten fünf Minuten hier
sein.« Ihre Zähne klapperten hörbar. »Was kann ich tun?«
    Ich
wies mit dem Kopf zu dem flammendfarbenen Haufen
Nylon auf dem Boden hinüber. »Ziehen Sie erst mal das wieder an«, sagte ich,
»bevor Sie sich einen Schnupfen holen.«
    Sie
hob das Négligé vom Boden auf und zog es gehorsam an.
Ihre Bewegungen waren steif und ungeschickt und doch von jener automatisch
wirkenden Präzision, die, wie sie gewöhnlich Schlafwandler auszeichnet.
    »Sie
dürfen nicht zulassen, daß er mich umbringt«, wimmerte sie plötzlich. »Sie
müssen mich retten, Lieutenant! Das ist Ihre Pflicht. — Es ist doch Ihr Job,
unschuldige Menschen zu schützen? Er darf mich hier nicht finden. Verstehen Sie
das? Sie müssen erlauben, daß ich mich irgendwo verstecke, bis er...«
    »Ach,
seien Sie still!« schrie ich sie an. »Es passiert Ihnen nicht das geringste;
also hören Sie auf, Angst zu haben. Ja? Sie brauchen lediglich die Tür zu
öffnen, wenn er kommt — und ich werde gleich dahinter stehen. Wenn er einmal in
der Wohnung ist, werde ich ihm eine Pistole in die Rippen bohren, und damit hat
sich der Fall.«
    »Ich
weiß nicht — ob ich das tun kann«, flüsterte sie. »Ich habe solche Angst.
Vielleicht wartet er gar nicht, bis er in der Wohnung ist? Vielleicht schießt
er gleich, wenn ich die Tür öffne?«
    »Das
wird er nicht tun. Immer mit der Ruhe, Josie. Sie brauchen sich nicht die
geringste Sorge zu machen. Sie brauchen ihn lediglich anzulächeln und,
>Hallo, Marvin< oder etwas ähnlich Brillantes zu sagen und ihn
hereinkommen zu lassen. Es ist überhaupt nichts dabei.«
    »Das
sagen Sie!« Sie betrachtete mich einen Augenblick mit finsterem Stirnrunzeln — ,
und dann sah sie mich wieder

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