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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Mistköter
ignorierte mich einfach. Er und sein Kollege in den schicken weißen Kitteln,
dachte ich verbittert, halten es wohl für unter ihrer stinkenden Würde, mit
einem winzigen Lieutenant zu reden?
    Sein
Kollege, der vor mir stand, hatte noch schlechtere Manieren als der rechts
hinter mir. Er hielt mir von seinem Eintreffen an den Rücken zugewandt; und
selbst jetzt, wo er mit dem anderen sprach, gab er sich nicht die Mühe, den
Kopf zu wenden.
    »Was
war das für ein summender Laut, Harry?« fragte er, und seine Stimme klang so
schwach und weit entfernt, daß ich die Worte kaum verstehen konnte.
    »Kein
Grund zur Beunruhigung, Joe«, sagte Harry. »Ich glaube, der Lieutenant hat
versucht, uns etwas zu erzählen oder vielleicht bedeutet das ewige Zucken um
seinen Mund nur, daß er ein Alkoholiker ist?«
    »Hm«,
sagte Joe ungerührt. »Mach ihm klar, daß die Bahre nun mal bei jedem Schritt,
den wir machen, bumst und daß wir das nicht ändern können. Ja?«
    »Reine
Zeitverschwendung«, brummte Harry. »Er ist vor zwei Minuten ohnmächtig
geworden, gleich nachdem wir ihn auf die Bahre gehoben haben. Kein Wunder bei
all dem Blut, das er verloren hat, bevor wir hierherkamen. Wahrscheinlich hat
es ihm eine Todesangst eingejagt, das mit anzusehen.«
    »Ich
weiß nicht recht.« Joes Stimme klang zweifelnd. »Er hielt noch immer eine
Pistole auf den Halunken gerichtet, der ihn angeschossen hat, als die anderen
Polypen eintrafen. Der Sergeant hat gesagt, es seien seit dem Anruf mindestens
zwanzig Minuten verstrichen, bis sie schließlich in das Haus hineinkamen. Ich
glaube, der Lieutenant hat Mumm.«
    »Mumm?«
Sein Kollege schniefte verächtlich. »Der einzige Grund, weshalb er nicht
machte, daß er zum Teufel kam, war der, daß er auf diesem kaputten Bein nicht
stehen konnte, vergiß das nicht. Ich wette, diese
Pistole hat in seiner Hand wie Quittengelee gezittert!«
    Das
war zuviel . Ich riß meine gesamten Kräfte zusammen
und schrie ihn aus Leibeskräften an: »Was, zum Teufel, weißt du denn davon, du
blöder Dreckskerl?«
    »Was
war das, Harry?« fragte Joe mit mildem Interesse in seiner Stimme.
    »Der
Lieutenant hat gequiekt«, sagte Harry verächtlich. »Ich glaube, er würde gern
in Tränen ausbrechen, bloß fehlt ihm im Augenblick die Kraft dazu!«
     
     
     

ACHTES KAPITEL
     
    E s war ein heller sonniger Morgen, als ich etwa
drei Wochen später mit dem Jaguar vor dem Büro des Sheriffs hielt. Ich hatte
die beiden ersten Wochen im Krankenhaus zugebracht und mich in den letzten
Wochen im Strandhaus eines Freundes draußen in Malibu erholt. Mein Freund hieß
Charlie und war Fernsehautor. Ich hatte meine Tage faul am Strand liegend
zugebracht, während Charlie im Haus blieb und abwechselnd auf der
Schreibmaschine klapperte oder sich die verbliebenen Haare raufte. An den
Abenden hatten wir uns betrunken und siebenundneunzig Arten der Vernichtung
eines Fernsehproduzenten ausgedacht, ohne ihn jedoch sterben zu lassen, bevor
alle Methoden erprobt worden waren. Nach einer Woche dieses Daseins war ich
irgendwie froh, wieder Dienst tun zu können, um mich davon zu erholen.
    Das
Bein war wieder recht gut, und die einzige Erbschaft, die Lucas’ Kugel
hinterlassen hatte, war ein leichtes Hinken, wenn ich sehr müde war. Aber
selbst das würde innerhalb der nächsten zwei Monate verschwinden, wie mir der
Arzt versichert hatte. Also brauchte ich mir um nichts Sorgen zu machen, außer
um den geballten Katzenjammer, der durch diese sieben Nächte bei Charlie
hervorgerufen worden war.
    Annabelle
Jackson, die honigblonde Sekretärin des Sheriffs, war an ihrer Schreibmaschine
beschäftigt, als ich eintrat. Sie stammte aus dem Süden und erinnerte mich
immer an Magnolienblüten, selbst wenn sie mich belog — wie zum Beispiel dann,
wenn sie bestritt, in direkter Linie von dem unsterblichen General Jackson,
genannt Stonewall , abzustammen. Es war eine läppische
Lüge aus dem Mund eines Mädchens, daß so gußeisern seine Tugend verteidigte, wie Annabelle dies tat.
    »Keine
Trompeten?« sagte ich wehmütig. »Keine Spruchbänder, kein freundlich lächelnder
Sheriff, der den heimkehrenden Helden begrüßt? Finden Sie wirklich, ich soll
einfach wieder anfangen zu arbeiten, ohne auch nur die Gattin des
Bürgermeisters in den Hintern gezwickt zu haben?«
    Die
Schreibmaschine hörte auf zu klappern, und Annabelle drehte sich auf ihrem
Stuhl um, um mich anzusehen. Ihre hellen blauen Augen waren von taufrischer
Unschuld, was Grund

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