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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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nicht weiter vertiefen«, sagte sie.
    ***
    Weihnachten rückte näher, und der Präsident unterzeichnete Gesetz nach Gesetz, darunter auch die Aufhebung des Verbots homosexueller Beziehungen innerhalb der Armee. Seit Beginn seiner Amtszeit hatten sich homosexuelle Aktivisten Sorgen gemacht, ob er die Aufhebung durchbringen würde. »Keiner von ihnen glaubte, dass es ihm wirklich ernst damit war«, sagte Jarrett, die an dem Treffen mit den Aktivisten teilnahm. »Er kam zu diesen Besprechungen – und es waren etliche – und sagte einfach: ›Ich werde das durchbringen.‹«
    Ein ganz bestimmter Blick trat in Obamas Augen, wenn er etwas vollbrachte, was man ihm nicht zugetraut hatte, so als wollte er mit trotziger Genugtuung sagen: »Na, seht ihr.« Diesen Blick zeigte er auch jetzt, als er in einem Raum voller jubelnder, emotional aufgewühlter Anhänger die Aufhebung des Verbots der Homosexualität unterzeichnete. Nachdem er die Unterschrift geleistet hatte, knallte er den Füllfederhalter auf den Tisch und erklärte: »Geschafft!« Wieder ein Wahlkampfversprechen abgehakt auf seiner endlosen Liste schwieriger Aufgaben. Er strahlte, schüttelte noch eine Zeitlang Hände und wirkte dabei so jung und erleichtert wie seit Monaten nicht mehr.
    Auch das Abkommen zur Rüstungskontrolle wurde verabschiedet, ebenso wie ein Gesetz über Nahrungsmittelsicherheit und eines zur Entschädigung erkrankter Rettungskräfte, die am 11 . September 2001 im Einsatz gewesen waren. In gewisser Weise wurde Obamas Kritik an der Politik bestätigt: Mussten sich die Mitglieder des Repräsentantenhauses nicht mehr um ihre Wiederwahl sorgen, brachten sie viel mehr zustande.
    Doch nicht alles wurde verabschiedet. Das DREAM -Gesetz fiel durch – den Demokraten fehlten im Senat fünf Stimmen. Nach quälenden Verhandlungen über das Auslaufen der unter George W. Bush beschlossenen Steuererleichterungen für Spitzeneinkommen, die Demokraten und Republikaner im Kongress gleichermaßen in Harnisch brachten, erkämpfte das Weiße Haus einen Kompromiss: Die Steuererleichterungen, auch die für die reichsten Amerikaner, würden bis 2013 verlängert werden. Zum Ausgleich bekam das Weiße Haus mehrere hundert Milliarden Dollar in Form von Steuergutschriften, wodurch die Wirtschaft weiter angekurbelt würde. Viele demokratische Abgeordnete fanden es empörend, dass der Präsident es zugelassen hatte, dass Leute mit einem Jahreseinkommen von über 250000 US -Dollar auch weiterhin von Steuersenkungen profitierten.
    Die Steuerdiskussion war nur die erste Runde einer lang anhaltenden Debatte darüber, wie das Staatsdefizit in den Griff zu bekommen sei, ohne die Wirtschaft abzuwürgen oder Bürgern in der Krise zu schaden. Nach dem Scheitern eines Ausgabengesetzes im Kongress würde der Staat nur noch bis März zahlungsfähig sein, und das bedeutete, dass ein von Republikanern geführtes Repräsentantenhaus versuchen konnte, die Zahlungsunfähigkeit der Regierung im Frühjahr herbeizuführen, um die Demokraten zu schmerzhaften Kürzungen zu zwingen. Im Laufe des Sommers 2011 würde man auch die staatliche Schuldengrenze erhöhen müssen – wofür aber normalerweise eine Routineabstimmung genügte: Präsidenten beider Parteien hatten in der Vergangenheit schon oft die Schuldengrenze heraufgesetzt.
    Aufgrund all dieser dringlichen Aufgaben musste der Präsident seinen Urlaub auf Hawaii um ein paar Tage verschieben; Michelle und die Kinder reisten allein voraus. Als er dann selbst westwärts flog, war er so aufgekratzt, wie ihn seine Mitarbeiter noch nie erlebt hatten. Er trällerte »Meli Keliki Maka«, ein hawaiianisches Weihnachtslied, vor sich hin und sagte im Flugzeug zu Mitarbeitern: »Ich habe gewonnen, und ich habe verloren, und ich kann euch sagen, gewinnen ist sehr viel besser als verlieren.«
    »Er war überzeugt, wirklich die Voraussetzungen dafür geschaffen zu haben, dass die immer noch schwache Wirtschaft wieder auf die Beine kam«, sagte Jarrett. In der Wirtschaft machte sich tatsächlich ein leichter Aufwärtstrend bemerkbar, und vielleicht würde das neue Konjunkturpaket den erhofften Durchbruch bringen. Und dann könnte er sich der Reorganisation des Weißen Hauses widmen. Im Urlaub las er einen ganzen Stapel Memos zur konkreten Umsetzung des Vorhabens. Pete Rouse war zum Stabschef auf Zeit – möglicherweise auch auf Dauer – befördert worden, und im Weißen Haus ging es so ruhig zu wie noch nie.
    Hinzu kam, dass Obama zum ersten

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