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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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Gebieten wie der Wasserqualität, habe ihnen geschadet, darin waren sich alle Mitglieder der Gruppe einig; wenn die Regierung ihre Erfolge besser präsentiert hätte, hätten sie sich besser gegen Angriffe zur Wehr setzen können.
    Auch diese Gruppe wunderte sich, dass Obama die Niederlage nicht zu bedauern schien. »Im Nachhinein können wir jetzt sagen, dass wir manches hätten anders machen können, aber ich habe nun einmal sehr ehrgeizige Ziele«, sagte Obama nach Oberstars Erinnerung. »Und deren Umsetzung dient letzten Endes dem eigentlichen Wohl des Landes.« Er war offenbar zutiefst überzeugt davon, genau zu wissen, was das Beste für das Land war – und dass er die Dinge besser beurteilen konnte als das Wahlvolk.
    Die First Lady nahm an den Gesprächen zwar nicht teil, doch sie befürwortete sie sehr: Endlich öffnete sich ihr Mann über seinen kleinen Kreis hinaus, sammelte neue Eindrücke. Die Zwischenwahlen hätten auch für Michelle Obama eine verheerende Niederlage sein müssen – Scott Brown hoch zwei. Nach der Abreibung, die Bill Clinton 1994 erhalten hatte, fühlte sich die damalige First Lady Hillary Clinton völlig desorientiert. Kurz nach der Wahl beklagte sie sich bei Dick Morris, dem neuen Politberater ihres Mannes, dass sie das Gefühl habe, zu wenig vom politischen Betrieb und seinen Mechanismen zu verstehen. »Ich weiß nicht mehr, wo oben und unten ist. Alles, was ich für richtig gehalten habe, war falsch.« [68] Hillary Clinton zog sich in den Ostflügel und damit von einer eigenen politischen Aufgabe zurück und begann schon bald mit der Arbeit an einem Buch.
    Michelle Obama befand sich in einer ganz anderen Lage. Die Zwischenwahlen verschafften ihr nicht nur größeren Einfluss auf das politische Team, sondern untermauerten ihre Ansicht, dass sich intern im Weißen Haus einiges ändern müsse. Jetzt sprachen noch mehr Menschen öffentlich aus, was sie im Privaten immer wieder betont hatte: Der Präsident müsse seinen Kreis erweitern, seine Botschaft besser vermitteln, neue Berater hinzuziehen, die Organisation des Westflügels verbessern.
    Wie ihr Ehemann war Michelle Obama weiterhin überzeugt, dass er das Richtige für das Land tat. »Sie findet, es gibt Schlimmeres als eine verlorene Wahl«, sagte Susan Sher. »Ihr ist es definitiv wichtiger, dass man sich selbst treu bleibt.« Manchmal sprach sie mit Sher darüber, was geschehen würde, falls ihr Mann 2012 verlor. Man brauche stets einen Plan B, das hatte sie schon bei »Public Allies« all die Jahre hindurch immer wieder betont. »Ich weiß, dass wir am Ende gut abschneiden werden«, sagte sie zu Sher.
    Was Obama selbst von all den Besprechungen und Mittagessen hielt, blieb weitgehend im Dunkeln. Er verhielt sich wie ein Pokerspieler, der gelassen reagierte und sich nur gelegentlich verteidigte, sagten Außenstehende, die sich mit ihm getroffen hatten. Eigenes Versagen räumte er im kleinen Kreis eher ein als in der Öffentlichkeit: Er wusste, dass er das Gefühl für eine »soziale Präsidentschaft« verloren hatte, wie Dowd es ausdrückte. (Drei Jahre zuvor hatte Obama gegenüber dem einstigen Bush-Berater betont, er werde im Weißen Haus keinesfalls isoliert sein. Nun gab er zu, dass das Gegenteil eingetreten war.) Er wusste, dass sein Verhältnis zu den Medien, das während seines Präsidentschaftswahlkampfs viel besser gewesen war, beschädigt war. Die Frage, wie er auf die Blockadestrategie der Republikaner hätte reagieren sollen, sei noch völlig offen, meinte er; eine wirklich gute Reaktion gebe es nicht. Doch er gab zu, dass er das Weiße Haus umorganisieren musste. Einige seiner Gäste fragten sich auf dem Heimweg, ob ihm wirklich klar war, wie fundamental die Veränderungen im Weißen Haus sein mussten. Der Präsident war von Natur aus misstrauisch gegenüber traditionellen Machtstrukturen; würde er in der Lage sein, selbst eine zu schaffen und die Leitung des Weißen Hauses wirklich dem Stabschef zu übertragen? Rouse hatte seit Februar 2010 an einem entsprechenden Plan gearbeitet, eine Ewigkeit nach den Zeitmaßstäben eines Präsidenten; wann würde endlich etwas geschehen? Würde Obama es fertigbringen, auf Gegner zuzugehen, die er verabscheute und die ihn verabscheuten? Und würde er sich von Axelrod trennen, dem Kommunikationsguru, dem es nicht gelungen war, eine erfolgreiche Botschaft zu formulieren? Empfand er dieselbe Dringlichkeit für Veränderungen wie alle anderen?
    Anders gesagt: Würde Obama tun,

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