Die Obamas
Haushaltskommission, schlug gravierende Einschnitte vor, worauf der Präsident prompt entgegnete, dies würde unweigerlich dazu führen, dass viele alte Leute ihre Krankenversicherung nicht mehr bezahlen könnten.
Obamas Strategie wurde jedoch sofort von den Republikanern als unverantwortlich gegeißelt. Sie sorgte allerdings auch für Unruhe in den Reihen der Demokraten. Es war ihnen nicht recht, dass Obama es den Republikanern überließ, die Debatte über die Verringerung des Haushaltsdefizits zu bestimmen. Eine Stunde vor dem Stichtermin am 8 . April einigten sich die Konfliktparteien schließlich auf eine Kürzung des Haushaltsbudgets im Umfang von 38 Milliarden Dollar, von der jedes Ministerium bis auf das Verteidigungsministerium und das Ministerium für Kriegsveteranen betroffen sein würde. Im Weißen Haus hielt man es für ein gutes Zeichen: Zwar würde die Schuldenobergrenze im Sommer noch einmal angehoben werden müssen, aber die Regierung hatte bewiesen, dass sie mit den Spitzen der Republikaner zusammenarbeiten konnte.
Es war die größte Etatkürzung, die jemals in einem Jahr vorgenommen worden war, aber sie ging den Parlamentsneulingen von der Tea Party noch längst nicht weit genug: »Ein Tropfen auf den heißen Stein« [73] , lautete ein Kommentar.
Diese Kritik und das inhaltlich auf Tea-Party-Niveau reduzierte Handeln des Kongresses im Allgemeinen ließ Obama nicht ungerührt. Den Kongress in Aktion erlebt und die Budgetverhandlungen überstanden zu haben, so Obama zu seinen Beratern, habe ihn nur noch mehr darin bestärkt, die Wiederwahl anzustreben, anders als noch vor wenigen Monaten. Das Verhalten der Republikaner sei extremer als je zuvor. Sie wollten den gesamten Gesellschaftsvertrag aushebeln – die Politik und die Programme, die verhinderten, dass die Alten und Armen in den finanziellen Ruin stürzten. Sollte ein Republikaner Präsident werden, sagte er seinen Beratern, könne nichts und niemand mehr die Katastrophe abwenden.
Kapitel 15: Ein besserer Ort
April – Mai 2011
A ls Barack und Michelle Obama zum ersten Mal gemeinsam in Oprah Winfreys Talkshow im Oktober 2006 auftraten, war noch nicht klar, ob Barack für das Präsidentenamt kandidieren würde. Damals war er bereits ein aufgehender Stern am Politikhimmel, Michelle aber war in der Öffentlichkeit gänzlich unbekannt – es war ihr erster Fernsehauftritt. Von dem glänzenden Zusammenspiel, das die beiden später entwickeln sollten, war damals noch wenig zu spüren.
Barack erzählte ganz locker und liebenswürdig, wie Michelle ihn einmal in Washington anrief, als er sich gerade mit der Waffengesetzgebung befasste. Sie bat ihn um Hilfe wegen einer Ameisenplage im Haus. »Fährt John McCain auf dem Nachhauseweg auch bei der Apotheke vorbei und kauft Ameisenfallen?«, wiederholte er jetzt mit gespielter Verblüffung seine Frage von damals vor laufenden Kameras. Das Timing für den Scherz war perfekt – Oprah und die Zuschauer bogen sich vor Lachen. (Über den Republikaner McCain machten damals bereits Gerüchte die Runde, dass er bei den Präsidentschaftswahlen 2008 zu kandidieren beabsichtige.)
Michelle aber saß mit unsicherer Miene neben ihrem Mann. Der Witz war auf ihre Kosten gegangen, und ausgerechnet ein heikles Thema ihrer Ehe – die Tatsache, dass er nie da war und die häuslichen Pflichten nicht mit ihr teilte – hatte die Zuschauer zum Lachen gebracht. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch neben Barack, Oprah und vor Publikum fiel ihr das Reden schwer. »Wenn McCain das bislang noch nicht getan hat, sollte er es jedenfalls in Zukunft tun«, warf sie zögernd ein.
Knapp fünf Jahre später saß buchstäblich ein anderes Paar auf Oprahs Sofa. Es war eine der letzten Sendungen dieser Talkshow, und wie andere ihrer prominentesten Gäste wollten auch die Obamas der Moderatorin ihren Respekt zollen. Als sie die Bühne betraten, jubelte Oprah förmlich.
Dann sprach sie behutsam an, was während Obamas Präsidentschaft nicht gut gelaufen war. Sie fragte ihn, was ihn enttäuscht habe und ob er sich nicht besser statt um die Gesundheitsreform zuerst um die Wirtschaftskrise gekümmert hätte. Mit dem Konjunkturpaket habe er sich
sehr wohl
um die Wirtschaft gekümmert, wehrte Barack Obama ab. Oprah konnte sich bei manchen Fragen im Voraus ausrechnen, was der Präsident sagen würde. Sie hatte ihn all die Jahre unterstützt, sie war eine Freundin der Obamas geworden und aß jedes Jahr mehrmals mit ihnen zu Abend.
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