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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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nach seiner Frau ging, würde er sie gewinnen.
    ***
    Worauf Obama sich nach Aussagen von Freunden wirklich freute, war die Zeit nach seiner Präsidentschaft, egal, ob sie nun früher oder später anbrechen würde. »Er stellt sich vor, dass er dann wieder die Straße entlangschlendern und in Buchhandlungen stöbern kann, was natürlich total unrealistisch ist«, sagte Whitaker. Und er sehnte sich nach einer anderen Art von Freiheit: Wenn er erst einmal nicht mehr Präsident sei, sagte Obama zu Marty Nesbitt, könne er sehr viel erreichen, weil er dann endlich die Politik los sei.
    Doch die Jahre nach seiner Präsidentschaft würden ihm auch Kompromisse abverlangen. Frühere Präsidentenpaare waren gemeinhin damit beschäftigt, Geld zu verdienen und dafür zu sorgen, dass ihre Jahre im Weißen Haus in guter Erinnerung blieben. Beide Obamas haben vor, ein Buch über ihre Erfahrungen zu schreiben. (Das sei auch einer der Gründe dafür, dass Michelle Obama so selten Interviews gab, sagte ein Berater. Sie sammele ihre Erinnerungen und Erfahrungen für eine Autobiographie und sei sich sehr wohl bewusst, dass sie ihrem zukünftigen Buch schade, wenn sie schon jetzt zu viel von sich preisgab.) Der Präsident, der teilweise dadurch zu Ruhm und Ansehen gelangt war, dass er freimütig von seinen Kämpfen und Mühen erzählt hatte, würde vor der Wahl stehen, entweder sachlich-nüchterne oder aber für ihn selbst schmeichelhafte Memoiren zu schreiben. In den letzten Jahren hatten Ex-Präsidenten sich fast ausnahmslos für die letztere Variante entschieden; andernfalls hätten sie über Menschen, die ihnen loyal gedient hatten, Negatives schreiben und mehr als nur einige wenige strategische Fehler zugeben müssen, die ihre Bilanz trüben konnten. Michelle würde mit ihren Erinnerungen vor derselben Frage stehen. Jahre zuvor hatte sie einmal gesagt, wirklicher Wandel finde dadurch statt, dass man den Menschen Unbehagen einflöße. Wie viel Unbehagen würde sie sich selbst zumuten, wenn sie auf ein durchaus glückliches Leben in der Nähe zur Macht zurückblickte?
    Trotzdem war Obamas Bemerkung gegenüber Marty Nesbitt, dass er sich auf die Jahre nach seiner Präsidentschaft freue, durchaus plausibel. Es ging um das, woran er schon immer geglaubt hatte, und wenn er den nächsten Wahlkampf gewinnen würde, könnte er vielleicht wirklich dauerhafte Veränderungen herbeiführen.
    ***
    Am 4 . August, einem Donnerstag, versammelten sich die Obamas und hundertfünfzig ihrer engsten Verwandten, Freunde, Mitarbeiter, Spender und Prominenten spätnachmittags im Rosengarten, um den fünfzigsten Geburtstag des Präsidenten zu feiern. Die Staatsschuldenkrise war wenige Tage zuvor beendet worden.
    Es hatte viele Festlichkeiten zur Feier von Obamas Aufstieg gegeben: die Party zum Erscheinen des Buches
Hoffnung wagen,
bei der seine Gefühle ihn überwältigt hatten, als er darüber sprach, wie tief er in Michelles Schuld stehe; die Feiern im Jahr 2008 beim Parteikongress der Demokraten und in der Wahlnacht und die Feier spät am ersten Abend im Weißen Haus.
    Doch diese war anders: Sie sollte den schwer bedrängten Präsidenten ablenken und aufheitern. Die beiden vorangegangenen Geburtstagsfeiern Obamas, das Camp-David-Wochenende 2009 und das Basketballturnier 2010 , waren ebenfalls Flucht- und Beruhigungsversuche gleichermaßen gewesen, aber diesmal war die Ausgangslage kritischer. Es sei ein spektakulärer Abend gewesen, ein großer Erfolg, sagten die Gäste hinterher. Unterschwellig sei allerdings eine Art gezwungener Fröhlichkeit zu spüren gewesen, als habe die First Lady mit aller Macht versucht, wenigstens einen Abend lang die dumpfe Stimmung zu durchbrechen, die sich über ihren Mann gelegt hatte. Wie immer verstand sie es meisterhaft, die anderen Anwesenden mit ihrer Laune anzustecken, und diesmal setzte sie die ganze Kraft ihrer Persönlichkeit ein, um die Trübsal der vorangegangenen Wochen zu vertreiben.
    Über die Gästeliste hatte sich der Präsident lange den Kopf zerbrochen. Der Kreis derer, die er zu seinen Partys einlud, hatte sich verändert – er umfasste jetzt mehr Stars und hohe Tiere. Seine Versuche, seine politische und seine private Welt auseinanderzuhalten, waren unweigerlich gescheitert. Die Nesbitts und die Whitakers waren natürlich da, David Axelrod, Susan Sher, Robert Gibbs und Rahm Emanuel waren zu diesem Anlass angereist. Hillary Clinton war da – sie und Obama kamen inzwischen etwas besser miteinander

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