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Die Obamas

Die Obamas

Titel: Die Obamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Kantor
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aus –, dazu verschiedene Kabinettsmitglieder und politische Schlüsselfiguren wie etwa Reverend Al Sharpton, und sie alle plauderten mit Chris Rock, Jay-Z, Tom Hanks und diversen Spitzensportlern.
    Die First Lady hatte den Gästen angekündigt, sie müssten unbedingt lange bleiben – hoffentlich hätten sie Babysitter engagiert. Und der Präsident zeigte sich sichtlich erleichtert, wieder einmal feiern zu können, statt am Verhandlungstisch zu sitzen. Als es zu dämmern begann und die US -Marine-Band Jazz spielte, strömte alles zum Büfett, das mit sommerlichen Picknick-Leckerbissen bestückt war, und jeder suchte sich einen Platz an den Tischen, die über den Garten und den South Lawn verstreut standen.
    Nur eine einzige Person brachte an diesem Abend einen Toast auf den Präsidenten aus. Als alle mit dem Essen fertig waren, erklomm die First Lady das Podium, auf dem die Band gespielt hatte, zog ihren Mann und ihre Töchter mit sich und hielt eine hinreißende Ansprache. Sie begann mit einer Schilderung der Präsidentschaft aus ihrem ureigenen Blickwinkel. Es war die Geschichte eines politischen Führers, der sich unermüdlich abrackerte, dem sehr viel daran lag, immer das Richtige zu tun, der über die Washingtoner Spielchen hinauswuchs, die Gesundheitsreform durchzog, Frauen als Richterinnen am Obersten Bundesgericht einsetzte und Osama bin Laden zur Strecke brachte.
Sie
sei froh, dass
er
ihr Präsident sei, sagte sie.
    Ihr Mann wirkte verlegen und versuchte, sie zum Aufhören zu bewegen. Vielleicht war es ihm unangenehm, vor so vielen Leuten als großer Präsident gerühmt zu werden, noch dazu in einer Woche, in der er sich bestimmt nicht als solcher gefühlt hatte. »Nichts da, du bleibst, wo du bist, und hörst zu«, kommandierte sie. »Ich weiß, dass dir das peinlich ist, aber du wirst nur einmal fünfzig, also musst du dir das schon gefallen lassen.« Eine ähnliche Schilderung der Präsidentschaft ihres Mannes hatte sie auch schon im Sommer bei verschiedenen Benefizveranstaltungen abgeliefert: ein weiteres Indiz dafür, wie weit das öffentliche und das private Leben der Obamas miteinander verschmolzen waren. Sie zeichnete eine optimistische, stark redigierte Fassung der Arbeit ihres Mannes und eine hoffnungsvolle, sympathische Version seiner Person zu einer Zeit, da er weder besonders hoffnungsfroh noch besonders sympathisch erschien. Es war beinahe so, als formuliere sie seine zögernde Antwort an die Adresse der Spenderin aus Philadelphia in zuversichtlicheren, energischeren Worten um. Bei der Veranstaltung damals hatte ihr Mann sich für seine eigene Bilanz quasi entschuldigt, doch nun war Michelle Obama voll des Lobes für ihn und meinte, alle anderen sähen das falsch. Wie Barack Jahre zuvor auf der Hochzeitsfeier in Hawaii festgestellt hatte, erkannte seine Frau sein Potenzial, sie trug in sich die Vorstellung von dem Mann, der er sein wollte: ein Führer, der etwas bewegen konnte. Nicht immer hatte er dieser Vorstellung gerecht werden können, und zuweilen empfand er sie als geradezu schmerzhaft. Hinzu kam, dass Michelle seinen Unmut gegenüber Washington stets geschürt hatte, sie ging nicht immer klug oder ausreichend behutsam vor, wenn es um politische Gegebenheiten ging. Zuweilen konnte sich ihr energischer Einsatz für ihn sogar gegen ihn wenden. Und doch war er darauf angewiesen, denn gerade dann, wenn alle, auch seine politischen Verbündeten, ihn in Frage stellten, gab sie ihm Schutz, schlug für ihn zurück.
    Als Nächstes sprach sie von Barack Obama als Vater, der sich trotz aller auf ihm lastenden Amtspflichten um seine Töchter kümmerte, ihnen abends vorlas und sich brennend für ihre sportlichen Aktivitäten interessierte. »Vor allem meine«, ließ sich Sasha vernehmen. Malia war aus gegebenem Anlass aus ihrem Ferienlager gekommen, und während Barack Obama die Arme um seine beiden Töchter legte, entspannte er sich sichtlich, fand sich offenbar allmählich in die Situation hinein. Seine Frau dankte ihm für die vielen gemeinsamen Abendessen im Weißen Haus, dafür, dass er so hartnäckig darauf bestand, immer mit der Familie zu essen.
    »Aber das ist noch nicht alles, was ich Ihnen von ihm erzählen wollte«, sagte Michelle. »Jetzt werde ich noch ein Lob auf ihn als Ehemann ausbringen.«
    Ihre Worte ernteten ein großes Hallo. Es wurde der kürzeste Teil ihrer Ansprache, aber auch der direkteste. Er sei nicht nur Präsident, nicht nur ein liebevoller Vater, sondern er kümmere

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