Die Obamas
sich obendrein auch noch um sie, fürsorglich und motivierend, sagte die First Lady. Sie sei anstrengend gewesen, aber er habe es mit ihr ausgehalten. Die Berater des Präsidenten tauschten verwunderte Blicke, weil sie so geradeheraus war.
Als es dunkel wurde, ging man hinein, in den East Room, wo Herbie Hancock, Wayne Shorter und Ledisi auftraten, desgleichen Stevie Wonder, dessen Musik bei der Hochzeit des Präsidentenpaars gespielt worden war. Die Obamas saßen vorn an einem kleinen Tisch und hielten sich an den Händen, und der Präsident genehmigte sich ein paar Drinks. Nach dem Konzert wurden die Tische beiseitegeschoben, und ein DJ ging ans Werk, während sich die Tanzfläche füllte. Schon bald schlängelten sich Polonaisen durch den Raum.
In den knapp drei Jahren im Weißen Haus hatten die Obamas ihre Plätze getauscht. Nach Michelles zahlreichen Protesten gegen die Politik und den bangen ersten Monaten im Weißen Haus, als sie sich fragte, ob sie jemals ihren Platz finden würde, gehe sie, so prophezeiten Berater, stärker und ruhiger aus der Zeit im Weißen Haus hervor als ihr Mann. Für den Rest seiner laufenden Amtszeit, ja für den Rest seines Lebens werde der Präsident sich mit dem abfinden müssen, was er politisch erreichen konnte und was nicht. Michelle Obama aber war mit geringen Erwartungen in die Amtszeit hineingegangen und war daher angenehm überrascht worden; er hingegen war auf dem Gipfel seines Erfolgs ins Weiße Haus eingezogen und hatte sich seither immer mehr dem Boden der Tatsachen angenähert.
Wahrscheinlich würden sie nie aufhören, miteinander zu diskutieren; das lag im Wesen ihrer Beziehung, einer Ehe voller Reibungspunkte, die sich trotz allem als stabil erwiesen hatte. Und die Präsidentschaft hatte die Obamas nur fester zusammengeschweißt. Ihre Bindung war offenbar nicht nur intakt, sondern sogar stärker geworden, und ihre Ansichten lagen näher beieinander als je zuvor – ein Effekt der Präsidentschaft, den man auch bei ihren Vorgängern beobachten konnte: Das Weiße Haus hatte die Tendenz, die Präsidentenpaare zu isolieren, sie aber auch näher zusammenzubringen, sie zu zwingen, sich stärker aufeinander zu verlassen, als es in der Welt draußen nötig war.
Am nächsten Tag sollte eine der großen Ratingagenturen die Vereinigten Staaten herabstufen, ein drastischer Hinweis auf mangelndes Vertrauen in Wirtschaft und Regierung des Landes. Und während die Obamas am Samstag noch in Camp David ausspannten, kamen einundzwanzig US Navy SEALs ums Leben, als ihr Hubschrauber von Aufständischen in Afghanistan abgeschossen wurde. Sie gehörten derselben Einheit an, die bin Laden getötet hatte – und es war der höchste Verlust an einem einzigen Tag in dem seit zehn Jahren andauernden Krieg. Am Montag spielten die Finanzmärkte in Reaktion auf die Herabstufung verrückt. Wahrscheinlich war es die bis dahin schlimmste Woche in Obamas Amtszeit.
Aber am Abend seines Geburtstagsfests blieb das Präsidentenpaar bis spät in die Nacht auf der Tanzfläche. Selbst bei Staatsbanketten schwangen sie normalerweise nur ein Mal das Tanzbein und ließen es dann gut sein. Doch an diesem Abend tanzten sie immer weiter, als wollten sie nicht in die Wirklichkeit zurückkehren, als wünschten sie, dass dieser Moment ewig dauerte.
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Bildteil
Im Mai 2009 brechen die Obamas zu einem Ausflug nach New York auf. Es war ihr erster gemeinsamer Abend seit Barack Obamas Amtsantritt. Doch die entstandenen Fotos warfen die Frage auf, ob sie sich in Krisenzeiten solche Ausflüge leisten durften.
© Aude Guerrucci-Pool/Getty Images
Marian Robinson, die Mutter der First Lady, sträubte sich zunächst dagegen, mit Tochter und Schwiegersohn ins Weiße Haus zu ziehen. »Wenn man bei den Kindern einzieht«, meinte sie, »bekommt man zu viel mit.« Wenn sie beim Einkaufen von niemandem erkannt wurde, lachte sie: »Die halten mich für irgendeine Frau, die im Weißen Haus beschäftigt ist.«
© MANDEL NGAN/AFP/Getty Images
Einige Tage nach der Wahl zum Präsidenten verlassen Barack und Michelle Obama die Schule ihrer Töchter. Niemand ahnte, dass Michelle insgeheim erwog, mit den Töchtern bis Schuljahresende in Chicago zu bleiben.
© STAN HONDA/AFP/Getty Images
Anfangs fanden die Obamas das Weiße Haus großartig, altmodisch und seltsam in einem. Daher hatten sie sich vorgenommen, so oft wie möglich in ihr altes Zuhause nach Chicago zu fahren. Doch der erste Ausflug dorthin im Februar 2009 war
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