Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Obelisken von Hegira

Die Obelisken von Hegira

Titel: Die Obelisken von Hegira Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Gefährten wurde er den Flur entlanggeschleift bis zu einem hell erleuchteten Raum am anderen Ende.
    Der Raum war wie das Behandlungszimmer eines Arztes mit einer zentralen Liege ausgestattet, die mit abgeschabtem braunem Leder und Streifen saugfähiger Baumwolle bezogen war. Er wurde daraufgeschnallt, und man maß seinen Puls und seinen Blutdruck. Ein orangegewandeter Mann, auf dessen kahlen Schädel sich überschneidende schwarze Linien gezeichnet waren, beugte sich mit einer Spritze in der Hand über ihn.
    Die Dämonengestalt trat durch eine andere Tür ein. „Du kannst die Injektion verabreichen“, sagte sie. Sie neigte sich über Kiril, gerade als die Nadel in seinen Arm stach. „Dies soll dir keine Schmerzen bereiten. Es soll nur helfen, herauszufinden, was du weißt …“
    Kiril verlor das Bewußtsein.
    Er erwachte mit einem sauren Geschmack im Mund und dem Schock von Riechsalz in seiner Nase.
    „Du warst sehr kooperativ“, erklärte ihm das Ding in Schwarz. Er wurde zurück in die Zelle gebracht. Als nächste schaffte man Barthel und Bar-Woten fort. Kiril fragte den Wachtposten, warum die beiden zusammen abgeholt würden. Der Wachtposten blickte ihn gestrenge an, schaute dann sichernd den Korridor hinauf und hinunter, bevor er antwortete. „Wir sind uns ziemlich gewiß, daß du der bist, den wir suchen“, sagte er. „Aber zur Sicherheit werden wir auch diese beiden Männer testen.“ Er schwang die Tür zu und verriegelte sie.
    Nach zwei Stunden wurden der Ibisier und der Khemite zurückgebracht. Bar-Woten schwankte ein wenig und sank auf dem Boden zusammen. Barthel stand steif gegen die Wand gelehnt, die Augen weit aufgerissen, und starrte in die gegenüberliegende Ecke der Zelle.
    „Was haben sie aus mir herausgeholt?“ fragte Bar-Woten.
    „Nichts“, schnappte Barthel. Der Khemite blickte in die Ecke und zuckte zusammen wie unter einem Schlag. Was Bar-Woten in der Hypnose enthüllt hatte, zerfleischte langsam Barthels Innerstes. Er hatte ja nie geahnt …
    Droben hörten sie die Geräusche ferner Explosionen. Kiril spähte durch das Fenster und sah den Wächter ab von der Zelle stehen und ängstlich den Flur hinunterblicken.
    Die Lichter gingen aus. Nach einer Stunde schliefen sie ein. Bar-Woten schnarchte lautstark; sein Kopf baumelte zwischen seinen Beinen. Kiril verharrte auf der schmalen Grenzlinie zwischen Wachheit und Schlaf. Er hörte, wie sich jemand in der Zelle bewegte, wälzte sich aber nur herum und trieb davon.
    „Nein“, sagte Barthel. Er schloß die Augen, konnte aber nicht aussperren, was er sah. In der Ecke, über dem ruhenden Kiril, stand Barthels Mutter. Sie glühte schwach, wie die See, und ihre Kehle öffnete sich zu einem zweiten lächelnden Mund. Was sie ihm zuflüsterte, vermochte er nicht zu akzeptieren. Aber es war wahr. Er hatte es selbst gehört. „Nicht jetzt“, sagte er.
    Wieder sprach sie zu ihm.
    „Nein.“
    Er wandte sich von der Ecke ab und stieß den Kopf sanft gegen die Polsterung.
    Die Lichter gingen wieder an. Kiril stand auf und streckte sich in dem beengten Raum. Barthel schlief weiter, im Stehen, den Kopf in die Ecke gekeilt. Bar-Woten blickte Kiril von seinem Plätzchen auf dem Boden nachdenklich an.
    „Ihr seid der Auserwählte“, sagte er. „Sie sind sich sicher, daß Ihr derjenige seid, der sie in Den Wall hineinführen wird.“
    „Wen hineinführen?“
    „Die Dünnen. Ihr habt die richtige Geschichte erzählt, nehme ich an. Barthel nicht. Ich auch nicht, da bin ich mir sicher. Das Ding, das nicht menschlich ist, es sprach mit dem Wächter, während sie Barthel zum Reden brachten. Es sprach Englisch, aber ich konnte es verstehen. Es gibt hier drei von ihnen.“
    „Drei von was?“ fragte Kiril, dessen Geist immer noch vom Schlaf benebelt war.
    „Von den dünnen, fremdartigen Wesen. Sie stammen nicht aus diesem Teil von Hegira. Sie sind in einer Art Schiff über Den Wall gekommen. Sie haben ein Abkommen geschlossen, und sie lassen die Englischsprachigen an ihrem Wissen teilhaben.“
    „Ich soll sie in Den Wall führen?“
    „Ihr habt Glück“, sagte Bar-Woten nickend. „Ihr werdet Euer Ziel erreichen. Ich bezweifle, daß wir das werden.“
    „Ich habe keine Lust, ihnen bei irgend etwas zu helfen“, sagte Kiril. „Sie verdienen es nicht.“
    „Die Dünnen mögen freundlicher sein als die Englischsprachigen. Ihnen behagte das Massaker beim Obeliskenlager nicht. Schienen zu denken, daß da mehr wie Ihr hätten sein können. Tote

Weitere Kostenlose Bücher