Die Obelisken von Hegira
Jahrhunderten waren sie in der Bahn eines Windes gewesen, den sie nicht einmal bemerkt hatten. Der Druck ihrer Berufung im genauen Augenblick der Diaspora hatte ihr Volk fast auf Kinder reduziert. Die Spannungen der samenausstoßenden Fasern hatten zugenommen – die Jungen waren vorherrschender geworden und mit ihnen ihre Unsicherheiten, ihre manchmal heftigen Frustrationen und Aggressionen. Die Erstgeborenen waren dahin gekommen, den klugen, schwierigen Jungen nachzueifern, ja, sie sogar zu verehren. In jenen leicht aus dem Gleichgewicht zu bringenden Jahrzehnten hätte ihr beschränkter Gesichtswinkel sie beinahe zu zerstören geschafft. Sie verloren so oft die Balance, schwankten in diese und jene Richtung, aber immer schickte der Schwung sie weiter hinaus.
Sie schauten zurück und sahen, daß sie auf der Erde zugleich Muskel und Samen gewesen waren. Wie bei dem Mechanismus der Kapseln einer Mohnblume, hatten menschliche Intelligenz und Technologie zu einer sich steigernden Faserspannung geführt, die in eine Explosion mündete. Jene Explosion hatte den Samen des irdischen Lebens weit hinaus ins Weltall getragen. Der menschliche Geist, erkannten die Erstgeborenen, war einer höheren Macht untergeordnet und dienstbar, die sie stets für eine niedrigere gehalten hatten – der Ausbreitung lebender Formen.
Sie entdeckten eine genetische Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen Spezies und daß sich, um eine höhere Stufe der Entwicklung zu erreichen, eine Anzahl von Spezies würden verbinden müssen. Sie würden dann eine Super-Spezies werden – ein neues Werkzeug in der Entwicklung des Lebens.
Als dieser Schritt einmal getan war, wurde es rasch offensichtlich, daß nichtlebende Dinge in der Lebensgeschichte der Galaxis in ganz ähnlicher Weise eine Rolle spielten, wie das Kalzium der Knochen und die toten Proteine des Haars und der äußeren Hautschichten es dir ermöglichen zu überleben. Die anorganische Welt wurde tatsächlich sogar durch die organische Welt zu deren eigenen Zwecken geformt, durch subtile Kräfte und Einwirkungen, die wiederum schwer zu erklären sind.
Aber ein paar Fingerzeige mögen dir einen Eindruck von ihrem Wesen vermitteln. Es gab natürliche Ausdehnungen lebender Wesen in andere Universen hinein, und diese verhielten sich gemäß Gesetzen, die so streng waren wie jedes beliebige Gesetz der bewußten Welt der Erstgeborenen auch. Sogenannte Geister, Dämonen und andere Einflüsse waren Ausdehnungen der lebendigen Substanz der meisten Spezies und dienten klar umrissenen Zwecken, entweder als Gefäße des Rassengedächtnisses oder als Schutz vor zerstörerischen Kräften – ganz ähnlich, wie deine äußeren Hautschichten dich vor Schaden bewahren. Dieses Zusammenwirken von Zuständen des Lebendigen und Toten gab dem Voranschreiten und der Veränderung der Erstgeborenen und ihres Geschlechtes am Ende des vierten Jahrtausends des Zeitalters der Raumfahrt einen neuen Anhaltspunkt. Gerade als die Wanderung des Lebens von Galaxis zu Galaxis begann, ordnete sich das Zeitalter der Weltraumfahrt einem anderen, weit größeren Zeitalter unter, das zwei Milliarden Jahre währte – der Zeit der Auflösung.
Es wird nun immer schwieriger, Erklärungen zu geben. Einige Menschen waren immer noch von ganz ähnlicher Gestalt wie du und dachten auch auf sehr ähnliche Weise, wie du es tust. Bei jeder Entwicklung gibt es Orte der Rückständigkeit und Stagnation, besonders, wenn diese Entwicklung rasch voranschreitet. Andere Spezies und Super-Spezies aber näherten sich dem Punkt, wo eine Sprache, die Worte gebraucht, sie nicht länger beschreiben kann. Poesie bietet immerhin einen Ansatz, indem sie Vagheit gestattet. Mathematik kann ein nützliches Instrument sein, aber nicht in irgendeiner der Formen, die du jetzt kennst und verstehst. Möge es genügen zu sagen, daß das Organische und das Anorganische überall in Hunderten von Millionen von Galaxien miteinander verschmolzen. Eine Zeitlang glaubten jene, die in den Hinterwäldlerprovinzen des Wechsels zurückgelassen worden waren, daß sie in einem toten Universum lebten, in dem ihnen nichts mehr zu erforschen übrig blieb als Sterne und felsige Welten. Sie konnten nicht erkennen, was in Wirklichkeit dort war – eher noch hätte ein Bakterium in den Gedärmen eines Menschen danach zu streben vermocht, ein Mensch zu werden.
Diese organische Natur anorganischer Dinge ließ Strukturen und SuperStrukturen der Realität erkennen, die umgeformt werden
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