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Die Oder gluckste vor Vergnügen

Die Oder gluckste vor Vergnügen

Titel: Die Oder gluckste vor Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Gelassenheit.
    Drüben waren die D-Zug-Geleise. Kein Bahnhofsdach, nichts. Tantow. Mitten in den Feldern.
    »Ich glaube, es gibt Regen«, sagte Bibi.
    »Na, der Zug kommt ja gleich«, meinte Cotta. »Rex, Sie bleiben jetzt hier. Sie brächten es fertig, mit einzusteigen.«
    Wir gaben uns die Hand. Bibi kaufte sich eine Tüte Kirschen und ging zu Cotta über die Geleise.
    Der Stettin-Berliner Schnellzug donnerte aus der Ferne heran und hielt zwischen mir und den beiden. Türen klappten. Nun sah ich Cotta und Bibi nicht mehr.
    Eine Signalpfeife trillerte. Der Zug fuhr an, ein Stück Papier wehte mit. Der drittletzte Wagen rollte vorbei, der vorletzte, der letzte. Weg war er.
    Aus, alles aus.
    Aber als die Sicht wieder frei war — da standen auf dem leeren Bahnsteig Bibi und Cotta und lächelten mich an.

Kampf um eine Königsjacht

    Anmerkung der Sekretärin: Von jetzt an nennen sich alle »du«, obwohl kein ersichtlicher Grund dafür vorliegt — namentlich, wenn man an die letzten beiden Kapitel denkt.
    So kehrten wir an die Oder zurück.
    Und nun wollten wir aber mit Macht nach Swinemünde.
    Also besichtigten wir bereits am Nachmittag unser Motorboot. Man könnte es mieten, hatte die Wirtin gesagt. Ohne Schiffer, ohne Mann und Maus. Warum denn nicht damit an die See?
    Das Boot lag in einer Wasserlinsenbucht, stromab, außerhalb der Stadt. Und obwohl es jetzt schauerlich regnete, liefen wir hin. Die geliehenen Regenhäute der Mädchen trieften. Es trieften die Büsche. Die Oder war ganz naß.
    Da lag das Boot, an einer Kuhkette am Pflock.
    »Vera« hieß es. Aber es hätte auch Veranda heißen können, denn es hatte einen Aufbau mit großen Scheiben. Auf dieses Boot gehörte ein Schaffner mit einer Knipszange. Doch man konnte es zum Badeboot und zum Wohnboot machen.
    In einem Fischerkahn stakten wir hinüber. Wir sahen den Rettungsring, die weißen Borde, die Reling. Wir kletterten an Bord und drängten ins Innere.
    Da gab es zwei längelange Sitzbänke — wie in einer altmodischen Straßenbahn. Ein Motorgehäuse. Ein Speichenrad. Eine Bimmel.
    »Hier schlafe ich«, rief Bibi. Cotta guckte in Schränke und Fächer. Und fragte, wie das mit dem Motor sei.
    »Na, der Rex, der kann das doch«, meinte Bibi, für die ein Dichter auch ein Zauberer war.
    »Klar«, sagte ich.
    Wir drehten am Speichenrad, legten die Hebel um und fuhren im Geist schon über das Stettiner Haff.
    »Und wo schläft Rex?« fragte Cotta.
    Auf dem Heck war eine Hufeisensitzbank, allerdings außerhalb der Kajüte. Wenn man eine Plane darüberlegte... Das ergäbe so eine Art Hundehütte für Rex, den Kapitän.
    »Tja, nun wissen wir alles«, sagte Cotta.
    Aber ob uns der Besitzer das Boot überhaupt geben würde — und zu welchem Preis — , das wußten wir nicht.
    Wir stakten an Land, um den Besitzer zu suchen. Es stellte sich heraus, daß das der Gartzer Bootsbauer gleich dort am Ufer war. Er arbeitete im offenen Schuppen und hatte seelenruhig mit angesehen, wie wir auf seiner »Vera« herumsprangen.
    Wir beratschlagten hastig.
    Bibi meinte, Cotta solle den Mann vermittels ihrer exotischen Schönheit erweichen. »Setz deine Kapuze ab, Cotta. Deine Frisur gibt’s hierzulande nur im Kino. Und guck ihn mit deinen grünen Augen an.«
    »Unsinn«, sagte Cotta, »ich kann das nicht so wie du.«
    »Ich bin doch so durch meine Zöpfe behindert«, rief Bibi, mit dem Fuß stampfend.
    »Dem Mann geht’s um das Geld, Bibi«, sagte Cotta, »und nicht um deine Zöpfe.«
    Wir gingen die Stapellaufschiene entlang, die vom Ufer hinaufführte. Aber da lasen wir, daß der Mann »Pustekohl« hieß. Im Nu stand die ganze Aktion in Frage. Bibi und Cotta bäumten sich an der Gartenschwelle auf.
    »Rex, nein«, sagte Cotta. »Bitte, geh allein. Wenn der Name ein einziges Mal fällt, sind wir futsch.«
    »Ja«, sagte Bibi. »Ich schmeiße mich in die Sägespäne. Geh man allein, Rex, und wenn du es schaffst, kriegst du einen Kuß.«
    »Also, von mir nicht, das ist klar«, sagte Cotta.
    Der Schuppen roch wundersam nach Bootsbauer, nach Boot und Bauer, nach Acker und Segeln und Tauwerk und verregneten Erdbeeren.
    In Gesellschaft eines Huhnes arbeitete Herr Pustekohl an einem Bootsgerippe. Er war ganz Schirmmütze mit Hemdsärmeln. An seiner Weste hing seine Uhr an einer kleinen Ankerkette.
    »Ich komme wegen der >Vera<«, sagte ich.
    Herr Pustekohl nahm ein Holz aus der Leimpresse und fügte es an das Boot. Das Huhn wackelte leise mit. Man hörte den Regen rauschen. Herr

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