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Die Oder gluckste vor Vergnügen

Die Oder gluckste vor Vergnügen

Titel: Die Oder gluckste vor Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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die gegnerischen Kräfte durch ein Scheingefecht und hast es in Wahrheit auf einen anderen Abschnitt abgesehen.«
    »Auf den Bibi-Abschnitt?«
    »Clausewitz Rex«, sagte Cotta. »Rechne damit, daß deine Manöver durchschaut werden.«
    »Von Manövern kann keine Rede sein«, verwahrte ich mich.
    »Und bleib lieber auf Distanz, und zwar auf der ganzen Linie.«
    Das hieß: Scharmützle nicht mit Bibi. Scharmützle aber auch nicht mit beiden. Lieber scharmützle überhaupt nicht — auch nicht mit mir allein.
    »Durchaus meine Meinung«, murmelte ich. »So war’s ja von Anfang an gedacht.«
    »Ha!« Sie hörte auf, sich zu kämmen, und warf mir im Spiegel einen Blick zu. Einen Eisesblick, aber man hätte damit Pulver entzünden können.
    »Also, wenn du so schaust...«
    »Ich schaue abweisend.«
    Das mochte stimmen. Aber ein Blick aus schönen Augen ist ein Blick aus schönen Augen. Und auf keinen Fall ein geeignetes Distanzmittel.
    »Mich wundert nur, daß der Spiegel noch nicht zersprungen ist«, sagte ich.
    »Nicht alle Gegenstände sind so leicht zu erschüttern wie dein Herz«, erwiderte Cotta.
    Das war eine naseweise Bemerkung. »Meine liebe Cotta«, begann ich, wurde aber durch Bibis Rückkehr unterbrochen.
    Ich ging in den nassen Garten. Hüte dich, sprach ich mir zu. Hüte dich vor beiden. Und vor dir selbst, im Hinblick auf beide. Jungmädcheneitelkeit — verstärkt durch die Rivalität untereinander. Das würde mit Liebe nie etwas zu tun haben. Ein Sport war’s für sie. Wie Tauziehen, weiter nichts. Und ohne den geringsten Gedanken an eine ernsthafte Konsequenz. Katzen brauchen ein Wollknäuel. Ja, das war’s. Du darfst dich da nicht engagieren, dachte ich.
    Ach, aber was bedeuteten alle guten Vorsätze? Die waren nur ein schwacher Deich, ich ahnte es. Ein schwacher Deich gegen eine süße Flut.

    Anmerkung der Sekretärin: Liebe Frau Cotta, gestatten Sie eine persönliche Bemerkung. Ich ahnte nicht, daß Frauen dem Herzen meines Chefs so zusetzen können oder konnten. Solange ich ihn kenne, verwendet er seine diesbezüglichen Gefühle rein geschäftlich, das heißt, er bringt sie in seinen Drehbüchern unter: Gruß Luthcher, Sekretärin.

Heias Tanzfest

    »Rex, Rex, ein Herr!« rief Bibi.
    Der Tag, an dem wir in See stechen wollten, war hell und sonnig. Ich stand in der Waschküche und rasierte mich. Von der Oder tutete ein Dampfer. Ich war in Reisestimmung — und nun kam da ein Herr.
    »Wer?« fragte ich.
    Die Tür flog auf, die Gießkanne fiel um. Da war er schon: mein Vetter Heia, Heinz-Arthur aus Bad Saarow. Heia, Parfumfabrikant mit Jäger-von-Kurpfalz-Gesicht, bester englischer Stoff im Uniformstil, Heia, der völkisch getarnte Lebemann.
    »Da staunst du, was?« Er hielt seinen Kopf gleich unter die Brause, denn er hatte bis zum Morgengrauen in Berlin geschwoft. In aller Herrgottsfrühe war er auf die Idee gekommen, in den Wagen zu steigen und hierherzufahren. »Wollte mal sehen, was du so treibst. Donnerwetter, da hast du aber zwei niedliche Käfer.« (Die erwähnten Insekten waren Bibi und Cotta.)
    Ich hatte Heia per Postkarte gebeten, für mein Alibi zu sorgen. Und das war der Erfolg. Wie wurde ich den Burschen nun wieder los?
    Ich lieh ihm mein Rasierzeug und lief hinauf, um Rat mit Bibi und Cotta zu halten. Wir trafen uns im Zimmer, wo die gesamte Schiffsausrüstung schon bereitlag.
    »Was will der Kerl hier?« fragte Cotta.
    »Wie ich ihn kenne, kriegt er’s hier bald satt«, sagte ich. »Wir dürfen ihm nur nichts von Pustekohls Boot erzählen.«
    »Er riecht so gut«, meinte Bibi.
    »Nach Glatzensalbe«, sagte Cotta. »Übrigens brauchst du so einen hergelaufenen Kerl nicht gleich zu riechen.«
    »Zwei Frauen hat er mit«, berichtete Bibi. »Die sitzen in der Schankstube. Ich sage dir...«
    Wir räumten die Schiffsausrüstung weg, versteckten die Flußkarte und baten die Wirtin, nichts von unseren Plänen zu verraten. Dann ging ich und begrüßte die Damen. Es waren zwei nicht ganz frische Produkte aus Heias Bekanntenkreis. Sie trugen noch ihre Schwofkleider, die nicht minder zerknittert waren als ihre übernächtigen, ärgerlichen Mienen.
    Um so lieblicher stach Heia Cottas und Bibis Frische ins Auge. »Kinder, laßt uns fröhlich sein!« rief er, als er vom Rasieren kam. »Wir stellen hier was an. Wer ist denn das da?«
    »Die Wirtin«, sagte Bibi.
    »Ach so. Nun greift mal alle mit zu! Mir gefällt hier die Innenarchitektur nicht.«
    Heia räumte schwungvoll um. Die Stubenkatze, die

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