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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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jedem Zeitpunkt muß ich die Totalität des Alls sehen und fühlen, und ich breche unter dieser Last zusammen.
    Warum kommt der Kerl nicht zurück?”
    Denn der große Kerl war immer noch nicht wiedergekommen, und inzwischen waren mehrere Monate verstrichen. Der Karneval war vorbei, aber es herrschte noch immer fröhliche Ausgelassenheit auf Kentron. Es war jetzt die Wolkenfänger-Saison, die Raumschiffe starteten, und auch die beiden Hornissen flogen ab. Die Männer sagten Roadstrum, sie würden gelegentlich wieder vorbeikommen und ihn abholen. Die Raumschiffe spannten feine Netze aus Silber und Silbernitrat und fingen die Wolken damit ein. Dann schleppten sie ihren Fang nach Kentron und zwangen den Regen aus den Wolken heraus. Es war also wieder eine fröhliche, ausgelassene Saison.
    Danach kam die Jagd-Saison auf Kentron, dann die Sport-Saison, und alle Männer amüsierten sich königlich. Alle bis auf Roadstrum.
    „Wenn ich schon jedes einzelne Atom im gesamten Universum sehen muß, warum entdecke ich nicht auch den großen Kerl und sehe, was ihn aufhält?” fragte sich Roadstrum. „Warum? Weil er ein Subjektiv ist, genau wie ich unglücklicherweise zur Zeit. Ich wünschte, er käme endlich.”
    Er kam zurück.
    „Danke, Roadstrum”, sagte er. „Ich übernehme die Bude jetzt wieder.”
    Roadstrum riß die Kopfhörer herunter und sank völlig erschöpft zu Boden.
    „Wo haben Sie denn gesteckt?” stöhnte er.
    „Roadstrum, ich habe seit Jahrhunderten die Bude nicht eine Sekunde verlassen können. Jetzt bin ich bereit, wieder eine lange Zeit hierzubleiben. Aber der Mensch muß auch mal eine Pause machen können.”
    „Ich hatte keine Ahnung, daß dieser Job so schwierig ist.”
    „Ich habe versucht, es Ihnen zu erklären. Aber Worte reichen nicht aus, um es jemandem klarzumachen. Nur durch eigene Erfahrung läßt sich die ungeheure Größe der Aufgabe ermessen.”
    „Wie hat das Ganze eigentlich angefangen?”
    „Begreifen Sie das wirklich nicht? Es war der Anfang. Es ist das einzige, was wirklich ist. Aber viele Äonen lang war alles so durcheinander, daß es mich heute noch schaudert, wenn ich nur daran denke. Es gab zwar immer drei oder vier Leute, die es hielten, aber nicht einer war wirklich verantwortlich. ‚Irgendwo muß ein Mensch sein, der stark genug ist, die ganze Verantwortung auf sich zu nehmen’, sagte ich mir.
    Aber der stärkste Mensch, den ich kannte, war ich selbst. Darum habe ich die Verantwortung übernommen und sie seither getragen. Vor einigen Jahrhunderten hat Berkeley der Sache eine philosophische Basis gegeben. Aber konnte ich ihm sagen, er sollte sie nun auch selbst übernehmen? Ja, für ein Jahr oder so hat er es getan. Aber dann hat dieser schlaue Fuchs sich wieder herausreden können, und ich war wieder dran. Na, was soll’s. Es ist eben ein Job.”
    „Und ist er wirklich in jedem Detail so wichtig?”
    „Ja. Sie sind auch so ein Detail, Roadstrum. Wenn ich Sie auch nur für einen Augenblick vergessen würde, existierten Sie nicht mehr. Durch meine Aufmerksamkeit halte ich alles im Sein. Nichts existiert, was nicht wahrgenommen wird. Wenn die Wahrnehmung auch nur eine Sekunde nachläßt, so hört die betreffende Sache für immer auf zu sein.”
    „Angenommen, Sie vernachlässigten nur einen einzigen Aspekt einer Sache für einen kurzen Augenblick?”
    „Das kommt schon mal vor. Auf einigen Planeten gibt es wunderbare Rosen, die nicht duften. Es gibt auf mehreren Planeten komische, schwanzlose Tiere. Das kommt daher, daß ich einen Augenblick lang nicht an ihre Schwänze gedacht habe. Es gibt überall taube und blinde und verkrüppelte Lebewesen. Das kommt daher, daß ich ihnen einen Augenblick lang nicht meine volle Aufmerksamkeit geschenkt habe.”
    „Nun, auf jeden Fall müssen Sie eine ungeheure Kraft haben, um das ertragen zu können.”
    „Das stimmt. Aber es gefällt mir nicht, daß viele Menschen das nicht richtig sehen. Sie sagen, daß ich die Welten trage, als ob ich ein Stier wäre. Aber es sind nicht meine breiten Schultern, es ist der erstaunliche Kopf auf meinen breiten Schultern, der alles trägt.”
     
    Die Mannschaft war startbereit. Sie hatten von einem Planeten gehört, gegen den alle anderen trivial erschienen. Und jetzt, da Roadstrum von seiner Aufgabe befreit worden war, sagten die Leute: „Also los, Captain. Wir wollen aufbrechen.”
    Sie machten die Hornissen startklar.
    „Ich habe Ihren Namen noch nicht erfahren”, sagte Roadstrum, als er

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