Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
Vom Netzwerk:
seiner Mannschaft. „Genießt die Freuden dieses Planeten. Ich muß diesen armen Besiegten ein wenig trösten.”
    Die Männer zogen ab, und sie brüllten vor Begeisterung und priesen ihren Captain.
    „Und welchen Gefallen soll ich Ihnen jetzt tun?” fragte Roadstrum den großen Mann.
    „Achten Sie auf meine Bude, während ich eben mal austreten gehe.”
    „Selbstverständlich. Das ist wirklich nur ein kleiner Dienst.”
    „Es ist wichtiger und komplizierter, als er zu sein scheint”, sagte der Mann ernst. „Ich muß Ihnen vorher noch einiges erklären.” Und er erklärte Roadstrum die Bedienung und Bedeutung der Teleskope, der Kopfhörer und der anderen Instrumente.
    „Das ist wirklich phantastisch”, sagte Roadstrum. „Und wenn es wirklich so wichtig ist, werde ich es natürlich gern tun. Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht. Aber ich wußte nicht, daß soviel davon abhängt. Die Verantwortung macht mir ein wenig Sorgen. Sie sind gleich wieder zurück, nicht wahr?”
    „Ich werde auf die Toilette gehen, Roadstrum, und komme dann sofort zurück,” sagte der große Mann und ging. Und Roadstrum machte sich daran, alle Instrumente der Bude zu überwachen. Es war eine unglaublich komplizierte Angelegenheit und forderte seine ganze Konzentration.
    Das Teleskop, das quer durch den Planeten führte, hatte an seinem anderen Ende (wo es heraustrat) einen sechzehnfachen Prismenspiegel, und allein die Aufgabe, diese sechzehn Sektoren zu einer Hemisphäre zu verbinden, war eine harte geistige Leistung.
    Die drei Kopfhörer, die Roadstrum jetzt aufgesetzt hatte, brachten weder Musik noch irgendwelche Radiosendungen, sondern drei Arten kosmischer Geräusche. Die verschiedenen anderen Instrumente dienten dazu, die verschiedenen Strahlungen und Kraftfelder des Universums zu messen. Aber keines dieser Geräte war wirklich die Hauptsache. Die Hauptsache war die ständige Wachsamkeit seines Gehirns, das nun mit allem Seienden verbunden schien. Was nicht irgendwie einen seiner Sinne berührte, existierte nicht.
    „Ich halte alles”, sagte Roadstrum. „Ich bin vielleicht der einzige, der alles hält. Und wenn ich loslasse, wenn ich versage, dann zerfällt alles. Ein paar Dutzend Menschen, oder auch eine Million, können nicht allein überleben. Jeder einzelne, der in die Leere der Unaufmerksamkeit fällt, schwächt das Ganze und zerstört das Gleichgewicht.
    Es pulsiert, es pulsiert alles durch mich. Das Gleichgewicht bleibt bestehen, und die Verlorenen werden jedesmal rechtzeitig aus der Leere zurückgeholt. Aber eben wäre es fast schiefgegangen! Ich muß besser aufpassen. – Warum kommt der Kerl nicht endlich von der Toilette zurück?”
    Der große Kerl kam nämlich nicht gleich wieder zurück. Eine lange Reihe dieser hastigen Tage und Nächte flippte vorbei, und Roadstrum erkannte nach einiger Zeit, daß schon ein ganzer Erdentag verstrichen war.
    Roadstrum durfte die Bude nicht verlassen, bevor der große Mann zurückkam. Captain Puckett und mehrere Mitglieder der Mannschaft boten ihm an, die Bude eine Zeitlang zu bewachen, aber Roadstrum mußte die Angebote ablehnen. Es waren alles gute Männer, aber doch nicht gut genug. Die Verantwortung war zu groß.
    Roadstrum mußte in der Bude bleiben, bis der große Mann zurückkam. Wenn er es nicht tat, würden die Himmel einstürzen, und alles wäre verloren.
    Allmählich wurde er ungeduldig und wütend. Er schwor sich, die Welten tatsächlich zusammenfallen zu lassen, wenn der große Kerl nicht bald zurückkehrte, aber er wußte, daß er das nie tun würde. Er würde aushalten, so lange er es konnte. Denn wenn alles zu Ende ging, würde es auch sein Ende sein.
    Aber er würde sich auch gerne amüsieren, so wie es Puckett und seine Leute taten. Auf Kentron gab es nur Spaß und Amüsement. Es war der Planet des Lachens, und das Lachen hörte man, wortwörtlich, im ganzen Universum. Roadstrum war verblüfft und amüsiert, das dröhnende Lachen Trochanters von einem Horizont zum anderen zu hören. Aber er wäre noch amüsierter gewesen, wenn er selbst auch hätte lachen können. Er hörte die hellen, fröhlichen Stimmen von Mädchen durch das Lachen der Männer. Sie waren alle ausgelassen und genossen das Leben. Und Roadstrum, dessen Aufgabe es jetzt war, alles überall zu beobachten, war gezwungen, alles mitzuempfinden.
    „Der Teufel hole die ganze, faule Bande”, fluchte Roadstrum verbissen. „Der Teufel hole alle Eingeborenen, die sie so prächtig unterhalten.

Weitere Kostenlose Bücher