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Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Titel: Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Sedlacek
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prunkvollen Verzierungen an den Turmspitzen. Dann wird die Kathedrale nicht wie ein Haus aus Zucker in sich zusammensinken, wenn es regnet.
    Da wir gerade von Türmen sprechen: Ist die Verwirrung bei der wissenschaftlichen Sprache – die Unfähigkeit der einzelnen Gebiete, sich gegenseitig zu verstehen – nicht auch darauf zurückzuführen, dass jedes Gebiet die höchsten Höhen erklimmt, wo es meist leer und einsam ist, dass alle das niedere Tiefland verlassen? Ist es mit der wissenschaftlichen Sprachverwirrung nicht ähnlich wie beim Turmbau zu Babel? Natürlich hat man keine so gute Fernsicht, wenn man auf dem Boden bleibt, doch andererseits leben dort die Menschen. Und ist es nicht (wie ja oft gesagt wird) besser, in etwa richtigzuliegen als genau falschzuliegen?
    Wenn wir unsere hochgestochene Art aufgeben und klar und verständlich – wenn auch einfacher – sprechen würden, könnten wir uns gegenseitig wohl besser verstehen. Und wären uns stärker bewusst, wie sehr diese isolierten Disziplinen einander brauchen, wenn das Gebäude fest gefügt sein soll.
    Nachdem ich gesagt habe, was wir aufgeben sollten, erhebt sich natürlich die Frage, wozu wir zurückkehren sollten. Die Antwort scheint so zu lauten: Wir müssen von dem babylonischen Elfenbeinturm herabsteigen, bevor die Sprachverwirrung (bei der niemand irgendjemanden oder irgendetwas versteht) vollständig ist.
    Den Fortschritt, den die Wissenschaft bis heute gemacht hat, möchte ich nicht verdammen, doch wir Ökonomen müssen ständig wiederholen, was wir wissen und was nicht – und was wir glauben. Wir wissen zwar viel, doch es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es noch mehr gibt, was wir bisher nicht wissen und wahrscheinlich auch nie wissen werden.
    Wir sind zu beglückt vor den moralischen Prinzipien weggerannt, auf denen die Ökonomie doch stehen sollte. Die Wirtschaftspolitik ist freigelassen worden, und das Ergebnis ist eine Defizitpsychose in Form eines riesigen Schuldenbergs. Bevor wir uns auf den Weg zu neuen Horizonten machen, ist es nötig, die Ökonomie zurückzudrehen. Wenn ein Mathematiker bei einer Berechnung einen Fehler entdeckt, wird er schließlich nicht mit ihr weitermachen. Das würde den Fehler ja weder verbergen noch lösen. Er muss an den Punkt zurückkehren, an dem der Fehler aufgetreten ist, und ihn korrigieren, bevor er weiterrechnet.
    Unsere einzige Hoffnung ist offenbar, aus der Krise zu lernen. Gute Zeiten sind nicht der richtige Augenblick für genaue Untersuchungen und Reflexion, und für einen wesentlichen Richtungswechsel erst recht nicht. Die Wahrheit zeigt sich nur in einer Krise – oft in ihrer unerfreulichen Nacktheit (der Kaiser hat ja gar nichts an!) und in ihrer ganzen Wucht.
    Die Schuldenkrise ist nicht nur eine Wirtschafts- oder Verbraucherkrise. Sie geht viel tiefer und weiter. Unserer Zeit fehlt es an Mäßigung . Ich will hier weder zu einer Rückkehr zur Natur oder zum Naturzustand aufrufen noch zur Leugnung oder Ablehnung des Materiellen. Dem Materiellen kommt durchaus eine Rolle zu, es ist eine von vielen Quellen des Glücks und der Zufriedenheit (aber nicht die einzige, auch wenn wir uns in den letzten Jahren so verhalten haben, als wäre sie das). Ich rufe dazu auf, uns unserer eigenen Sättigung bewusst zu werden; ich rufe dazu auf, uns bewusst zu machen, dass wir dankbar für das sein müssen, was wir haben. Wir haben nämlich wirklich viel.
    Wir sind so reich und so stark, dass es für uns keine äußeren Grenzen mehr gibt. Wir haben fast alles überwunden und können schon lange tun, was wir wollen. Dass wir mit dieser Freiheit in den letzten Jahren nicht sehr viel Gutes gemacht haben, ist wirklich betrüblich.
Das Leben ist woanders: In uns
    Manchmal scheint mir, dass die Geschichte der Menschheit sich so zusammenfassen lässt: Wir müssen immer fortschrittlicher werden, um die einfachen Dinge des Lebens genießen und uns mit ihnen abfinden zu können. Unsere Väter und Mütter spielten mit Holzspielzeug – das gilt sogar für alle Generationen seit undenklichen Zeiten – und waren damit genauso glücklich wie unsere Kinder mit ihrer Elektronik. Unsere Kinder interessieren sich aber nicht mehr für Holzspielzeug. Um die einfachen Dinge und Aspekte des Lebens erkennen und genießen zu können, brauchen wir immer ausgefeiltere Spielzeuge, Theorien und Bücher. Bei unserem abstrakten und technischen Wissen scheinen wir immer weiter voranzukommen, doch unser Verständnis des realen Lebens

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