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Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Titel: Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Sedlacek
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die Lehren des ökonomischen Mainstreams klassifizieren wollen, müssen wir die moderne Ökonomie hinter die Hedonisten platzieren. Selbst Epikur räumt ein, dass nicht alle unsere Handlungen von Selbstliebe bestimmt sind. Als Beispiel für eine nicht selbstsüchtige Beziehung führt er die Freundschaft an. Die moderne Ökonomie hingegen kann sogar in der Mutterliebe, in Partnerbeziehungen usw. Selbstliebe ausmachen.
    Nicht einmal Epikur hätte es gewagt, alles so stark auf Selbstliebe und Berechnung zu reduzieren wie viele moderne Ökonomen. Zudem haben die modernen Ökonomieschulen zwar Mills Utilitarismus übernommen, nicht aber sein Hauptprinzip der persönlichen Moralität, den unparteiischen Beobachter. Das Prinzip des freiwilligen Nutzenverzichts (an das Mills orthodoxe Utilitaristen sich halten müssen) zum Wohle des Ganzen ist der heutigen Ökonomie völlig fremd. In der ökonomischen Anthropologie herrscht derzeit ein ungewöhnliches Durcheinander. Mit der persönlichen Moral befasst sie sich nicht – sie geht davon aus, dass die unsichtbare Hand des Marktes persönliche Laster in Gutes für die Allgemeinheit umwandeln wird.
Mandeville
    Bestenfalls kann man sagen, dass Mandeville die Berücksichtigung der Moral auf ein bedeutungsloses Gleis schob. Er führte eine implizit umgekehrte, indirekt proportionale Beziehung zwischen der Moral und der Ökonomie ein. Je unehrlicher ein Individuum in einem Staat oder System war, desto besser würde es dem Ganzen gehen. Das ist die extremste Auffassung von der Beziehung zwischen der Ökonomie und der Ethik: Die privaten Laster erzeugen öffentliche Vorteile. Nach Ansicht von Mandeville besteht zwar ein Zusammenhang zwischen dem Wohl und der Ethik, doch er verläuft umgekehrt. Im Gegensatz zu anderen Schulen glaubt er, dass das Ganze umso glücklicher ist, je mehr Laster es gibt.
    Damit möchte ich meine Betrachtung der Achse für die Ökonomie von Gut und Böse beenden. Wir sind von Kant, der selbstlose Gutheit forderte, zu Mandeville gelangt, nach dessen Ansicht das allgegenwärtige Gute zum Niedergang der Gesellschaft führt.
Die »Bibeln« der Ökonomie: Von Smith zu Samuelson
    Die meisten klassischen Ökonomen sehen wie Adam Smith einen engen Zusammenhang zwischen der Ethik und der Ökonomie. Viele von ihnen waren Moralphilosophen (Mill, Bentham, Hume) oder Priester (Malthus). Man könnte mit einigem Recht sagen, dass Smith in dieser Hinsicht nicht der Begründer der Ökonomie war, sondern dass die Diskussion über die Ethik und die Ökonomie mit ihm ihren Höhepunkt erreichte. Bei den späteren Erforschern der Ökonomie sank das Interesse an der Ethik. Der letzte bedeutende klassische Mainstream-Ökonom, der sich ernsthaft mit ethischen Fragen befasste, war Alfred Marshall. Er brachte zudem die Mathematik in den Mainstream des ökonomischen Denkens, auch wenn schon vor ihm bei marginalistischen Schulen und einigen französischen Ökonomen eine Mathematisierung zu finden war.
    Das erste ökonomische Standardlehrbuch war Der Wohlstand der Nationen von dem Morallehrer Adam Smith, das 1776 erschien; 1848 (im gleichen Jahr veröffentlichte Marx das Kommunistische Manifest ) wurde es durch J. S. Mills Grundsätze der politischen Ökonomie verdrängt, das den ausdrucksvollen Untertitel mit einigen ihrer Anwendungen auf die Sozialphilosophie trug. Keines dieser Bücher enthält auch nur eine einzige Kurve, eine einzige Gleichung. Abgesehen von dem Kapitel zu den Zahlen tauchen fast keine Zahlen darin auf, und von mathematischen Modellen ist weit und breit nichts zu sehen. Bei beiden handelt es sich eher um philosophische Texte mit narrativem Charakter. Im Jahre 1890 wurde dann Alfred Marshalls Handbuch der Volkswirtschaftslehre zur Bibel der Ökonomie; es enthielt einige einfache grafische Darstellungen (39 auf 788 Seiten, also im Schnitt pro 20 Seiten eine); zudem gibt es einen Anhang mit mathematischen Anmerkungen. Natürlich enthielt das Buch eine Einführung in die Geschichte des ökonomischen Denkens und des Managements und behandelte eine Reihe von ethisch-ökonomischen Debatten.
    Auch John Maynard Keynes legte großes Gewicht auf die ethische Dimension der Ökonomie. Obwohl er sich gut mit der Mathematik auskannte, finden wir in seinem Hauptwerk Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes nur wenige grafische Darstellungen und Kurven. Die folgende »Bibel« der Ökonomie, Paul Samuelsons ungemein bekanntes Economics (Volkswirtschaftslehre) ,

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