Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
Vom Netzwerk:
Jahr 1986 übernahm der dem aktiven Geschäft entrückte Konzernherr die renommierte Kunsthandlung und Galerie Colnaghi in London mitsamt einiger Grundstücke in bester Lage an der Old Bond Street. Einmal mehr war es Oetker gelungen, sein Firmenreich um ein Unternehmen zu erweitern, das auf eine außerordentlich lange Geschichte zurückblickte und weltweit großes Renommee genoss.
    |310| Colnaghi war der Familienname eines italienischen Feuerwerksfabrikanten, der 1760 in Paris eine Galerie für grafische Blätter eröffnet hatte, die er sieben Jahre später durch eine Filiale in London ergänzte. Ihr internationaler Durchbruch war der Kunsthandlung kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert gelungen, als sie US-Millionäre mit Kunstwerken aus der Alten Welt belieferte. In den dreißiger Jahren hatte Colnaghi im Auftrag der Sowjetbehörden Bilder aus der Eremitage in Leningrad an westeuropäische Käufer vermittelt.
    Die Galerie handelte mit Gemälden alter Meister, Möbeln, Skulpturen und anderen Kunstobjekten aus der Zeit des 15. bis 19. Jahrhunderts. Mit der vollständigen Übernahme durch die Bielefelder Unternehmerfamilie, bei der eine Holding im schweizerischen Steuersparparadies Zug zwischengeschaltet wurde, verstärkte der Konzernsenior das Engagement der Familie auf einem überschaubaren Feld der Wirtschaft, in dem vor allem reiche und superreiche Menschen als Kunden auftreten. Es ist dieselbe exklusive Klientel, die auch von der Lampe-Bank betreut wird und in den Oetkerschen Luxushotels zu Gast ist.

311
    324
    311
    324
    true
|311| 22. »Ich bin zu neugierig«
Der Postensammler Arend Oetker
    A uditorium maximum der Universität Hamburg, an einem Nachmittag im Oktober 2003. Vier Fünftel der Stühle sind leer. Auf den anderen sitzen die Teilnehmer eines Kongresses über »E-Learning« und die Zukunft der Hochschulen. Auf dem Podium diskutieren Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, der frühere BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel und einige Experten darüber, wie Computer und Internet das Lernen befördern könnten. Auch der Unternehmer Arend Oetker ist dabei. Man hat ihn als Präsidenten des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft eingeladen. Doch gleich in seinem ersten Wortbeitrag erwähnt Oetker, dass er auch Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ist.
    Zum Thema der Veranstaltung kann der Mann wenig beitragen. »E-Mail, das kann ich nicht«, sagt er. Er sei mehr für das »Haptische«. Dann zieht er ein schmales rotes Büchlein aus der Innentasche seiner Jacke und zeigt dem Publikum einen Terminkalender, der ohne jede Elektronik auskomme. »Auch den Computer kann ich nicht«, kokettiert der 64-Jährige. Dann erzählt er, wie er vor 40 Jahren in diesem Saal dem Philosophen Carl Friedrich von Weizsäcker gelauscht habe. »Von Weizsäcker konnte mit der Kreide an der Tafel einen Kreis schlagen, der wirklich rund war«, gibt Oetker zum Besten. Es geht eben auch ohne Computer. Aber das Publikum im Saal mag sich über die Plaudereien des Industriepräsidenten nicht amüsieren. Die Leute wollen Substanzielles hören.
    Wie treibt einen Mittsechziger mit einer Abneigung gegen Computer in eine Diskussion über die Universitäten im digitalen Zeitalter? Es |312| ist das Prinzip der Omnipräsenz. Der Unternehmer Arend Oetker ist ein Mann für alle Veranstaltungen. Oetker ist
der
Multi-Funktionär der deutschen Wirtschaft: Kein anderer Manager oder Firmeninhaber in Deutschland bekleidet ähnlich viele repräsentative Posten.
    Das
manager magazin
rechnete Arend Oetker 2002 zu den »50 Mächtigsten der deutschen Wirtschaft«. Damit gehört er zu jenem erlauchten Kreis von Vorstandschefs, Aufsichtsräten und Verbandsfürsten, von denen die
Magazin-
Macher sagen: »Sie haben, direkt oder diskret, großen Einfluss in der Deutschland AG. Ihre Entscheidungen betreffen nicht nur ein Unternehmen, sie sitzen an mehreren Schaltstellen der Macht. Ein wichtiges Kriterium für die Aufnahme in den exklusiven Club sind ein exzellentes Netzwerk und der Wille, die Drähte zu nutzen.« Nach dieser Analyse, die auf umfangreichen Recherchen der Redakteure basiert, spielen auch Großorganisationen der Wirtschaft eine bedeutende Rolle im ökonomischen Machtgefüge: »Zwei Verbände sind für Topleute relevant – der bekannte Bundesverband der Deutschen Industrie und der eher verkannte Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.«
    Arend Oetker ist der einzige Unternehmer, der in beiden Verbänden eine

Weitere Kostenlose Bücher