Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
herausragende Rolle spielt. Er ist Präsident des Stifterverbandes und Vizepräsident des BDI. Daneben ist er aber auch Mitglied im Präsidium der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Und er ist Vorsitzender des Vorstandes eines hochkarätigen Vereins namens Atlantik-Brücke. Jeder einzelne dieser Posten genügt bereits, um seinem Inhaber ein hohes Renommee in den führenden Kreisen der Republik zu sichern.
All diese Positionen sind allerdings Ehrenämter und damit Nebenbeschäftigungen eines Mannes, der im Hauptberuf Unternehmer ist. In den Firmen, die ihm ganz oder teilweise gehören, hat Arend Oetker eine Vielzahl von Funktionen inne. An erster Stelle ist er Geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Arend Oetker Holding GmbH & Co. und Aufsichtsratschef der Schwartauer Werke sowie Präsident des Verwaltungsrats des schweizerischen Lebensmittelkonzerns Hero AG, dessen Aktien ihm gehören.
|313| Er leitet den Beirat der Schifffahrtsgesellschaft TT-Line in Hamburg, die mit ihren Fähren Travemünde und Trelleborg verbindet. Außerdem sitzt er im Aufsichtsrat der Cognos AG, die ihr Geschäft mit Bildungseinrichtungen und Beratung macht. Bei der KWS Saat AG begnügt er sich mit dem Posten des stellvertretenden Aufsichtsratschefs. Er ist Gesellschafter der Bominflot Bunkergesellschaft für Mineralöle und sitzt im Beirat einer US-Wagniskapitalfirma namens Boston Capital Ventures.
Der Unternehmer findet offenbar auch noch Zeit, um eine Reihe von Mandaten in bedeutenden Aktiengesellschaften auszuüben, an denen er persönlich nicht oder nur geringfügig beteiligt ist. Immer wenn beispielsweise der Aufsichtsrat der Degussa AG in Düsseldorf tagt oder der Verwaltungsrat der Bâloise Holding AG in Basel zusammenkommt, reist Arend Oetker an. Die Gesellschafter des Pharmakonzerns Merck in Darmstadt beriefen ihn in das Kontrollgremium ihres Unternehmens. Und bei Gerling in Köln wirkt Arend Oetker ebenfalls in einem Aufsichtsrat mit.
Es lohnt sich, einige der Wirkungskreise des Arend Oetker näher zu beleuchten, um abzuschätzen, welchen Einfluss dieser mittelständische Unternehmer mit dem bekannten Namen in der deutschen Wirtschaft und Politik mittlerweile ausübt.
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, zu dessen Präsident Oetker 1998 gewählt wurde, ist eine in der Öffentlichkeit wenig bekannte Organisation der Industrie. Der Verband wurde 1920 gegründet, als einige Industrielle etwas gegen die Finanznot der Universitäten und Forschungseinrichtungen unternehmen wollten. Die Hilfe fiel auf fruchtbaren Boden. Bald nach seiner Gründung förderte der Stifterverband neben anderen Wissenschaftlern auch Werner Heisenberg, der 1932 den Nobelpreis für Physik bekam.
Arend Oetker repräsentiert eine Förderorganisation, die ein Kapital von knapp 1,4 Milliarden Euro verwaltet. Der Stifterverband sammelt bei Unternehmen Spenden für die Wissenschaft und verteilt überdies die Erträge aus 347 Einzelstiftungen. Mit dem Geld stimuliert er Forschungsprojekte und innovative Lehrmodelle. Zu den Empfängern der |314| Mittel gehören in erster Linie Professoren und der akademische Nachwuchs. Aber auch Großorganisationen wie die Max-Planck-Gesellschaft – in deren Senat Arend Oetker ebenfalls einen Sitz hat – werden bedient. Das hat eine gewisse Tradition. Einer der frühen Förderer dieser Institution, die ursprünglich Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft hieß, war der Fabrikant August Oetker – der Urgroßvater des heutigen Stifterverbandspräsidenten.
Dem Engagement im Stifterverband verdankt Arend Oetker weitere ehrenvolle Ämter, so zum Beispiel seinen Platz im Präsidium der Deutschen Forschungsgemeinschaft und die Mitgliedschaft im Kuratorium der Fritz Thyssen Stiftung. Sogar beim TÜV Norddeutschland war Oetker eine Zeit lang Vorstandsmitglied, obwohl er nach eigener Einschätzung technisch unbegabt ist. »Der Mann interessiert sich eben für vieles und hat deshalb einen riesengroßen Bekanntenkreis«, skizzierte ihn das
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Der Stifterverband ist der deutschen Wissenschaft ohne Zweifel von Nutzen, auch deshalb, weil er unbürokratischer arbeiten kann als die Forschungsministerien. 2002 flossen 115 Millionen Euro über den Verband und die von ihm betreuten Stiftungen in Forschung und Lehre. Gemessen an den staatlichen Geldern für die Wissenschaft, nehmen sich die Mittel allerdings bescheiden aus. Der Etat der Deutschen Forschungsgemeinschaft stammt beispielsweise heute nur noch zu
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