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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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Wert.
    Das Geschäft mit den Sportrechten war nicht der einzige Deal, den Arend Oetker in der Schweiz durchzog – und auch bei weitem nicht der größte. Bei TEAM hatte er erfahren, unter welch günstigen steuerlichen Bedingungen Unternehmen in der Schweiz arbeiteten. Das brachte ihn auf die Idee, auch in seiner Rolle als Nahrungsmittelunternehmer nach Investitionsmöglichkeiten Ausschau zu halten.
    Seit den siebziger Jahren hatte sich Oetker um die Schwartauer Werke kaum noch kümmern müssen. Sein Vertrauter und Geschäftspartner Werner Holm, den er 1968 als Assistenten in die Geschäftsführung in Bad Schwartau geholt hatte, hatte den Marktanteil bei Konfitüre von fünf auf 50 Prozent in den neunziger Jahren gesteigert. Holm hatte mit »Corny« einen Müsliriegel nach US-Vorbild in |351| Deutschland eingeführt und bei Mövenpick die Lizenz für eine Hochpreismarmelade erworben.
    Oetker selbst betätigte sich als Stratege und Firmenpatriarch, der gelegentlich in der Kantine der Schwartauer Marmeladenfabrik aufmunternde Reden vor der Belegschaft hielt. Die Schwartauer Gruppe hatte im Lauf der Jahre eine Reihe von ausländischen Unternehmen gekauft. In der Schweiz war sie allerdings nicht vertreten. Schon in den siebziger Jahren hatte sich Oetker für die Schweizer Konserven- und Konfitürenfirma Hero AG interessiert. Dieses Unternehmen mit Sitz in Lenzburg schien ihm gut zu dem eigenen zu passen. Aber der deutsche Kaffeeunternehmer Klaus Jacobs war ihm zuvorgekommen und hatte 1987 ein Aktienpaket der Schweizer Firma gekauft.
    Jacobs war damals aber nicht willkommen in der Schweiz. Sein Übernahmeversuch wurde von den Eidgenossen als feindlich empfunden. Widerstand regte sich auf allen Ebenen. Zwei führenden Hero-Managern gelang es schließlich mit Hilfe von Schweizer Banken, den deutschen Industriellen abzuwehren. Die beiden Hero-Vorstände Felix Dony und Rudolf Stump zahlten Jacobs mit Hilfe von Krediten aus und übernahmen selbst mit einem weiteren Partner die Mehrheit der Hero-Aktien – ein so genanntes Management-Buy-out. Die Sache lief so lange gut, wie die Zinsen niedrig blieben und der Kurs der Hero-Aktien hoch. Als die Zinsen in den neunziger Jahren aber stiegen, während die Hero-Aktien an Wert verloren, wurden die Schweizer Banken nervös. Das war die Chance für Arend Oetker. Er nutzte sie.
    Im Juli 1995 kaufte Oetker die Mehrheit an Hero. Der Industrielle tat das – wie bei solchen Geschäften üblich – nicht persönlich und nicht direkt. Stattdessen übernahm Oetkers Firma Schwartau International GmbH alle Aktien der FIM AG, einer Holdingfirma mit Sitz im Schweizer Kanton Zug. In dieser FIM AG hatten die beiden Hero-Topmanager ihre Aktien des Nahrungsmittelkonzerns steuergünstig geparkt.
    Wie viel Arend Oetker für die Hero-Mehrheit zahlte, wurde nicht bekannt – einer von mehreren Gründen, warum die
Neue Zürcher
Zeitung
den Deal 1995 als »reichlich intransparent« kritisierte. Immerhin |352| handelte es sich bei Hero um ein traditionsreiches renommiertes Unternehmen mit einem Umsatz von damals 1,23 Milliarden Schweizer Franken und Tausenden von Mitarbeitern. Die Schweizer Firma, die in Deutschland unter anderem die Fruchtsäfte Klindworth und Lindavia vertrieb, war umsatzstärker als die Schwartauer Werke.
    Der Kleine kaufte also den Größeren. Wie konnte Arend Oetker das bewerkstelligen? Die Antwort lautet: durch einige geschickte Verschiebungen von Vermögenswerten. Zur gleichen Zeit, als der deutsche Marmeladenunternehmer die Mehrheit der Schweizer Firma erwarb, kaufte die Schweizer Firma ihrerseits mehrere Auslandsgesellschaften der Schwartauer Werke und spülte damit Millionen in deren Kassen. Die Schwartau-Fabriken in Großbritannien, den USA, den Niederlanden und Polen wechselten als erste ihren Eigentümer. Ein Jahr später wurden dann auch die französischen Schwartau-Tochterfirmen an Hero verkauft. Am Jahresende 1996 hatte der Schweizer Konzern 33 Produktionsstätten statt vorher 20. Die Schwartauer Gruppe des Arend Oetker war entsprechend geschrumpft.
    Beobachter schätzten, dass Oetker zwischen 320 und 400 Millionen Schweizer Franken für die Hero-Mehrheit zahlte. Wie viel Geld der Hero-Konzern für die Übernahme der Schwartauer Auslandstöchter nach Deutschland überwies, darüber gab es nur Vermutungen. Es seien »weder ein Kaufpreis noch ein Gewinnbeitrag bekannt gegeben« worden, kritisierten die Aktienexperten des Bankhauses Vontobel. Beobachter taxierten die

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