Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
Bachtler und Inge Eggerth hat Rudolf-August Oetker im Laufe der Jahre nicht weniger als 1000 Werke zusammengetragen. Es scheint, als wolle es der Senior dabei belassen. Sein Name findet sich jedenfalls nicht in der jüngsten Liste der aktivsten privaten Kunstsammler der Welt, die die New Yorker Zeitschrift
Art News
regelmäßig erstellt. Zu den 14 Deutschen, die aufgenommen wurden, zählt hingegen Oetkers Neffe Arend.
Über sein persönliches Verhältnis zur Kunst hat sich Rudolf-August Oetker kaum jemals geäußert. Die Frau seines Freundes und langjährigen Architekten Ruth Pinnau schrieb 1993 über ihre Erfahrungen mit dem Bielefelder Stifter und Sammler: »Ihm fehlte das wahrhaft kulturelle Interesse.« Bilder seien für den Industriellen »nur eine Anlagemöglichkeit«, behauptete die promovierte Kunstgeschichtlerin. Eine tiefer gehende, geistige oder emotionale Beziehung zur Kunst habe sie bei Rudolf-August Oetker nie bemerken können. »Oetker wusste wenig über seine eigene Sammlung, aber er fällte Urteile über unsere Gemälde«, berichtete Pinnau. »Wenn er bei uns mit Freunden eingeladen war, erzählte er unseren Gästen mit schöner Regelmäßigkeit, dass die Gemälde aus der frühromantischen, teils noch klassizistischen Landschafts- und Porträtmalerei nichts wert oder einfach schlecht seien. Ihm waren Namen wie Koch, Hackert, Reinhart, Tischbein, Reynolds oder Gainsborough kein Begriff, obwohl er selbst Gemälde dieser Künstler besaß.«
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|347| 25. »In der Schweiz bot sich eine günstige Gelegenheit«
Das Steuersparmodell des Industrievizepräsidenten
I n einem Hotel in Lausanne entwickelten zwei Deutsche 1991 die Idee für ein neuartiges europäisches Fußballturnier. Jürgen Lenz aus Bremen und Klaus Hempel aus Neuss hatten bereits Erfahrung mit großen Sportereignissen und den Geschäften, die sich damit machen ließen. Bevor sie sich selbstständig machten, hatten sie für adidas und die Schweizer Firma ISL Marketing AG gearbeitet, die im Auftrag des Weltfußballverbandes Fifa die Fernsehrechte der Weltmeisterschaften an die TV-Sender aller Länder verkaufte.
Am Genfer See konzipierten Lenz und Hempel ein Turnier, das den Europapokal der Landesmeister mit seinem K.-o.-Modus ablösen könnte. Die Meisterschaft der stärksten europäischen Clubs sollte für Zuschauer, Vereine und Werbewirtschaft attraktiver werden. Das Ergebnis dieser Überlegungen war die Champions League. Zu dem Konzept der beiden Deutschen gehörte eine bessere Form der Vermarktung, mit der zum Beispiel ausgeschlossen werden sollte, dass sich konkurrierende Firmen als Sponsoren und Werbekunden ins Gehege kommen konnten. Die Kaufleute gründeten eine Agentur mit dem Namen The Event Agency and Marketing AG (TEAM). Dann präsentierten sie ihren Vorschlag den Herren der Europäischen Fußballunion (UEFA). Denen gefiel der Plan auf Anhieb.
Allerdings gab es noch andere Sportvermarkter, die die Übertragungsrechte eines europäischen Fußballturniers makeln wollten. Deren Konzepte waren zwar konventioneller als das der Champions League, dafür waren die Firmen finanziell stärker als die kleine Agentur TEAM. Wer garantierte der UEFA, dass Lenz und Hempel bei TV-Sendern |348| und Werbekunden mit ihrer Champions League Erfolg haben würden und das versprochene Geld tatsächlich heranschafften? Die Verbandsfürsten verlangten von Lenz und Hempel eine Ausfallgarantie von 150 Millionen Mark.
Eine stolze Summe, die Lenz und Hempel nicht locker machen konnten. Eiligst machten sie sich auf die Suche nach Investoren. Sie wurden fündig bei zwei Industriellen, die bis dahin mit Sportrechten und Medien nie etwas zu gehabt tun hatten: bei Arend Oetker und seinem Schwiegervater Otto Wolff von Amerongen. Die beiden hatten gerade den Kölner Stahlkonzern Otto Wolff an Thyssen verkauft und waren flüssig. Die Industriellen erklärten sich bereit, für TEAM zu bürgen, wenn sie im Gegenzug an der Agentur beteiligt würden. Man einigte sich auf einen Anteil von 47 Prozent an der Firma. In dieser Höhe sollten die Geld- und Garantiegeber auch an den künftigen Gewinnen partizipieren.
Wolff von Amerongen war immerhin ein Fußballfan, dem FC Köln hatte er schon einmal aus einer wirtschaftlichen Misere geholfen. Zudem verfügte der langjährige Spitzenrepräsentant der deutschen Wirtschaft international über die besten Verbindungen, über die er ein gutes Entree bei UEFA-Präsident Lennart Johansson hatte. Für Wolff und
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