Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
Oetker als Vermarktungspartner sprach aus Sicht der UEFA zudem, dass sie selbst keine eigenen Interessen im Medienbereich verfolgten, wie dies beispielsweise für Bertelsmann oder den Medienunternehmer Leo Kirch galt. Sie würden also dafür sorgen, dass der jeweils Meistbietende zum Zuge kam.
Mit den beiden Industriellen als Garanten erhielt TEAM den Zuschlag für die Champions League. Hempel und Lenz hatten nur wenig Zeit, um die TV-Sender und die Werbewirtschaft von ihrem Konzept zu überzeugen, aber sie waren erfolgreich. Bei den Clubs war die Skepsis anfangs groß. »Alles Käse«, lautete der Kommentar von Uli Hoeneß, dem Manager des FC Bayern München. Doch die Kritiker wurden schnell eines Besseren belehrt. 1992 startete die Champions League und spielte sogleich ihre Kosten ein.
Die Meisterschaft wurde schnell populär und damit auch immer |349| einträglicher. 1996 nahm TEAM bereits 220 Millionen Mark mit dem Verkauf von Senderechten und Werbung ein. Die Vereine kassierten mehr Geld, als ihre Manager sich hatten träumen lassen. Das Geschäft wuchs von Jahr zu Jahr. Die Champions League erwies sich als »Gelddruckmaschine« (
Welt am Sonntag
). Oetker und Wolff hatten den richtigen Riecher bewiesen, als sie das Konzept unterstützt hatten. »So, wie das bisher gelaufen ist«, gab Wolff von Amerongen freudig kund, »würde sich jeder die Finger danach lecken.«
Es sollte noch besser kommen. Im Wettbewerb der TV-Sender stiegen die Preise für Sportrechte immer höher. Nicht nur in Deutschland waren private Fernsehunternehmen wie RTL, Sat.1 und Premiere bereit, fast jeden Preis für die Champions League zu zahlen. Auch aus Großbritannien, Italien, Spanien und sogar Japan flossen große Beträge an TEAM. Die Agentur, die in Luzern am Vierwaldstättersee residiert, handelte mit einer heiß begehrten Ware. Im Hype der New Economy galten Sportrechte den Medienkonzernen als eine Form des »Contents«, den man haben musste – koste es, was es wolle. Ob sich das unterm Strich wirklich lohnte, wurde in Zeiten des Börsenbooms kaum noch gefragt. Nur wenige Beobachter sahen die Dinge klar. »Wer mit der Champions League sichere Geschäfte machen will, sollte am besten die Übertragungsrechte makeln«, schrieb die
Süddeutsche Zeitung
1998. »Da gibt es inzwischen viel zu verdienen und wenig zu verlieren.«
Das wussten Arend Oetker und sein Schwiegervater am besten, sie hatten über Jahre glänzende Geschäfte gemacht. Doch schon im Frühjahr 1999 überlegten es sich die beiden Investoren anders und bereiteten ihren Ausstieg vor. Über die Motive für ihren Rückzug haben sie später nicht gesprochen, der Verkauf wurde geradezu konspirativ abgewickelt. Die Zahl der teilnehmenden Clubs war von acht auf 24 erhöht worden, die Champions League hatte zuletzt 2,5 Milliarden Fernsehzuschauer in 200 Ländern gehabt und war so gewinnbringend wie noch nie. Sahen die Industriellen voraus, dass die Preise im Geschäft mit den Sportrechten wieder fallen würden? Wollten sie im Börsenboom einen günstigen Zeitpunkt nutzen, ihre Beteiligung an |350| der Vermarktungsfirma TEAM mit größtmöglichem Gewinn zu veräußern? Der Vertrag zwischen TEAM und der UEFA lief immerhin noch bis 2003. Andererseits war keineswegs sicher, ob er anschließend verlängert werden würde.
Da machten Oetker und Wolff lieber Kasse. Einen Käufer für ihre Anteile fanden sie nach kurzer Suche in der Schweizer Filmhandelsfirma Highlight Communications AG, deren Aktien am Neuen Markt der Frankfurter Börse notiert wurden. Highlight Communications übernahm 80 Prozent der Anteile an der Sportrechteagentur. Während Oetker und Wolff ganz ausstiegen, blieben die Manager Lenz und Hempel mit einem verminderten Anteil von 20 Prozent im Geschäft. Wie viel die Kölner Investoren bei dem Deal einnahmen, wurde nicht bekannt. »Über den Preis für das 80-prozentige Aktienpaket wurde Stillschweigen vereinbart«, schrieb die
Neue Zürcher Zeitung
.
Doch ganz ließen sich die Zahlen dann doch nicht verheimlichen. Im Anhang des Geschäftsberichts der Highlight Communications fand sich ein Jahr später eine genaue Aufstellung. Demnach betrug der Kaufpreis 134 Millionen Schweizer Franken. Für Oetkers und Wolffs Anteil müssten demnach 77 Millionen Franken abgefallen sein, von denen allerdings ein Teil in Aktien der Highlight Communications AG gezahlt wurde. Diese Papiere schossen im Zuge der Aktienhausse in die Höhe und vervielfachten in kurzer Zeit ihren
Weitere Kostenlose Bücher