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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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es einen innerhalb ihrer eigenen Rasse, der offenbar zu weit mehr imstande war. Vielleicht würde es irgendwann eine Zeit geben, in der man nicht mehr kämpfen, sondern nur noch denken musste? Er schüttelte die Gedanken wie einen Kälteschauer von sich ab.
    »Wasser warm genug. Fische schon zu groß«, flüsterte er.
    »Da ist sie«, rief Mogda aus und presste sich gleich darauf die Hand auf den Mund, weil er viel zu laut gewesen war. Hektisch fuchtelte er mit dem Finger, um den anderen Cindiels Standort anzuzeigen. Was aber auf wenig Interesse stieß, da die meisten noch mit der Deutung von verräterisch aussehenden Bewegungen im Wasser beschäftigt waren.
    Cindiel schlängelte sich ängstlich auf den Tresen zu. Sie versuchte nach Kräften, Blickkontakt mit den übrigen Gästen zu vermeiden. Auf dem Tisch, den sie gerade hinter sich gelassen hatte, räkelte sich eine nur noch spärlich bekleidete Frau zur Freude der dort sitzenden Männer.
    Die Gespräche, die Cindiel bruchstückweise verfolgen konnte, drehten sich hauptsächlich um allerlei Gassenwissen, wenn sie überhaupt ein Thema hatten, und die Gesangseinlagen hätten ausgereicht, um jede Familienfeier zu einem abrupten Ende zu führen.
    Der Wirt, der eher wie ein Geldeintreiber im Rotlichtviertel aussah, und die Schankmaid, die ihm in nichts nachstand, nahmen eine ganze Weile überhaupt keine Notiz von Cindiel. Dann kam der Wirt unvermittelt mit verärgerter Miene und einem Tablett in der Hand auf Cindiel zu.
    »Du bist spät dran, Kleine. Ich dachte schon, du hättest genauso Reißaus genommen, wie das andere Mädchen, das man mir letzte Woche versprochen hatte. Es ist doch immer dasselbe mit euch Gören aus dem Waisenhaus. Wenn du dir ein bisschen Geld verdienen willst, solltest du das nächste Mal pünktlicher sein. Es sei denn, du möchtest die Nachfolgerin von Gina werden«, er zeigte auf die halb entblößte Dame, die gerade recht unelegant vom Tisch stürzte, dabei aber wesentlich zur Erheiterung der Gäste beitrug. »Dann ist es natürlich besser, wenn man erst später kommt. Na ja, wenn ich es mir richtig überlege, kann es so spät gar nicht werden, dass sie den Gästen gefällt.«
    Anscheinend verwechselte der Wirt Cindiel mit einem anderen Mädchen. Er hielt ihr das Tablett unter die Nase. Auf ihm waren kleine Schälchen mit eingelegten Fischen, die kaum groß genug waren, um sie als Köderfische zu benutzen. Köpfe und Schwänze waren nicht abgetrennt. So klein sie auch waren, verbreiteten sie dennoch einen unangenehm salzigen Geruch. Wer davon aß, dem blieb nichts anderes übrig, als sich hier auch noch ein Getränk zu bestellen. Cindiel entschloss sich, trotz ihres Hungers keinen Fisch zu probieren. Stattdessen machte sie sich an die Arbeit und verteilte die Appetithäppchen. Unauffälliger konnte sie sich hier kaum bewegen und zusätzlich sprang auch noch etwas Geld dabei heraus.
    »Los, los, keine Zeit verlieren«, sagte der Wirt barsch.
    Sie hatte den Mann, der Käpt'n Londor genannt wurde, schnell gefunden. Er saß in der hinteren Ecke, an einem kleinen Tisch, umringt von zahlreichen Fischern. Londor war kaum älter als vierzig Jahre, hatte mittellanges braunes Haar, eine kräftige Statur und ein ansprechendes Äußeres, welches sich wohltuend von den übrigen Gästen abhob.
    Er war eifrig damit beschäftigt, seinen Zuhörern eine überaus dramatische Reisegeschichte zu erzählen. Zusätzlich zu seiner besonders lebendigen Art der Schilderung benutzte er ausdrucksstarke Gesten, um seine Worte zu untermalen. Cindiel konnte nicht umhin, ihn für einen Augenblick zu beobachten. Selbst Hagrim, der seinen Unterhalt mit dem Erzählen von Geschichten verdiente, wäre von diesem Mann beeindruckt gewesen.
    Für ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen mit ihm stand der Kapitän zu sehr im Mittelpunkt der Unterhaltung. Cindiel entschloss sich, bevor sie wieder eine Standpauke des Wirtes erhielt, die kostenlosen Appetithäppchen weiter an den Tischen zu verteilen. Vielleicht ergab sich zu späterer Stunde, wenn sich die Reihen der Gäste etwas gelichtet hatten, eine bessere Gelegenheit, mit Londor zu sprechen. Sie hoffte, dass der Fisch, den sie verteilte, diesen Vorgang beschleunigen würde. Zusammen mit dem Auftritt von Gina sollte es nicht allzu lange dauern, bis die ersten Gäste gingen.
    Zwei Stunden später war es so weit. Londor saß allein am Tisch und begutachtete das Glas Rotwein, das er genüsslich vor seinen Augen schwenkte. Er

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