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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Meister Trebor ein, der immerhin genau gewusst hatte, was er tat, aber dennoch seinem eigenen Zauber zum Opfer gefallen war. Cindiel musste die Zauber erst noch studieren, und sicher wäre niemand in Nelbor ihr böse, wenn sie versehentlich einen Oger in ein Häufchen Asche verwandelte. Im Gegenteil, sie würde wahrscheinlich als Heldin gefeiert werden.
    »Hast du den Wälzer immer noch nicht durch?«, fragte er in der Hoffnung, sie würde mal eine Pause einlegen. Seine Worte kamen langsam und zögerlich, denn er wollte sie keinesfalls erschrecken.
    »Du verstehst das nicht«, entgegnete sie und schlug das Buch zu, »das ist ein Hexenalmanach. Man liest ihn nicht einfach durch und stellt ihn wieder zurück ins Regal. Man muss die Formeln spüren und mit ihnen eins werden. Nur dann kann man einen Zauber daraus wirken.«
    Mogda erwog kurz, ihr zu raten, sie solle nach einem Zauber suchen, der die Reise verkürzte. Viel Hoffnung hatte er allerdings nicht.
    Sandleg lag im Südwesten und war mit Osberg durch eine Handelsstraße verbunden. Sie bewegten sich parallel zu dieser in einem Abstand von einer halben Meile. Somit hatten sie keine Orientierungsschwierigkeiten, blieben aber weit genug abseits, um kein Aufsehen zu erregen. Eine halbe Tagesreise bevor sie Sandleg erreichten, machte Kruzmak einen Trupp Reiter aus, der ihnen entgegenkam. Die Standarte und das Wappen des Königs wiesen sie als Truppe aus Lorast aus. Männer des Königs. Ihre Gardeuniformen und ihre geringe Anzahl von dreißig ließen jedoch darauf schließen, dass es sich nicht um Soldaten handelte. Sie waren vielmehr unterwegs, um eine Mobilmachung zu organisieren. Bei einer bewaffneten Auseinandersetzung versuchte der König stets, möglichst viele Freiwillige zu rekrutieren, um Söldnerlöhne zu sparen.
    Die Abordnung ritt in vollem Galopp an ihnen vorbei, ohne auch nur den geringsten Verdacht zu schöpfen. Bei ihrem Tempo war es ohnehin unmöglich, einen Späher vorauszuschicken, der auf drohende Gefahren oder einen Hinterhalt aufmerksam machen sollte.
    Mogda und die anderen warteten in sicherer Entfernung zwischen den Bäumen eines kleinen Waldstückes ab und machten sich erst wieder auf den Weg, als keiner der Soldaten mehr in Sicht war.
    »Puh, das war knapp«, sagte Cindiel und kletterte wieder auf Mogdas Schultern.
    »Nein, knapp ist, wenn Pferdefleisch auf Feuer und Soldaten tot«, gab Brakbar zur Antwort.
    Cindiel mochte ihn nicht sonderlich. Er schien noch ein wenig wilder und unbeherrschter zu sein als die anderen aus Rators Truppe. Das Töten war für ihn etwas Selbstverständliches. Ob er dieses Verhalten nur an den Tag legte, weil sie und Mogda dabei waren, vermochte sie nicht zu sagen. Auf jeden Fall gefährdete er jegliche Art von friedlicher Auseinandersetzung allein durch seine Anwesenheit.
    Als sie Sandleg schließlich erreichten, richteten sie sich ein kleines Lager oberhalb einer Hügelkette im Schutz einiger Bäume ein, um die Stadt kurz zu beobachten. Es war wichtig zu wissen, wie viele Stadtwachen hier stationiert waren, oder ob man schon begonnen hatte, eine Bürgerwehr aufzustellen, um den Truppen des Königs Unterstützung zu gewähren. Sandleg war nicht sonderlich groß. Trotz seiner rund tausendzweihundert Einwohner wurde das Städtchen von einer zwanzig Fuß hohen Stadtmauer umfasst. Es gab nur ein Tor in Richtung Osberg, das von vier Soldaten bewacht wurde. Die andere Seite lag im Schutz des Meeres. Die U-förmige Bucht war mit einem großzügig angelegten Hafengebiet zugebaut worden. Weit reichten die Ausläufer des Hafens auf ihrem Ständerwerk in die Bucht hinein. Diese Anlage machte die Stadt auch zu etwas Besonderem. Hier wurden Waren aus ganz Nelbor angeboten und verschifft, und hier befand sich auch der einzige Zugang zur Stadt, der für die Oger gangbar war.
    Hier würden sie versuchen, bei Nacht hindurchzuschlüpfen, um Kapitän Londor ausfindig zu machen. Wie sie sich in einer Stadt verstecken sollten, in der die meisten Häuser nicht viel höher waren als ein Oger, stellte sie vor eine schwierige Aufgabe. Sie nahmen sich noch die Zeit, einige Vorräte zu vertilgen und etwas auszuruhen, bevor sie sich der Stadt im weiten Bogen vom Wasser her nähern wollten.
    Kruzmak hielt unaufgefordert Wache. Sein Hauptaugenmerk lag weniger auf Sandleg als auf dem Hinterland und ihren zurückgelegten Weg. Sobald es ihm möglich war, schaute er zurück, um sich zu vergewissern, dass genügend Abstand zwischen ihnen und dem

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