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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihn aufschreien und das Gleichgewicht verlieren. So furchtbar diese Erfahrung auch war, sie rettete sein Leben. Er lag auf dem Rücken, das verletzte Bein angewinkelt, und sah, wie der Ettin mit einem machtvollen Schwung des Schwertes an ihm vorbeihechtete. Im aufrechten Zustand hätte sich der Stahl tief in Mogdas Taille gebohrt. Sein Gegner verschwand wieder im Dunst.
    Mogda musste so schnell wie möglich seine Lage ändern, da der Ettin ihn sicher hilflos am Boden hatte liegen sehen. Er rollte sich mehrmals um die eigene Achse, als er hart mit dem Kopf an einen Steinblock stieß. Hier endete die Kette, mit der der Ettin gefangen gehalten wurde. Ein Steinmetz musste sich viel Mühe gegeben haben, Metall und Stein so miteinander zu verbinden, dass sie nicht gelöst werden konnten, selbst nicht von einem Oger mit zwei Köpfen. Straff gespannt verlor sich das andere Ende drei Fuß über dem Boden vor Mogda im Nebel. Er griff danach und hielt die Kette in Händen, ohne daran zu ziehen. Dann entlastete sich die Kette und sank zu Boden. Leise zog Mogda daran, nahm sie in beide Hände und legte sie zu einer Schlaufe auf den Boden, ohne sie loszulassen. Aus dem Nichts tauchte die Gestalt des Ettins vor ihm auf. Er stand mit dem Rücken zu ihm. Ihn zu überwältigen schien aussichtslos. Der zweiköpfige Riese würde ihn zu Boden werfen und zu Tode trampeln.
    Mogda kam lautlos auf die Füße und wollte seinem Gegner gerade die Kette um den Hals legen, als der sich abrupt umdrehte. Mogda sah die beiden Köpfe direkt vor sich. Dem einen war ein großes Stück aus dem Gesicht gebissen worden, was ihn die Wange und ein halbes Ohr hatte einbüßen lassen. Der eine Kopf lag leblos zur Seite geknickt auf der Schulter. Der andere sah ihn mit gelb funkelnden Augen hasserfüllt an. Sein offen stehender Mund entblößte eine Vielzahl von messerscharfen Reißzähnen. Das Gesicht des lebendigen Kopfes erinnerte nur entfernt an einen Oger. Es sah eher aus wie eine Mischung aus Oger und Dämon, wobei der Dämon vielleicht Dreiviertel der Erbanlagen bestritt.
    Zielgenau schlug der Ettin auf Mogda ein, der zur Abwehr die Kette hob und damit den Schlag blockte. Die Kettenglieder rutschten durch Mogdas Hand und ließen das Schwert gegen seine Schulter prallen, ohne ihn jedoch ernsthaft zu verletzen. Die Kette zog sich im unteren Teil um die Beine seines Gegners und schnürte dessen Füße zusammen. Mogda wand sich unter dem Schwert heraus und wickelte einige Eisenglieder um das Handgelenk des Schwertarmes. Dann wagte er einen Hechtsprung an dem Ettin vorbei, um sich außer Reichweite zu begeben.
    Doch sein Gegner wollte ihn nicht so einfach entkommen lassen und setzte nach. Die Kettenglieder spannten sich weiter und brachten ihn zu Fall. Mogda hörte das Runenschwert vor sich auf den Stein aufschlagen. Das war seine Chance. Wenn er zuerst an die Waffe käme, wäre der Kampf in etwa ausgeglichen. Er kroch vorwärts in die Richtung, in der er das Schwert vermutete. Plötzlich packte ihn der Ettin aus dem Nebel kommend am Fuß und zog ihn langsam zurück. Mogda trat mit aller Kraft zu, konnte sich aber nicht aus dem Griff lösen.
    Er wurde immer weiter zurückgezogen. Sein Gewicht und seine Kraft reichten einfach nicht aus, um sich aus den Klauen des Gegners zu befreien. Ohne sich festhalten zu können, hatte er den Angriffen nichts entgegenzusetzen. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchfuhr sein Bein. Der Ettin hatte ihn zu sich herangezogen und ihm sein Raubtiergebiss in die Wade geschlagen. Mit einem Ruck hatte er ein Stück herausgerissen und spukte es angewidert zur Seite aus.
    Vor Schmerz verlor Mogda beinahe das Bewusstsein. Da kam ihm der rettende Einfall. Er griff nach seiner Wasserflasche und nahm einen großen Schluck daraus. Noch immer wehrte er sich gegen den Griff des Ettins. Leider traf er mit dem freien Fuß nur den ohnehin schon leblosen Kopf der Bestie. Mogda zog die Beine an und richtete den Oberkörper auf. Der Ettin brüllte ihn hasserfüllt an und zeigte ihm seinen ganzen Zorn. Das war der richtige Zeitpunkt. Mogda spuckte ihm das Wasser ins Gesicht und hoffte, dass es seine Wirkung tat. Wasser und Schwefeldampf vermischten sich und benetzten das Gesicht des Ettins. Er schrie auf und fauchte. Er krümmte sich vor Schmerzen und ließ Mogda aus der Umklammerung.
    Mogda hechtete zurück und suchte mit weit ausgebreiteten Armen den Boden nach dem Runenschwert ab. Da lag es! In dem Moment, als er den Griff in die Finger bekam,

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