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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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blöden Scheit weg, oder ich zeige dir, was Oger so tun, die nicht sprechen!« Den letzten Satz schrie er beinahe heraus.
    Der Bauer war sichtlich erstaunt und stand vor Angst stocksteif da. Aber er ließ den Holzscheit mit offen stehendem Mund zu Boden fallen.
    »Setz dich da hin und beantworte mir ein paar Fragen«, sagte Mogda wieder in einem ruhigeren Ton. »Bist du allein gekommen?«
    Der Alte nickte.
    »Wirst du zu Hause von jemandem wieder zurückerwartet?«
    Der Bauer schüttelte traurig den Kopf.
    »Kannst du lesen und schreiben?«
    Die Frage irritierte den Alten zwar offenkundig, aber er nickte trotzdem.
    »Bist du schlau für einen Menschen?«
    Der Alte zuckte mit den Schultern und schaute sein gegenüber nun endgültig verständnislos an.
    »Meine Güte, du bist ja richtig geschwätzig. Du wärst genau der Richtige für die Jagd auf Oger.«
    Der alte Mann warf Mogda einen erschrockenen Blick zu.
    »Das war nur ein Witz. Hast du auch solchen Hunger?«, fragte Mogda schließlich.
    »Bitte friss mich nicht«, sagte der Alte mit jammervoller Stimme und hielt sich die Hände vors Gesicht.
    »Wie kommst du bitte schön auf die Idee, dass Oger Menschen fressen? Oger essen Tiere, genau wie ihr. Und nur, weil ihr mit Werkzeugen esst, heißt es nicht, dass alle anderen fressen. Ich habe in einem Buch gelesen, dass nur Tiere fressen. Habe ich dich übrigens schon gefragt, ob du kochen kannst?«
    »Ja, das kann ich. Ich bin bekannt für meine Lammpfanne«, entgegnete der Alte in einem euphorischen Ton, der darauf schließen ließ, dass er noch immer befürchtete, sonst selbst als Mahlzeit zu enden. »Wie ist denn eigentlich dein Name?«, fragte der Oger. »Ich heiße Usil.«
    »Ich bin Mogda«, sagte Mogda höflich. »Dann auf ans Werk, Usil. Uns steht ein langer Winter bevor.«

5
Unter der Erde
 
    Der Ork hastete durch die spärlich beleuchteten unterirdischen Tunnel.
    Die Gänge waren kreisrund, wie von einem riesigen Wurm ins Erdreich gefressen. Die Wände waren lehmartig, glitschig, und sie verschlangen alle Trittgeräusche. Dieses Labyrinth aus Tunneln verlief viele hundert Schritt in alle Richtungen und verzweigte sich wie das Geäst eines alten Baumes. Wer hier die Orientierung verlor, war hoffnungslos gefangen. Einen Ausstieg an die Oberfläche gab es nicht. Das Höhlensystem lag unter dem großen Grindmoor, seine Bewohner und deren Gäste konnten nur mittels Magie hierher gelangen. Und Magie war es auch, die einen Besucher hier gefangen hielt.
    Der Ork fühlte sich in diesen Gängen nicht besonders wohl. Für gewöhnlich lebte er zwar unter der Erde, doch bestanden seine Tunnel stets aus purem Gestein und waren von Stützbalken gesichert. Allein der Gedanke daran, dass sich über ihm ein riesiges Moorgebiet befand und es keinen Fluchtweg gab, bereitete ihm Unbehagen.
    Seine Aufgabe war nicht weniger unangenehm. Er sollte zum Meister kommen und neue Befehle entgegennehmen. Er wusste zwar nicht, als was er den Meister bezeichnen sollte, aber er wusste, dass es nicht gut war, in dessen Gegenwart auch nur darüber nachzudenken.
    Die Rüstung, die der Ork trug, war hier eher hinderlich als nützlich. Der Helm schränkte die ohnehin schon schlechte Sicht zusätzlich ein, der Panzer erschwerte das Laufen in den Gängen und die Kettenstiefel fanden auf dem Lehmboden kaum Halt. Dennoch, es gab keinen Platz, wo er die Rüstung hätte aufbewahren können, und sie verlieh ihm ein Gefühl von Sicherheit.
    Er hoffte, dass er den Meister bei guter Laune antreffen würde. Wenn man während des Gesprächs auch nur ein wenig geistesabwesend wirkte, oder ein bisschen begriffsstutzig, dann wurde dies hart bestraft, was nicht selten mit dem Tod endete.
    Ihm war nicht genau klar, was die Meister vorhatten, aber es musste etwas sehr Großes sein. Orks aus dem ganzen Land wurden in verschiedenen Heerlagern zusammengerufen. Nur den Meistern war es vorbehalten, mit dem mächtigen Gott Tabal zu sprechen und seinen Willen durchzusetzen. Alle folgten dem Ruf Tabals: Meister, Orks, Oger, Trolle und Goblins. Angeblich sogar einige Drachen.
    Der Ork folgte dem Gang noch eine Weile und kam dann an eine Abzweigung, die nach zwanzig Schritt an einer Tür aus altem Wurzelholz endete. Als er um die Ecke bog, stockte ihm der Atem. Ein Ork lag verkrümmt und regungslos vor der Tür. Das konnte nur eins bedeuten: Der Meister hatte schlechte Laune. Er näherte sich dem Toten und drehte ihn auf den Rücken. Aus seinen Augen, dem Mund, der Nase und

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