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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mit Gewalt. Orks niemals sterben weil alt.«
    Cindiel traute ihren Augen nicht. Fassungslos starrte sie auf den skelettierten Schädel.
    »Rator, wo hast du den her? Das ist genau das, was ich suche.«
    Mogda beugte sich von oben über die beiden und tippte vorsichtig mit dem Finger auf die brüchige Schädeldecke.
    »Den hast du Matscha auf dem Schiff gestohlen«, rief Mogda vorwurfsvoll. »Du hast ihn beklaut.«
    »Hab nicht gestohlen, hat verloren«, rechtfertigte Rator sich beleidigt. »Wollte geben zurück.«
    »Erzähl mir nichts von zurückgeben. Er hat dir gefallen, und du wolltest ihn haben. Du wolltest ihn nicht zurückgeben.«
    »Wohl«, erwiderte Rator trotzig und umklammerte den Schädel so fest, als ob es der wertvollste Schatz in Nelbor war.
    »Regt euch wieder ab«, fuhr Cindiel dazwischen. »Vielleicht rettet dieser alte Ork unser aller Leben, und ihr streitet darüber, ob der rechtmäßige Besitzer derjenige ist, der uns verraten hat.«
    »Sie Recht«, lenkte Rator ein.
    »Trotzdem hat er einen Kumpel bestohlen«, brummte Mogda, noch nicht vollständig besänftigt.
    Cindiel überging die letzte Äußerung großzügig und begann, beide in die Vorbereitungen zu ihrem Zauberspruch einzubinden. Mogda bekam die dankbare Aufgabe, den Schädel erst zu zerbrechen und danach zu pulverisieren, was ihm einen wirklich traurigen Blick Rators einbrachte. Um aus den Bruchstücken Knochenmehl zu gewinnen, zerrieb Mogda die Splitter zwischen zwei großen flachen Steinen. Immer wieder rief er Cindiel hinzu, um sich zu vergewissern, ob der Staub fein genug war, und immer wieder schüttelte sie den Kopf. Fünf Durchgänge benötigte er, um ein zufriedenstellendes Resultat zu erhalten.
    Rator sollte das Feld beobachten, um eine freie Stelle für den Zauber ausfindig zu machen. Wie er an der Bewegung der Kornähren erkennen konnte, hatten sich die Sandläufer zwar aufgeteilt, sie aber noch nicht richtig eingekreist. Im Nordosten machte er endlich einen sicheren Platz aus. Mit ein wenig Ablenkung würde es ihnen gelingen, Cindiel genug Zeit zu verschaffen, den Spruch vorzubereiten.
    Währenddessen studierte Cindiel die Formeln und stimmte von Zeit zu Zeit einen monotonen Singsang an. Immer wieder brach sie ab und änderte den Klang ihrer Stimme. Ihre Anspannung schlug in Nervosität um, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Ich bin so weit«, erklärte sie nach einiger Zeit mit gespielt munterer Stimme und kaum verhohlener Unsicherheit.
    »Und wie geht es nun weiter?«, erkundigte sich Mogda. »Was sollen wir genau tun, und wie wirkt sich der Bannzauber aus?«
    Cindiel suchte nach beschönigenden Worten, fand aber auf die Schnelle keine.
    »Nun ja, ihr lauft so lange durchs Feld, um die Sandläufer und den Schattenwurm abzulenken, bis ich den Bannkreis aus dem Knochenmehl gezogen und die Zauberformel aktiviert habe. Dann kommt ihr so schnell wie möglich in den Bannkreis. Wenn der Dämon den Kreis berührt, sollte der Zauber auf den Mörder des Orks abgelenkt werden. Das ist alles.«
    An den Gesichtern der beiden Oger erkannte sie, dass es besser gewesen wäre, noch länger nach beschönigenden Worten zu suchen.
    »Das ist alles?«, fragte Mogda entsetzt. »Die Idee ist nicht nur ehrlos, sondern auch noch zum Scheitern verurteilt. Ich würde mich dem Wurm lieber in einem richtigen Kampf stellen. Da weiß man jedenfalls, woran man ist.«
    »Oger nicht für Weglaufen gemacht«, fügte Rator mit Überzeugung hinzu.
    Cindiel wusste, dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, aber um die Abneigung gegen ihren Plan nicht noch weiter zu schüren, entschied sie sich, diesmal ihre Argumente besser zu verpacken.
    »Ihr sollt auch gar nicht vor ihnen fliehen, ihr sollt sie bloß erst ... ablenken und dann zu mir führen. Dafür muss man sehr mutig sein. Und ehrenhaft ist es auch. Und was die Chancen für den Erfolg angehen, würde ich sagen, je schneller wir handeln, desto größer sind sie. Vielleicht ist der Schattenwurm noch nicht in der Nähe, sondern hat nur die Sandläufer vorausgeschickt.«
    »Sie vielleicht Recht«, lenkte Rator als Erster ein.
    Mogda schien überrascht zu sein, seinen Fürsprecher so schnell an die Gegenseite zu verlieren. Aber auch er sah seine Aufgabe jetzt aus einem anderen Blickwinkel. Es waren weniger die Argumente, die Cindiel anführte, als mehr der Klang ihrer Stimme, der ihn dazu veranlasste, Vertrauen in sie zu setzen. Ihr melancholischer Singsang lullte einen so herrlich ein und

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