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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fehlte ihnen sowohl das Öl als auch die Zeit.
    Der Morgen dämmerte bereits, als die Katapulte abschussbereit waren, und jeder auf das Signal des Angriffs wartete. Dann ertönte endlich der langgezogene Ton aus dem Orkhorn. Mit unglaublicher Gewalt lösten sich die Arretierungen der Katapulte und schleuderten ihre zerstörerische Ladung in das kleine, schlafende Dorf. Eins der Geschosse traf die Holzbarrikade und drückte vier der in die sandige Erde vergrabenen Stämme heraus. Ein Spalt, groß genug für einen Oger, klaffte in dem Schutzwall auf. Zwei weitere Geschosse gingen mitten im Dorf nieder und zerstörten ein aus Backstein gefertigtes Haus und eine Scheune. Nur das Katapult von Tastmar und Rolgist verfehlte sein Ziel um einige Schritt. Die Gesteinsbrocken schlugen harmlos vor der Stadt in den Boden ein.
    Schon gaben die Rottenführer brüllend das Kommando zum Nachladen. Im Gegensatz zu den Hektik verbreitenden Orks blieben die Oger gelassen. Und äußerst ruhig, schon fast gelangweilt, machten sich Tastmar und Rolgist wieder ans Aufmunitionieren.
    In Bergbach stiegen die ersten Rauchsäulen auf, und der schwache Schein eines Feuers erhellte die Silhouetten vereinzelter Gebäude. Eine Glocke wurde geläutet, und »Feuer!«-Rufe wurden laut. Nach wie vor nicht ahnend, von wo die Gefahr drohte, eilten die ersten Personen durch die Straßen, um das Übergreifen des Brandes auf andere Gebäude zu verhindern.
    Drei Katapulte feuerten ihre Gesteinsbrocken Richtung Bergbach. Rolgist stand wartend am Wurfarm und blickte zu Tastmar, der gerade dabei war, den letzten Stein in den Schleuderkorb zu legen. Mit einem gelangweilten Nicken gab er den Abschuss frei. Der Wurfarm schnellte in die Höhe, blockte am Wendepunkt und schleuderte die Geschosse in Richtung des kleinen Dorfes. Zwanzig Schritt vor der Befestigungsmauer schlugen sie auf und rollten kraftlos bis kurz vor die Stadttore, ohne weiteren Schaden anzurichten. Bevor die beiden Oger den Blick von ihrem Fehlschlag abgewendet hatten, traf ein Stein Rolgist an der Schulter. Zornig sah er nach hinten und erblickte Brochqnat, der breitbeinig mit in die Hüfte gestützten Armen dastand und sie anbrüllte. »Ihr nichtsnutzigen Tölpel, seid ihr denn für gar nichts zu gebrauchen? Spannt den Wurfarm gefälligst etwas kräftiger. Wenn ich beim nächsten Schuss nicht irgendetwas zersplittern sehe, lernt ihr mich richtig kennen. Nun fangt schon an, den Korb neu zu beladen, und gafft nicht so blöde.«
    Widerwillig machten sich die beiden Oger ans Werk. Rolgist zog den Wurfarm herunter und begann, die Zurrbänder nachzuspannen. Tastmar schleppte währenddessen Stein für Stein in den Wurfkorb.
    In Bergbach liefen die Löscharbeiten auf Hochtouren. Jeder, der den Trupp von Orks und Ogern erkannt hatte und ein Pferd besaß, trat die Flucht durch das Südtor an, gefolgt von denen, die in der Stadt nichts außer ihrem Leben zu verlieren hatten.
    Ursadan würde kein Risiko eingehen. Er würde noch etliche Salven auf das Dorf abfeuern, um jeden möglichen Widerstand zu brechen. Sobald er dann gefahrlos einmarschieren konnte, würde er mit den Plünderungen und Brandschatzungen beginnen.
    Erneut kam der Befehl, zu feuern. Drei Katapulte setzten ihr Vernichtungswerk fort, nur bei Rolgist und Tastmar blieb der Wurfarm unten. Achselzuckend und mit verwundertem Blick schaute Tastmar zu Brochqnat.
    »Ihr dämlichen Idioten«, schnauzte er sie an. »Was ist nun schon wieder?«
    »Klemmt«, sagte Rolgist.
    Sofort stürmte Brochqnat nach vorn zum Katapult.
    »Ihr habt es kaputt gemacht, ihr Dummköpfe. Ihr seid eine Schande für Tabal.«
    Er ging in die Hocke und schob sich unter den Wurfkorb. Vorsichtig trat Tastmar von hinten an ihn heran und hakte den schweren Gurt seines Orkpanzers hinter den Korb. Brochqnat war so damit beschäftigt die Arretierung zu überprüfen, dass er nichts davon bemerkte. Tastmar nickte Rolgist lächelnd zu. Der Wurfarm schnellte nach oben und riss den Ork mit sich. Er gab keinen Laut von sich. Entweder war er zu überrascht, oder die Wucht des Katapultes hatte ihm sofort das Rückgrat gebrochen. Die zweite Möglichkeit wurde jedoch sofort widerlegt, als Tastmar und Rolgist sahen, wie er im Flug mit Armen und Beinen zappelte. Den ersten Abschnitt der Strecke flog er noch gemeinsam mit den Felsen, doch dann fiel er langsam zurück.
    Die Gesteinsbrocken flogen in hohem Bogen über das Dorf hinweg, doch Brochqnat schlug direkt im Zentrum des kleinen Dorfes auf.

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