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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Wigold ins Gras, der den Moment der Ruhe sichtlich genoss. »Was machen wir nun?«
    »Du gehen weiter. Nehmen Cindiel und König. Treffen bei Wald in zehn Meilen, wenn dunkel.«
    Es war nicht nötig nachzufragen, was Rator vorhatte. Cindiel kletterte von seinem Rücken und zog so lange an seiner Provianttasche, bis er zu ihr heruntersah.
    »Bitte töte sie nicht. Sie wollen nur ihren König befreien. Sie sind nicht böse.«
    Wortlos hob Rator wider den Blick zum Horizont.
    Mogda nahm König Wigold in eine Armbeuge, und Cindiel setzte sich wie gewohnt auf seine Schultern. In wenigen Augenblicken waren sie hinter dem nächsten Hügel verschwunden. Rator schaute ihnen nicht hinterher.
    Es dauerte lange, bis die Reiter so weit herangekommen waren, dass Rator sie erkennen konnte. Es waren Fährtenleser in der Tracht der Königsgarde. Ihre Pferde schienen müde und durstig zu sein, was darauf hinwies, dass sie weit von der Truppe entfernt waren. Dennoch musste er vorsichtig sein. Die Signalhörner, die sie geschultert hatten, waren meilenweit zu hören und würden alle verfügbaren Truppen innerhalb weniger Stunden auf ihre Fährte locken. Die beiden Reiter waren mit Langbögen bewaffnet, die an der Seite des Pferdes befestigt waren, und an ihren Gürteln hingen Kurzschwerter. Dennoch würden sie nur kämpfen, wenn sie angegriffen wurden. Sie waren nicht darauf aus, ihre Beute zu stellen, sie würden Verstärkung rufen.
    Sobald sie Rator entdeckten, würden sie kehrtmachen und das Horn blasen. So weit durfte es nicht kommen. Mehrfach wechselte Rator seine Position, um sicherzustellen, dass sie direkt auf ihn trafen, wenn sie über den Hügel kamen. Ein paar Schritt Abstand zu viel, und der Angriff würde scheitern. Schließlich hockte er sich auf den Boden und drückte den Fuß gegen einen Felsen, um mehr Halt zu bekommen. Dann wartete er ab und lauschte dem sich nähernden Pferdegetrampel.
    Die Pferde witterten den lauernden Oger zuerst und schnaubten unruhig. Ihre Schrittfolge wurde ungleichmäßig, und die Tiere waren schwieriger im Zaum zu halten. Die Reiter jedoch erkannten die drohende Gefahr zu spät. Parallel zueinander kamen sie über den Hügel. Rator stieß sich ab und stürmte auf die scheuenden Pferde zu. Dem ersten Pferd schlug er den Ellenbogen auf die Nüstern und rammte es mit vollem Körpereinsatz, sodass auch das dahinter stehende Tier mitgerissen wurde. Beide Pferde konnten sich nicht auf den Beinen halten und brachen zur Seite weg. Der erste Reiter wurde unter seinem Pferd begraben. Der zweite Reiter schaffte es irgendwie, sein Tier wieder auf die Beine zu bekommen und sich dabei im Sattel zu halten. Er zog sein Kurzschwert.
    Rator breitete die Arme aus und brüllte das Tier an. Die Geste verfehlte ihre Wirkung nicht. Das Tier scheute, und der Späher drohte aus dem Sattel zu stürzen. Rator ergriff die Zügel und versuchte, das Pferd am langen Arm herumzuschleudern. Seitlich galoppierend umrundete ihn das Tier fast einmal, bis es endlich stürzte und den Mann abwarf. Sofort war Rator heran und beugte sich über ihn. Dem Mann war die Waffe aus der Hand geglitten, und nun tastete er danach; den Oger ließ er dabei nicht aus den Augen. Mit der einen Hand drückte Rator auf seinen Brustkorb, mit der anderen hob er das Kurzschwert auf. Vor den Augen des Mannes legte er die Waffe zwischen Finger und Daumen und brach die Klinge mühelos am Schaft ab. In der sicheren Erwartung seines Endes schloss der Späher die Augen. Rator riss ihm das Horn vom Leib und zertrat es am Boden. Dann drehte er sich um und näherte sich dem noch immer am Boden liegenden Pferd und brach ihm das Genick. Ohne große Eile ging er auf das erste Tier zu und zog es von dem bewusstlosen Reiter herunter. Das Pferd hatte den Zusammenstoß nicht überlebt, und im Fallen dem Späher das Bein gebrochen. Der Oger machte Horn und Waffen unbrauchbar. Dann wandte er sich ab und verließ das Schlachtfeld.
    Die Dunkelheit hatte eingesetzt, und Mogda überlegte, ob er es wagen konnte, ein kleines Feuer zu entzünden. Cindiel saß mit gesenktem Kopf neben ihm und schmollte. Seit sie Rast machten und auf Rators Rückkehr warteten, hatte sie darauf gedrängt, König Wigold die Fesseln abzunehmen. Beim dritten Anlauf ihrerseits hatte Mogda es aufgegeben, seine Entscheidung zu erklären und schüttelte nur den Kopf, sobald das Thema wieder aufkam. »Na gut, Prinzessin, du kannst ihm den Knebel aus dem Mund nehmen und die Königliche Hoheit füttern.

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