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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Verräter, die Einfluss auf ...«
    In diesem Augenblick zersplitterte das Fenster, und Mogdas lange Arme griffen nach dem König. Er schien so geschockt zu sein, dass er nicht einmal um Hilfe rief. Sofort eilte Cindiel zu ihm und blieb inmitten der Glassplitter stehen, die den Boden übersäten. Mogdas Arm streckte sich ihr entgegen und nahm sie sicher in Empfang.
    Als die ersten Gesichter im Zimmer des Königs am Fenster erschienen und hinausblickten, waren die drei mit ihrer Beute schon hundert Schritt in der Dunkelheit verschwunden.

41
Kleine und große Entscheidungen
 
    Kruzmak umrundete das Lager. Seine Sinne waren wie stets geschärft. Wenn er eines wusste, dann, dass man beim Wachelaufen nicht nur für sich selbst Verantwortung trug, sondern auch für die Gefährten im Lager. Dabei machte es keinen Unterschied, wer in diesem Lager war. Egal ob Oger, Hüttenbauer oder Angehörige des Kleinen Volkes so wie heute Nacht.
    Kruzmak versuchte den Patrouillenabstand zum Lager so gleichmäßig wie möglich einzuhalten. Das unwegsame Gelände jedoch stellte ihn bei seiner verantwortungsvollen Aufgabe immer wieder vor Probleme. Er kletterte über Felsvorsprünge, sprang über kleinere Kluften oder drängte sich an Steilhängen vorbei, und das alles in der Dunkelheit.
    So weit oben in den Bergen drohte den Ogern kaum Gefahr. Dennoch bestand zumindest die Möglichkeit, dass eine Zwergenpatrouille ihr friedliches Zusammensein falsch deutete und sie angriff. Ebenso war es möglich, dass andere Trolle ihre toten Mitstreiter fanden und auf Rache sannen.
    Kruzmak war auf alles vorbereitet ... das dachte er jedenfalls.
    Zwischen zwei gewaltigen Felsbrocken hindurch sah er das beleuchtete Lager. Im Zentrum der Senke loderte ein stattliches Feuer, jedoch erhellten die Flammen nur eine einzelne Person, die auf einem Stein direkt davorhockte. Anhand der Silhouette folgerte der Oger, dass es sich um Kapitän Londor handeln musste. Von den anderen fehlte jede Spur. Besorgt kürzte Kruzmak seine Runde ab, um schnellstmöglich zurück ins Lager zu gelangen.
    Vorsichtig näherte er sich der sitzenden Gestalt des Kapitäns. Mit einem Zischlaut machte er auf sich aufmerksam.
    Verwundert, aber keineswegs ängstlich, drehte sich Londor um.
    »Wo Brakbar und die anderen?«
    Stumm zeigte Londor in die westliche und die östliche Richtung des Lagers.
    Mit zusammengekniffenen Augen folgte Kruzmaks Blick Londors ausgestrecktem Arm.
    Schemenhaft erkannte er die Umrisse der Oger, die fast vollends mit der Dunkelheit verschmolzen und zwischen den Felsen kauerten. In entgegengesetzter Richtung erkannte er den Schein einer halb abgeblendeten Zwergenlaterne.
    Den Gedanken daran, zu seinen Freunden zu gehen und sie zur Rede zu stellen, tat er eben so schnell ab, wie die Idee, sich eine Erklärung bei den Zwergen zu holen. Der Einzige, von dem er eine halbwegs vernünftige Antwort erwarten konnte, saß direkt vor ihm und schaute ihn mit einem wenig glücklichen Ausdruck an.
    »Londor, was sollen das?«
    Der Kapitän zuckte mit den Achseln und sah zu beiden Seiten in die Dunkelheit. »Zuerst war alles wie immer. Wir saßen gemeinsam ums Feuer und schwiegen uns gegenseitig an. Dann rief plötzlich einer deiner Gefährten: ›Kleines Volk sein nur vertrocknete Oger!‹, woraufhin die Zwerge ihr Lager dort drüben aufschlugen. Dann schien es mir so, als wenn Brakbar und die anderen nicht genau wussten, wie sie darauf reagieren sollten und so hockten sie sich dort drüben ins Dunkel. Seitdem sitze ich hier und bete darum, dass es irgendwann beginnt, Verstand zu regnen.«
    Erleichtert hockte sich Kruzmak mit ans Feuer. »Du Vorschlag, was machen?«, fragte er dann.
    »Wieso fragst du mich? Auf diesem Berg bist du doch der Kapitän. Wenn meine Männer so rummaulen, dann befehle ich ihnen einfach, sich wieder zu vertragen.«
    »Das helfen?«
    »Ja, solange ich in der Nähe bin.«
    »Und wenn nicht da?«
    Londor blickte Kruzmak verwundert an. »Keine Ahnung, aber ist doch egal, dann sehe ich es ja nicht.«
    Kruzmak nickte nachdenklich. Ein Gebaren, dessen nur wenige Menschen je ansichtig wurden.
    »Ich holen Oger, du kümmern um Zwerge«, sagte er.
    »Wieso ich?«, entfuhr es Londor.
    »Ich Kapitän und befehlen. Du laufen und machen.«
    Manchmal erstaunte es Londor, wie schnell die Auffassungsgabe der Oger funktionieren konnte, wenn dabei ein Vorteil für sie heraussprang.
    Ohne große Begeisterung machte sich der Kapitän auf den Weg, während Kruzmak schon

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