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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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passt man mal nicht auf, und schon schlägt der Greis Haken wie ein Hase.«
    Mogda überquerte mehrmals die kleine Lichtung, um irgendeine Spur des Königs zu finden.
    »Du bleibst hier und wartest auf Rator«, wies er Cindiel an. »Klettere auf einen Baum, falls die Wölfe es sich anders überlegen. Ich mache mich auf die Suche, bevor die wilden Tiere des Waldes an dem zähen Fleisch ersticken.«
    Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, war er in der Dunkelheit und im Dickicht verschwunden. Cindiel hörte nur noch die knackenden Äste, die unter dem schweren Gewicht des Ogers brachen.
    Als Cindiel nach einigen Stunden noch immer auf dem Baum hockte, hatte sich ihre Laune merklich verfinstert. Ihre Glieder schmerzten, und die Muskeln verkrampften sich von Minute zu Minute mehr, dennoch wagte sie nicht herunterzuklettern, da sie befürchtete, dass in der Dunkelheit die Wölfe auf ein lohnendes Mahl lauerten. Jedes noch so kleine Geräusch ließ sie zusammenzucken. Das Feuer war vor einer Weile ausgegangen, und sie befürchtete, dass Mogda oder Rator in diesem Zustand das Lager und somit auch sie nicht wiederfinden würden.
    Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und kletterte langsam vom Baum herunter. Bei jedem Ast, den sie erreichte, hielt sie einen Moment inne und lauschte in die Schwärze der Nacht. Unten angekommen, eilte sie auf das Lagerfeuer zu und legte hektisch neue Äste auf die fast erloschene Glut. Das trockene Holz flammte ohne Schwierigkeiten auf und erhellte ihre Lagerstätte. Dicht an die Flammen gekauert, massierte Cindiel ihre Waden, die schmerzhaft von Krämpfen durchzogen wurden.
    Sie hörte das Geräusch brechenden Holzes, zu laut, um von einem kleineren Wild hervorgerufen worden zu sein. Nur ein schweres Wesen würde so einen Ast zum Brechen bringen, entweder ein Oger oder ein Bär, wobei ihr die erste Variante deutlich besser gefiel. Ängstlich starrte sie in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Stark humpelnd und mit schmerzverzerrtem Gesicht trat König Wigold in den Feuerschein. Hinter ihm tauchte die massige Gestalt Rators auf, der den König mit zwei Fingern vor sich hertrieb.
    »Den Göttern sei Dank!«, rief Cindiel. »Da bist du wieder, und du hast auch noch König Wigold gefunden.«
    Erschöpft sank der König am Feuer nieder und krempelte sich die Hose am rechten Bein hoch. Mehrere kleine Schnitte zogen sich rund um seine Wade. Die Wunden bluteten und sahen schmerzhaft aus.
    »Was ist mit Euch passiert?«, fragte Cindiel. »War das Rator?«
    König Wigold antwortete nicht, sondern schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, wohl, um den Schmerz zu bekämpfen.
    Rator trat vor die beiden und hob den Fuß ein wenig. Eine Wolfskralle hatte sich um den Fuß des Ogers geklammert. Die beiden Eisenbügel der Falle waren nicht groß genug, um sich über seinem Spann schließen zu können. Die Konstruktion saß eher wie eine eiserne Sandale an seinem Fuß.
    »König hat gefunden Falle zuerst. Hockte an Baum und jammerte wie alte Frau. Hab befreit, dann gefunden andere Falle. Kann nicht nehmen weg ... Finger zu groß.«
    Cindiel wusste, wie hart die Oger für gewöhnlich im Nehmen waren, deshalb entschied sie sich, zuerst dem König zu helfen. Mit einem Zauberspruch und einigen improvisierten Bandagen konnte sie die Blutung stoppen. Ein weiterer Zauber linderte die Schmerzen.
    »König, Ihr müsst mir helfen die Falle von Rators Fuß zu entfernen«, sagte sie dann.
    König Wigold sah sie ungläubig an.
    »Du bist eine Hexe, stimmt's?«
    »Ja. Aber ich bin auch ein kleines Mädchen, und deshalb brauche ich Eure Hilfe. Bitte, Eure Majestät.«
    Zusammen brachten sie genug Kraft auf, um die Klammern die Eisenschienen so weit nach hinten zu biegen, dass die gehämmerten Nieten brachen und aus dem Metall sprangen. Achtlos warf er die beiden Hälften der Falle ins Feuer.
    »Wertlos«, war der einzige Kommentar, den er dazu abgab.
    Wie aus dem Nichts tauchte Mogda hinter ihnen auf. »Na, das nenne ich Gelassenheit. Ihr sitzt hier gesellig am Feuer und lasst mich durch den Wald streunen.«
    Ärgerlich drehte sich Rator zu ihm um.
    »Wie konnte entkommen?«
    Nachdenklich schaute Mogda zu Cindiel, die den Blick gesenkt hielt.
    »Er ist uns nicht entkommen, wir haben ihn zum Holzsammeln geschickt, und dabei muss er sich dann verlaufen haben.«
    Eine Erklärung, die noch nicht einmal der Überprüfung durch ein schlichtes Ogergemüt standhielt, aber Rator unterließ es, weiter darauf

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