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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nachstand.
    Jetzt fiel es Londor erst auf ... Brakbar war nirgends zu sehen.
    Vielleicht wusste der Troll schon, was hier vor sich ging, hatte Brakbar auf der Wache getötet und ihre Gespräche belauscht? Und nun wartete er nur noch den richtigen Zeitpunkt ab, um zuzuschlagen.
    Londors Furcht löste sich in dem Moment auf, als er Brakbar aus dem Dunkeln auftauchen sah. Die Bewegungen des Ogers zeigten deutlich seine Entschlossenheit. Trotz seiner schweren Verletzungen rannte er mit hoch erhobener Axt auf den Troll zu, der ihm den Rücken zukehrte. Die Oger, die Brakbars Nahen noch rechtzeitig bemerkten, rückten vorsichtig von dem Troll ab, der ahnungslos in seinem Proviantbeutel herumkramte.
    Wie ein Rachegott, der vom Himmel herabfuhr, stieß Brakbar sich von einem Felsen ab und flog förmlich auf sein Opfer zu. Die Axt trat im Rücken des Trolls ein, und dann brach die geschärfte Klinge durch den Brustkorb. Die ganze Szene lief lautlos ab. Selbst der tödlich getroffene Troll kippte einfach nur stumm vornüber.
    Brakbar rollte sich ab. Erhobenen Hauptes trat er dem Troll in den Rücken, um die Waffe aus dessen Körper zu ziehen. Kruzmak klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Die anderen Oger taten es ihm nach.
    »Nun zu euch«, wandte Londor sich wieder an das Kleine Volk. »Traut ihr uns noch immer nicht? Wie es mit den kämpferischen Fertigkeiten eurer neuen Verbündeten aussieht, habt ihr ja eben gesehen. Und wir wollen euch an dem großen Sieg über die Trolle teilhaben lassen.«
    Einer der Zwerge stand auf und löste sich aus der Gruppe. »Ich bin Dagholin Steinschmelzer«, sagte er mit herausgestreckter Brust. »Ihr habt unser Vertrauen gewonnen. Unsere Waffen für euren Kampf.« Und mit diesen würdevollen Worten hob er eine verrostete Schaufel.

42
Den König im Nacken
 
    »Das könnt ihr auf keinen Fall machen«, protestierte Cindiel.
    »Wieso nicht?«, fragte Mogda verwundert, obwohl er die Antwort schon kannte.
    »Er ist der König«, fauchte Cindiel entrüstet. »Einen König behandelt man so nicht.«
    »Er ist nicht unser König. Er ist vielleicht dein König.«
    Cindiel trommelte mit beiden Fäusten auf Mogdas Unterarm herum, um ihn davon abzuhalten, König Wigold weiter zu fesseln und zu knebeln.
    »Lass das sein, Prinzessin! Wenn der Alte noch einen ganzen Tag in meinem Nacken hockt und um sich schlägt und beißt, dann platzt mir der Geduldsfaden.«
    Verärgert schaute Cindiel zu Mogda hoch. »Es heißt, ›mir platzt der Kragen‹ oder ›mir reißt der Geduldsfaden‹.«
    »Na, dann pass mal auf, du kleine Besserwisserin.«
    Mogda zog Cindiel am Arm in die Höhe.
    »Siehst du den alten Mann?«
    Cindiel nickte ängstlich.
    »Ich kann machen, dass er nicht noch älter wird. Möchtest du das?«
    Cindiel schüttelte den Kopf.
    »Gut, dann lass ihn mich weiter verschnüren.«
    Rator mischte sich lieber nicht in den Streit ein. Er wusste, dass seine Fähigkeit, Meinungsverschiedenheiten zu schlichten, nicht besonders ausgeprägt war. Er hätte den König schon vor Stunden ruhiggestellt ... aber ohne einen Knebel.
    Cindiel beugte sich den barschen Drohungen Mogdas, sprach aber stundenlang kein einziges Wort mehr.
    Sie hatte sich im Laufe der letzten Wochen an ihre spezielle Art zu reisen gewöhnt, und war nun sogar in der Lage, auf den Schultern der Oger ein kurzes Nickerchen zu halten. König Wigold war noch nicht so weit. Mogda hatte sich ihn einfach wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter geworfen und hielt mit einer Hand seine Fußgelenke gepackt, damit er nicht hinunterstürzte. Nun musste sich seine Atmung dem Lauftempo der Oger anpassen, da Mogdas Schulter ihm bei jedem Schritt die Luft herauspresste. Außer Stöhnen und schwerem Schnaufen drangen keine weiteren Geräusche aus seinem geknebelten Mund.
    Kurz nach einer kleinen Talsenke machte Rator Halt und drehte sich um. Die hinter ihnen liegende Steppenlandschaft bot einen weiten Ausblick.
    Mogda erkannte erst einen Moment später, dass Rator angehalten hatte, und kam in einer Schleife zurückgelaufen. »Worauf wartest du?«
    Angespannt suchte Rator den Horizont ab. Er hob den Arm und zeigte auf einen sich bewegenden Punkt zwei Meilen vor ihnen.
    »Zwei Reiter«, sagte er, ohne auch nur einen Hauch von Verwunderung.
    »Ritter des Königs?«, fragte Mogda nach, der schon Schwierigkeiten hatte, die zwei Punkte überhaupt als Pferde auszumachen.
    »Vorhut. Ritter kommen, wenn sie uns gefunden.«
    Mogda legte den gefesselten König

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