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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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König, nachdem sie ihm erklärt hatten, was sie vorhatten. König Wigold machte keinen sehr verständnisvollen Eindruck, aber wegen der Fesseln und Knebel war das schwer zu beurteilen.
    Als Mogda bereits untergetaucht war, holte Rator noch einmal kräftig Luft. Cindiel folgte ihnen als Letzte.
    Das Wasser war kristallklar, und die Sonnenstrahlen reichten bis auf den Grund. Mogda sah das Tor direkt vor sich. Es ähnelte dem Portal in Turmstein, nur dass sich um dieses schon allerlei Grünzeug gesammelt hatte. Was ihn ein wenig beunruhigte, war die Tatsache, dass das Tor genauso wenig aktiv zu sein schien wie das andere.
    Zwei weitere Schwimmzüge beförderten ihn hindurch. Aus Selbstschutz schloss er die Augen. Erst als er sicher war, das Tor passiert zu haben öffnete er sie wieder. Nichts schien sich verändert zu haben. Er war noch immer in dem Tümpel. Seine letzte Luft verbrauchend, drehte er sich um und blickte zum Tor. Es war nach wie vor da. Beim Auftauchen überkam ihn ein ungutes Gefühl, weil er Cindiel und Rator nicht hatte sehen können. Als er die Wasseroberfläche durchbrach, wusste er, was nicht stimmte. Er war zwar weiterhin in dem Weiher, aber der Weiher nicht mehr in dem Wald. Sein Blick fiel auf das Innere einer Höhle.
    Wände und Decke machten einen lehmig nassen Eindruck. Die Kaverne war wenig breiter als der gesamte Tümpel. Rundherum verlief ein schmaler Weg, gesäumt von zahlreichen Fackeln. Ein einzelner Gang führte weiter, tiefer in diese unwirkliche Behausung. Mogda beeilte sich, mit dem König aus dem kalten Wasser zu kommen um Platz für Cindiel und Rator zu schaffen. Er wischte sich gerade das Wasser vom Körper, als er aus dem kurzen Gangstück Schritte vernahm. Es waren langsame, bedächtige Schritte. Schritte ohne Kraft und Elan. Augenblicklich zog er das Schwert und nahm Kampfhaltung ein. Er behielt die Wasseroberfläche im Auge, um notfalls seine Freunde zu warnen, dann schaute er wieder zum Gang.
    Wie in Trance kam die abgemagerte, gebückte Gestalt eines jungen Mannes um die Ecke. Er hatte die Augen geschlossen, die Arme hingen leblos herab, und er schlurfte langsam an den Rand des Teiches. Das feuchte Haar hing ihm ins Gesicht, und seine zerrissene Kleidung triefte vor Nässe. Regungslos stand Mogda an seinem Platz und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er konnte noch nicht einmal sagen, ob der Mann ihn entdeckt hatte. Noch immer hoffte Mogda, dass seine Gefährten auftauchten ... vergebens. Nach einer Reihe von Überlegungen sprach Mogda die Kreatur an, die unverändert am Rand des Wassers verharrte.
    »Hallo«, sagte er, auch wenn er sich selbst nicht sonderlich originell dabei vorkam.
    Schlagartig drehte sich der Kopf des Mannes in Mogdas Richtung. Die Augen hatte er weit aufgerissen, sie waren tiefschwarz wie blank polierter Onyx. Die Adern an seinem Hals und in seinem Gesicht begannen sich dunkel zu färben und zeichneten sich immer deutlicher ab. Der Mund verzog sich zu einer kreisrunden, lippenlosen Öffnung, in der eine Vielzahl spitzer Zähne aufblitzte. Kurz oberhalb des Mundes sah Mogda Ansätze von kleinen Nesselsträngen. Noch immer stand die Kreatur an ihrem Platz, doch anstatt teilnahmslos auszuharren, bewegte sie jetzt den Oberkörper hin und her, wie eine Katze, die ihre Beute fixiert.
    Ein gespenstischer Fauchlaut entfuhr ihr. Fast ansatzlos machte die Kreatur einen Sprung von mehr als sechs Schritt auf Mogda zu und kam direkt vor ihm zum stehen. Wie ein Raubtier schlug sie die Hand in Mogdas Oberschenkel und hinterließ beim Zurückziehen lange Schnitte im Fleisch. Mogda reagierte zu spät, um den Angriff abzuwehren. Verunsichert von der Verwandlung und der plötzlichen Bewegungsfreudigkeit des Wesens, wich er zwei Schritte zurück. Mit einem Satz war die Kreatur wieder heran, nur blockte Mogda diesmal den Angriff mit seinem Runenschwert. Mit einem Tritt auf den Oberkörper hielt er sich seinen Gegner vom Leib. Doch anstatt zu stürzen, fing das Wesen den Tritt elegant ab und behielt seine Angriffspose bei. Abermals setzte es zum Sprung an und hechtete auf Mogda zu. Doch statt wieder zurückzuweichen, trat Mogda einen Schritt vor und fing seinen Gegner noch im Flug ab.
    Sein Vielfaches an Gewicht erlaubte es ihm, die kreischende Kreatur mit ausgestecktem Arm gegen die Wand zu pressen und dort für einen Moment festzuhalten. Mit der anderen Hand stieß er das Runenschwert in das Geschöpf. Die Klinge durchdrang ohne Schwierigkeiten den Körper und

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