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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Zeltes enorm schwächte. Rator zog die herabhängende Verstrebung herunter, brach sie mehrfach durch und warf sie auf den Tisch.
    »Gut für Feuer«, sagte er und folgte Mogda hinaus.
 
    Die beiden Oger gingen zum Weiher und beobachteten Cindiel, die die prachtvollen Uniformen der königlichen Garde bewunderte. König Wigold folgte den Ogern in einigem Abstand und schloss rasch zu ihnen auf. »Ihr dürft es ihnen nicht verübeln«, sagte er. »Meine Berater sind schon alt und haben ihre Pflicht seit langer Zeit getan. Sie wissen nicht mehr, wie es ist, auf einem Schlachtfeld zu stehen.«
    »Wären sie öfter dort gewesen, wären sie nicht so alt geworden«, erwiderte Mogda und drehte sich breit grinsend herum. Dann wurde er schlagartig wieder ernst. »Wichtig ist, dass Ihr ihnen erklärt, die Truppen nicht in die Wüste zu schicken, bevor wir wissen, was Kruzmak und Brakbar erreicht haben.«
    »Ich habe schon begriffen, worum es geht«, sagte der König. »Ich bin zwar alt, aber noch nicht senil, denn ich stehe jeden Tag auf dem Schlachtfeld der Intrigen und Lügen bei Hofe. Glaubt mir, wer dort nicht ständig auf der Hut ist, stirbt schneller durch ein falsches Wort als durch eine Klinge.«
    Mogda warf einen Stein ins Wasser und beobachtete, wie sich die Wellen ringförmig zum Ufer hin ausbreiteten.
    »Was ist mit der Prinzessin?«
    »Cindiel?«, fragte der König und hob eine Augenbraue. »Ihr kennt sie besser als ich. Was soll ich sagen? Sie beharrt darauf, uns zu begleiten. Sie sagt, sie könne uns allerhand Informationen geben, die für die Schlacht wichtig seien. Aber keine Angst, meine Leibgarde wird sie bewachen und vom Geschehen fernhalten, so gut es geht.«
    Nachdem der König in das ramponierte Zelt zurückgekehrt war, begannen Mogda und Rator damit, ihren Proviant wieder aufzufüllen, und Ausrüstungsgegenstände einzupacken, die sie für wichtig erachteten. Die Essensrationen der Menschen erschienen ihnen sehr klein, und die meisten Speisen, die die Leute des Königs ihnen mitgeben wollten, kannten sie gar nicht.
    Also stopften sie sich die Taschen mit allem voll, das ihnen vom Geruch her zusagte. Rator machte sich einen Spaß daraus, sämtliche Vorräte an Blutkartoffeln, wie die Soldaten sie nannten, einzupacken. Er roch daran und kostete von dem dunkelroten Saft, in dem die kleinen runden Dinger schwammen: ein grässlich säuerlicher Geschmack! Rator wollte die Kartoffeln gerade zurück in den Bottich werfen, als er das empörte Getuschel der Kämpfer bemerkte. Anscheinend war dieses Gemüse etwas Besonderes und in den Augen der Gardisten viel zu schade, um sie den Ogern vorzusetzen. Kurz entschlossen fischte Rator mit den bloßen Händen eine nach der anderen aus dem Fässchen und legte sie in ein ausgebreitetes Tuch, das sich von dem Saft blutrot färbte.
    »Lecker«, brummte er und beobachtete die entsetzten Gesichter.
    Mogda beobachtete das Geschehen belustigt. Er beugte sich zu Rator hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Rator öffnete daraufhin sein Bündel wieder, nahm eine einzelne Blutkartoffel heraus und versenkte sie wieder im Bottich.
    »Wir jetzt Freunde«, sagte er mit übertrieben verständnisvollem Blick. »Oger auch können geben, wenn haben genug.«
    Mogda bedauerte es, die Entrüstung der Gardisten nicht weiterverfolgen zu können, doch er musste los: Die Eskorte der Oger war bereits aufgesessen und bereit zum Aufbruch. Der König hatte acht Soldaten zu ihrem Schutz abgestellt, aber Mogda las in seinen Augen, dass die Männer eher zum Schutz der Bevölkerung bis zum Rand des Gebirges mitreisen würden. Auf jeden Fall würde es in Begleitung von Königstruppen weniger Reibereien geben.
    Cindiel stand vor der Reiterei und verabschiedete sie gemeinsam mit dem König. Die Berater hatten darauf verzichtet, den beiden Ogern alles Gute zu wünschen.
    »Ich komme auch mit in den Krieg«, verkündete das Mädchen stolz.
    »Was für eine Überraschung«, heuchelte Mogda.
    Die beiden Oger beugten sich nacheinander zu Cindiel hinunter und drückten sie vorsichtig an sich.
    »Wir sehen uns doch wieder, oder?«
    »Natürlich, wenn alles vorbei ist, werden wir ein großes Fest feiern. Rator hat schon allerlei Leckereien eingepackt. Aber du versprichst mir, dich während der Schlacht etwas zurückzuhalten. Du weist ja, wir Oger lassen uns ungern die Feinde vor der Nase wegschnappen.« Mogda hoffte, dass es wirklich so einfach werden würde, doch seine Kenntnis der Prophezeiung ließ ihn

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