Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
zweifeln. Er wollte keinen langen Abschied nehmen. Es würde ohnehin so kommen, wie es vorherbestimmt war, und wenn sein Tod schon feststand, wollte er wenigstens der Erste sein, der davon wusste. Mogda erhob sich, ging zu den Reitern und schnappte sich die Zügel eines Pferdes. Dann sah er die Männer der Eskorte nacheinander an. »Auf jeden Fall haben wir genug Proviant«, sagte er und tätschelte dem Pferd beruhigend den Hals. Das gut ausgebildete Tier blieb ruhig stehen und schnaubte nur zweimal kurz. Die berittenen Soldaten nahmen den Ausspruch nicht so gelassen hin und schnappten hörbar nach Luft.
    »Keine Sorge«, beruhigte Mogda sie, »das war nur ein Witz. Oger essen keine Menschen.«
    Einige Soldaten rangen sich ein Lächeln ab.
    »Es sei denn, die Blutkartoffeln schmecken nicht.«
    Rator hockte noch immer vor Cindiel. Er zog seinen langen Dolch hervor und überreichte ihn dem kleinen Mädchen. Die Waffe wirkte in ihrer Hand eher wie ein Schwert, und sie hob die Klinge stolz in die Luft. »Wenn Feind kommen zu nah, töten mit Stich zwischen Beine«, sagte er. »Wenn bei Schlacht brauchen Hilfe, laufen dorthin, wo Orks werden geworfen am höchsten. Dort du mich finden.«
    Ein erleichtertes Lachen löste sich aus Cindiels Kehle, doch sie unterdrückte es gleich wieder, als sie bemerkte, dass Rator eigentlich nicht scherzte.
    Als er aufstand, nickte der Oger dem König zu. Dann gesellte er sich zu Mogda und den Soldaten und klopfte einem der Reittiere auf den Hintern. »Hm, lecker, Pferd.«
    Schnell waren sie außer Sicht und hinter den nächsten Hügeln verschwunden. Die Soldaten waren dennoch ständig darauf bedacht, genügend Abstand zwischen sich und den Ogern zu halten. Mogda war aber recht zuversichtlich, dass sie sich im Laufe der nächsten Tage aneinander gewöhnen würden.
    Am späten Abend hatten sie schon ein gutes Stück des Weges hinter sich gebracht. Es war an der Zeit, das Lager aufzuschlagen. Zwei Lager. Nicht so weit, dass Menschen und Oger einander nicht mehr sehen konnten, aber weit genug, um bei Missverständnissen in Verpflegungsfragen rechtzeitig flüchten zu können.
    Am frühen Morgen machten sich Mogda und Rator ausgeruht zusammen mit den Soldaten wieder auf den Weg. Die Gardisten hatten es sich nicht nehmen lassen, die ganze Nacht abwechselnd Wache zu halten. Die Oger hatten diesen seltenen Umstand für ein ausgiebiges Schläfchen genutzt. Sie kamen schneller voran als gedacht, und die wenigen Menschen, denen sie begegneten, machten einen großen Bogen um sie.
    Rator wagte einen Versuch, das Eis zwischen Menschen und Ogern zu brechen, indem er während der mehr oder weniger gemeinsamen Mahlzeiten vereinzelt Blutkartoffeln an die Soldaten verteilte. Der Plan ging auf. Die Gardisten dankten es ihm mit einer Verringerung des Sicherheitsabstandes. Am Nachmittag des vierten Tages erreichten sie die ersten Ausläufer der Berge und hielten auf einen Pass zu.
    Mogda sah den Soldaten an, wie erpicht sie darauf waren, wieder den Rückweg anzutreten und in gewohnte Umgebung zu kommen. Er wollte sie schon aus ihrer Pflicht entlassen, als Rator ihm zuvorkam und voller Tatendrang auf die Männer zuging. Mit einem Ruck zog er ein triefend rotes Bündel aus seinem Beutel hervor und hielt es den Gardisten vor die Nase. Einen Moment dachte Mogda, einen Anflug von Panik in den Augen der Männer aufblitzen zu sehen, doch als Rator den Beutel öffnete und den Blick auf die restlichen Blutkartoffeln freigab, entspannte sich die Situation. Würdevoll, wie man es von Gardisten des Königs erwartete, nahmen sie das Geschenk entgegen und bedankten sich. Dann machten sie sich auf den Rückweg, und die beiden Oger folgten weiter dem Weg in die Berge.
    Die sorglose Reise bis hierher und die kräfteschonenden Ruhepausen veranlassten Mogda und Rator zu dem Plan, die Nacht durchzumarschieren; so würden sie den Gang über den Pass in nur einem Tag bewältigen. Die Berglandschaft war menschenleer, und auch die Tiere hielten sich fern. Kurz vor Sonnenuntergang und auf halber Höhe zum Bergpass, fiel Mogdas Blick auf das Hinterland von Nelbor. Im Nordwesten erkannte er schemenhaft lange dünne Rauchwolken, die kerzengerade in den Himmel zogen. Ein Feuer konnte er zwar nicht mehr ausmachen, aber es war dennoch offensichtlich, dass es an mehreren Stellen gebrannt hatte. Die einzelnen Rauchsäulen hatten einen großen Abstand zueinander.
    Mogda machte Rator mit einer Kopfbewegung auf den Rauch aufmerksam.
    »Hab schon

Weitere Kostenlose Bücher