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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zaghaftes Grün, und der Wald erwachte aus seinem Winterschlaf. Mogda und Usil hatten die wohlige Wärme des Turms nur selten verlassen, um Proviant oder Brennholz zu holen.
    »Es wird Zeit, dass wir uns aufmachen und jeder seiner Wege zieht. Ich habe das Gefühl, mich zu sehr zu verändern und jemand zu werden, der ich nicht sein will und nicht sein kann«, sagte Mogda gedankenverloren, während er sich vor dem Feuer die Füße wärmte.
    »Das kann ich gut verstehen«, erwiderte Usil, »aber warte bitte, bis ich weg bin, bevor du zu deinen alten Oger-Gewohnheiten zurückkehrst, da ich befürchte, dass du dich sonst nicht mehr daran erinnern wirst, mich laufen zu lassen.«
    »Ein Versprechen war für mich immer ein Versprechen, daran hat sich nichts geändert. Du hast mir geholfen, und dafür schenke ich dir die Freiheit. Ich verspreche dir, dass du nächste Woche wieder zu Hause bist, und ich hoffe, du siehst uns Oger jetzt mit anderen Augen. Ich würde mir wünschen, dass du auch anderen von unserer Begegnung ... Hast du das auch gehört?«, unterbrach Mogda sich erschrocken.
    »Was?«
    »Da draußen ist jemand. Und es ist kein Mensch.«
    Mogda bewegte sich in gebückter Haltung zum Fenster, wobei das in etwa so sinnvoll war, wie ein Mensch der einen Zwerg imitiert. Er schaute einen Augenblick verstohlen hinaus und sagte dann in schon beunruhigend gelassener Weise: »Es wäre besser, du versteckst dich.«
    »Meinst du nicht, die da draußen sind darauf gefasst, dass sie hier einen Menschen antreffen und eher verwundert, dich zu sehen?«, entgegnete Usil.
    »Kann schon sein«, sagte Mogda weiterhin ruhig, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden, »aber es ist mir lieber, ich verblüffe den Trupp Orks mit meiner Anwesenheit, als dass sie dich töten.«
    Er erhob sich, ging zur Tür, öffnete sie und begab sich nach draußen. Beim Hinausgehen nahm er sich eine kurze Deichsel mit zwei Ketten von der Wand, die früher wohl für die Feldarbeit genutzt worden war, aber jetzt nur noch zur Dekoration diente, und steckte sie sich hinten in die Hose.
    Dreißig Orks kamen durch das Dickicht im Norden auf die Lichtung zu. Im Schlepptau führten sie zehn Oger bei sich, die mit Fußketten aneinandergefesselt waren. Ihren Bewegungen nach zu urteilen waren sie schon seit vielen Tagen unterwegs und hatten seitdem nur wenig gerastet. Der Trupp Orks war voll gerüstet und machte dennoch einen jämmerlichen Eindruck. Die Disziplinlosigkeit, mit der sie marschierten, ließ eher auf eine Herde Rindviecher schließen als auf bewaffnete Soldaten. Mogda wusste, dass sie im Kampf nicht gut organisiert waren, es sei denn, sie hatten einen guten Heerführer, der mit fester Hand durchgriff. Sie hielten geradewegs auf ihn zu und waren augenscheinlich nicht allzu überrascht, einen Oger in einem Turm anzutreffen.
    Der Anführer gab beiläufig einige Anweisungen weiter. Der Trupp teilte sich auf. Ein Dutzend Orks blieb am Rand der Lichtung bei den Ogern stehen und bereitete sich auf eine kurze Rast vor. Die restlichen Orks kamen auf Mogda zu, ohne sich besonders zu beeilen oder besonders feindselig zu wirken.
    Zehn Schritt vor ihm kamen sie zum Stehen.
    »Tabal fordert seine Schulden bei dir ein, Oger. Wir ziehen erneut in den Krieg, und ihr leistet euren Kriegsdienst wie immer«, sagte der Anführer grob.
    »Sagt wer?«, fragte Mogda trocken.
    »Bist du taub? Tabal, das hab ich doch gesagt«, lautete die gereizte Antwort.
    »Na so was, Tabal spricht mit dir?«
    »Nein, die Meister haben mich geschickt, ich soll euch nach Norden ins Gebirge bringen, wenn nötig mit Gewalt.«
    Mogda grinste. »Du meinst, du könntest mir etwas antun?«
    »Du dämliches Vieh, ich bin der Bruder von Ursadan, dem Helden von Osberg. Wenn du dich weigerst mitzukommen, gebe ich den Befehl, dich zu töten. Du wirst dem Ruf von Tabal folgen und deine Schuld bezahlen«, brach es zornig aus dem Ork hervor.
    »Erstens kenne ich deinen Bruder nicht, aber da er wohl ein Held ist, bin ich froh, dass es wenigstens einer aus der Familie zu etwas gebracht hat.
    Zweitens weiß ich nichts von einer Schuld, die ich bezahlen müsste, und drittens werde ich nicht gern von irgendwelchen Speichelleckern herumkommandiert, die mit wilden Geschichten im Gepäck durch die Landschaft streifen und sich wichtigtun.«
    Das war zu viel für die Eitelkeit des Anführers. Er fuchtelte mit der orkischen Doppelaxt in der Luft herum und schrie: »Tötet den Verräter.«
    Das ging aber schnell, dachte

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