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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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brauchte ein wenig Zeit, um die Situation zu überdenken. Das Versprechen, das er Usil gegeben hatte, wog schwer. Er hatte nicht vor, dieses Band zu zerreißen, obwohl es ihm vor der Zeit im Turm unwirklich vorgekommen wäre, eine irgendwie geartete Verbindung mit einem Menschen einzugehen.
    »Wenn ihr ihn unbeschadet laufen lasst, folge ich euch. Das schwöre ich bei Tabals Zorn. Falls ihr ihm aber etwas antut, schwöre ich genauso, dass ich euren ganzen Trupp ausrotten werde und mich dann auf die Suche nach euren Familien mache, um mich auch an diesen zu rächen«, protzte er herum und hoffte, die Orks damit ein wenig einzuschüchtern, da er wusste, dass ihr Wort nicht viel galt.
    Die Situation entspannte sich etwas. Usil wurde weiterhin von den beiden Orks bewacht, während drei andere vorsichtig auf Mogda zukamen, um ihm eine Fußfessel umzulegen. »Warum die Fessel?«, fragte Mogda, obwohl er die Antwort schon kannte.
    »Deswegen«, antwortete einer und zeigte auf den toten Anführer.
    »Das ist kein Schutz für euch, nur eine leichte Behinderung für mich«, knurrte Mogda abermals drohend. Er betrachtete seine Verletzungen. Sie schienen nicht so schwer zu sein, dass er sie verbinden musste. Usil schaute zu ihm hinüber und nickte ihm freundschaftlich zu. Einer der Orks trat dem Alten in den Rücken und fauchte ihn an. Usil krabbelte auf allen vieren nach vorn, richtete sich auf und lief in südlicher Richtung davon. Am Waldrand drehte er sich um und erhob die Hand zum Gruß.
    Die Kriegsmeute machte sich aufbruchbereit. Mogda wurde als Schlusslicht bei den anderen Ogern eingereiht. Sie marschierten in nördlicher Richtung, ohne auf Pfade oder Wege zu achten. Ein einzelner Oger bildete die Vorhut. Er war mit einer übergroßen Machete ausgestattet und bahnte sich und den anderen den Weg durch das schier undurchdringliche Gestrüpp. Er war der Einzige, der keine Fesseln trug. Anscheinend vertrauten die Orks ihm, und außerdem schien er zu wissen, wo es langging, denn ohne eine direkte Anweisung zu bekommen, arbeitete er sich um größere Hindernisse herum, um dann wieder die alte Richtung einzuschlagen.
    Die Orks fürchteten anscheinend keine Verfolger und unternahmen dementsprechend wenig, um ihre Spuren zu verwischen. Die Oger gingen in Reih und Glied wie eine Herde Schafe, die zur Schlachtbank geführt wurde. Unterwegs wechselten sie kaum ein Wort, nur die kurzen und knappen Anweisungen der Orks durchbrachen ab und zu die Stille. Sie legten trotz der Unwägbarkeiten ein recht hohes Tempo an den Tag und marschierten bis zum Sonnenuntergang. Sie hatten ungefähr sechzig Meilen zurückgelegt und waren auf halbem Wege zu den Ausläufern des Bergwalls vorgedrungen. Westlich von ihnen lag das Tannenverlies, das seinen tiefschwarzen Schatten schon seit Stunden auf ihren Weg warf.
    Oger und Orks schlugen zwei getrennte Lager auf, die dreißig Schritt auseinanderlagen. Die Orks versammelten sich gleich um ihren neuen Anführer. Soweit Mogda verstand, hieß er Sogrum. Sogrum schien ein Ork von der Sorte zu sein, dem niemand gern den Rücken zukehrte, was bei Orks eine recht weit verbreitete Eigenschaft war. Ihm war es wohl auch zu verdanken, dass seine Kameraden Mogda nicht getötet hatten, als er mit dem alten Anführer kämpfte. Sogrum hatte anscheinend seine Chance darin gesehen, durch Nichtstun zu einem guten Posten zu kommen.
 
    Mogda saß stumm am Feuer und schaute nachdenklich in die Glut. Der lange Marsch war für ihn nicht wirklich anstrengend gewesen, denn er hatte den Winter ohne Schwierigkeiten überstanden. Aber dieser Winter hatte andere Spuren hinterlassen. Mogda hatte seine Sorglosigkeit verloren, und seine jetzigen Reisebegleiter machten die Lage für ihn nicht gerade einfacher.
    »Warum du gekämpft?«, riss eine Stimme Mogda aus den Gedanken.
    Sein Blick fiel zur Seite, und im schwachen Schein des Feuers konnte er den Oger erkennen, der auf der Reise direkt vor ihm gelaufen war. Zum ersten Mal nahm Mogda ihn richtig wahr, da er während des Marsches zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen war.
    »Du krank?«, drang wieder die Stimme des Ogers zu ihm durch.
    »Nein, nicht krank, aber so was Ähnliches ... nachdenklich«, antwortete Mogda halb flüsternd.
    »Oh ja«, antwortete sein Gegenüber verständnisvoll, »ich auch schon gemacht. Nicht gut.«
    Mogda nickte beiläufig, und der andere tat es ihm nach, als wenn sie für ein gemeinsames Problem nun eine Lösung gefunden hätten.
    »Mein Name

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